Darum gehts
- Schweizer KMU hoffen auf Zollsenkung auf 15 Prozent für US-Exporte
- Starker Franken und Unsicherheit bleiben Herausforderungen für Schweizer Unternehmen
- Thermoplan beliefert seit 1999 alle Starbucks-Filialen weltweit mit Kaffeeautomaten
Bundesrat Guy Parmelin (66) ist gerade in Washington und trifft sich mit dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer zu Zollgesprächen. Schon länger brodelt die Gerüchteküche, dass es bald zu einem neuen Deal kommen könnte. Die Rede ist dabei von 15 Prozent Zoll. Doch wie erleichternd wäre das für die Schweizer KMU nach dem 39-Prozent-Zollhammer?
«Ein Zollsatz von 15 Prozent würde bei uns grosse Entlastung und grosse Freude auslösen», sagt Adrian Steiner (50). Er ist CEO von Thermoplan. Seit 1999 beliefert die Schweizer Firma aus Weggis LU alle Filialen von Starbucks weltweit exklusiv mit Kaffeeautomaten. Auch McDonald’s gehört zu den Kunden des Produzenten.
Produktionsverlagerung möglich
Gleichzeitig betont Steiner: «15 Prozent sind nach wie vor anspruchsvoll – doch es liegt wieder in unseren Händen.» Damit würde für Schweizer Firmen derselbe Zollsatz wie für EU-Unternehmen gelten.
Steiner hatte sich bereits ernsthaft Gedanken über eine Produktionsverlagerung gemacht. Er prüft beispielsweise, ob die Zölle von 39 Prozent mit einer Endmontage beim Tochterunternehmen in Deutschland umgangen werden könnten. «Doch mit einem Zoll von 15 Prozent würde das Projekt obsolet werden», so Steiner.
Dabei will US-Präsident Donald Trump (79) mit den Zöllen erreichen, dass mehr Firmen ihre Produktion in die USA verlagern. «Auch das müssen wir in Betracht ziehen», erklärt der CEO. «Nächste Woche nutze ich einen Besuch in den USA unter anderem auch zur Diskussion über Standortmöglichkeiten.» Daran ändert sich auch mit einem Deal von 15 Prozent Zoll nichts. Schliesslich bleiben die Rahmenbedingungen mit dem nach wie vor starken Franken anspruchsvoll.
Sicherer Hafen als Belastung
Den starken Franken sieht auch Stefan Brupbacher (57), Direktor des Branchenverbands Swissmem, als grosse Herausforderung. Dieser verteuere die Schweizer Produkte massiv. Der Direktor betont: «Die dringende und zwingende Senkung der US-Zölle auf 15 Prozent würde eine leichte Entspannung bedeuten – aber keine Entwarnung.» Die weltweite Unsicherheit würde bleiben – und den Kauf von Maschinen nach wie vor bremsen.
Ähnlich sieht das Nicola Tettamanti (38), Präsident des Verbands Swissmechanic: «Von einem Befreiungsschlag würde ich nicht sprechen, aber für unsere Mitglieder wäre es eine deutliche Entlastung.» Auch bei einer Reduktion auf 15 Prozent bleibe die Lage angespannt. «Eine Zollsenkung wäre ein wichtiges Signal und bringt Luft – aber der Druck auf die MEM-Branche bleibt hoch», so Tettamanti weiter.
Thermoplan-Chef Steiner findet einen Zollsatz von 15 Prozent tragbar. «Mit unserem tollen Team in Weggis werden wir auch diese Herausforderung meistern können», ist er sich sicher.
Bessere Ausgangslage für Weleda
Naturkosmetikhersteller Weleda sieht bei 15 Prozent Zoll ebenfalls eine deutlich bessere Ausgangslage. «Wenn die Zölle sinken, können wir unser Wachstum in den USA weiter beschleunigen. Skin Food hat dort Kultstatus, die Nachfrage steigt kontinuierlich», sagt Chefin Tina Müller (57) zu Blick. Letztes Jahr wuchs Weleda in den USA um 11 Prozent, was auch dieses Jahr wieder angestrebt wird. Das liegt vor allem an den Produkten von Skin Food.
Aktuell produziert Weleda bereits einen Teil der Kosmetikprodukte in Stuttgart (D). Waren, die in Arlesheim BL produziert werden, leiden jedoch unter dem Zollhammer von 39 Prozent. «Ein Zollsatz von 15 Prozent würde unser Geschäft in den USA deshalb deutlich entlasten», so eine Mediensprecherin weiter.
Blick hat bei weiteren Firmen wie Ricola oder Victorinox zum bevorstehenden Zolldeal angefragt. Diese wollten sich jedoch aufgrund der grossen Unsicherheiten nicht näher äussern.
Schweiz wieder wettbewerbsfähig
Fabio Regazzi (63), Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands SGV, ist der Meinung, dass 15 Prozent Zölle für die Schweizer KMU zwar schlecht, aber tragbar sind – sofern die Zölle für alle Länder gelten. «Am Ende zahlen vor allem die Amerikaner den Preis. Wir können das ertragen», meint Regazzi.
Der grosse Vorteil von 15 Prozent Zoll wäre, dass die Schweiz gegenüber Konkurrenz aus Europa und auch Japan wieder wettbewerbsfähig wird. «Im Vergleich zu Europa und anderen Ländern waren wir stark benachteiligt», so der Mitte-Ständerat gegenüber Blick. «Wenn es zu den 15 Prozent kommt, haben wir immerhin eine Gleichbehandlung mit anderen Unternehmen im EU-Raum.»
Der Politiker wundert sich über die Art und Weise, wie der Deal ins Rollen kam. Schliesslich trafen sich letzte Woche nicht Politiker, sondern sechs Schweizer Wirtschaftsführer im Oval Office mit Trump. Doch Regazzi meint: «Am Ende zählt das Resultat.»