Darum gehts
- Trump lobt Schweizer Wirtschaftsvertreter und ermutigt zu weiteren Verhandlungen
- Schweizer Firmenvertreter trafen Trump, um Folgen der US-Zölle zu erklären
- 39 Prozent Zollschock auf Schweizer Produkte in den USA
«Job well done!» – nur schon diese drei Worte aus dem Mund des US-Präsidenten Donald Trump (79) sind ein Zeichen der Hoffnung für die von US-Zöllen gebeutelte Schweizer Wirtschaft. Einerseits lobt Trump damit den Auftritt der Schweizer Vertreter im Oval Office,, andererseits ermutigt er seinen Handelsbeauftragen Jamieson Greer (46), weiter mit der Schweiz zu verhandeln.
Zum Hintergrund: Am Dienstag hatte Trump Schweizer Firmenvertreter getroffen. Das hatte Trump auf seiner Plattform Truth Social mitgeteilt.
Der Zweck aus Schweizer Sicht: Nach dem Zollschock von 39 Prozent sollen Unternehmer dem Unternehmer Donald Trump direkt erklären, welche Folgen seine Zölle auf das Land haben. «Es handelt sich hier um eine private Initiative», sagt das Departement von Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65). Der Bundesrat war aber über das Treffen informiert und hat bei der Vorbereitung mitgeholfen. Verhandlungskompetenz hatte die Gruppe keine. Die Motivation: Nicht zuletzt das Eigeninteresse. Denn die Firmen leiden unter den Zöllen.
Ein gutes Zeichen für die Schweiz
Zuerst war nicht klar, wer hinter dem Treffen steckt. Es wurden keine Namen kommuniziert. Doch jetzt ist klar, welche vier Schweizer Unternehmer bei Trump waren, wie der Tagesanzeiger zuerst berichtete.
Zur Delegation gehörten:
- Daniel Jaeggi (64), der Mitgründer des Genfer Rohstoffriesen Mercuria. Dieser hat seit Jahren im grösseren Stil in die amerikanische Energie-Infrastruktur investiert. Das gemeinsame Vermögen von ihm und seinem Geschäftspartner schätzt die «Bilanz» auf 2,2 Milliarden Franken.
- Alfred Gantner (57), Partners Group-Mitinhaber. Der Zuger Milliardär tauchte als junger Mann bei einem Sprachaufenthalt in den Staaten in die Mormonen-Community ein. Er bezeichnete das einst als ein Schlüsselerlebnis seines Lebens gegenüber Blick. Seine Frau Cornelia studierte in den USA Journalismus und arbeitete beim TV-Sender NBC, sie verfügen über ausgezeichnete Beziehungen.
- Johann Rupert (75), Präsident des Luxusgüterkonzerns Richemont. Der südafrikanische Milliardär ist auch Inhaber der Spitalkette Mediclinic, zu der in der Schweiz die Hirslanden-Gruppe gehört. Rupert traf Trump nicht zum ersten Mal. Er war bereits im Frühling im Weissen Haus, anlässlich des Staatsbesuches des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa.
- Jean-Frédéric Dufour (57), Rolex-Chef. Er schaffte schon im September etwas, wovon die Bundesräte nicht mal träumen können. Er konnte mit Trump stundenlang plaudern. Und zwar während des US Open Finales. Wie schaffte er das? Dufour lud Trump in die Rolex-Loge ein für das prestigeträchtige Tennisspiel.
Und was ist mit Big Pharma aus Basel? Laut Blick-Informationen gehörten Novartis und Roche nicht zu den Firmenvertretern aus der Schweiz. Die Basler verhandeln offenbar separat über einen eigenen Medipreis-Deal.
Für die Schweiz dürfte der Post von Donald Trump aus vier Gründen ein gutes Zeichen sein:
- Erstens ist man bis zum US-Präsidenten vorgedrungen. Es ist nun klar, dass das Problem bei ihm angekommen ist. Der Handelsbeauftragte Jamieson Greer hat sogar den Auftrag erhalten, am Dossier weiterzuarbeiten.
- Zweitens stellt Trumps Post auch klar, dass der Handelsbeauftragte Greer für das Dossier verantwortlich ist. Bisher hatte sich auch Handelsminister Howard Lutnick (64) immer wieder medial in die Debatte eingeschaltet. Und auch Finanzminister Scott Bessent (63) galt als mögliche Anlaufstelle. Für die Schweiz ist das wichtig, weil sie sich im permanenten Austausch mit der US-Administration befindet.
- Drittens ist die US-Regierung wegen des Shutdowns auf Sparflamme unterwegs. Das heisst, es werden nur wichtige Dossiers und Verhandlungen überhaupt angepackt. Wenn sich also Trump mit Schweizer Wirtschaftsführern im Oval Office trifft, bedeutet das, dass unser Land auf der Prioritätenliste weit nach oben gerutscht ist. Das ist die beste Nachricht für die Schweiz seit dem Liberation Day am 2. April.
- Viertens zeigt die Strategie von Wirtschaftsminister Guy Parmelin langsam Erfolg: Er und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) waren bereits im August mit einem Team Switzerland in den USA aufgetreten. Neben der Politik setzte man gezielt auch auf Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft, um im Dossier voranzukommen. Schon am US-Open hatte Rolex-CEO J Dufour mit Trump gesprochen und konnte offenbar eine gewisse Vorarbeit leisten.
Eine Absichtserklärung für ein Zollabkommen scheint deutlich greifbarer als auch schon. Trotz Zuversicht: Am Ende wird Donald Trump entscheiden. Bleibt er positiv gestimmt, könnte das schon in den nächsten Wochen sein, möglicherweise auch bei einem WEF-Besuch in Davos. Die Schweiz weiss seit dem Zollhammer am 1. August aber auch: Es kann bei Trump alles auch ganz anders herauskommen, als man es sich erhofft.