Darum gehts
- Restaurant «Schützehuus» schliesst per Ende Jahr
- Für die drei Wirte winkt der Ruhestand
- Gemeinde Wädenswil soll Übernahme zur Erhaltung des beliebten Treffpunkts erwägen
Schweizer Restaurants, die ihre Türen schliessen: Davon gab es in der Vergangenheit nicht nur eine Welle, eher einen regelrechten Tsunami. Der Engel in Koblenz AG, das Veranda in Bern oder das Strauss in Winterthur ZH sind nur einige von vielen Beispielen. Vom Edellokal bis hin zur gemütlichen Kneipe schmeissen Köche den Bettel hin – aus den verschiedensten Gründen.
Ende Jahr soll nun auch das Restaurant «Schützehuus» in Au-Wädenswil ZH Geschichte sein. Nach 34 Jahren Betrieb hört das Wirtetrio auf, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Sie gehen in Pension und planen derzeit den Verkauf der in die Jahre gekommenen Immobilie mit Baujahr 1913.
Gemeinde soll Kauf prüfen
Wädenswiler Gemeinderäte von links bis rechts wollen aber nicht, dass der beliebte Treffpunkt ganz aus ihrem Ort verschwindet. Sie fordern den Stadtrat darum auf, einen möglichen Erwerb des Grundstücks zu prüfen, schreibt die Zeitung.
Es besteht also die Möglichkeit, dass die Gemeinde Wädenswil Käuferin der Liegenschaft wird. Käme dies zustande, wäre das Schicksal des «Schützis» – wie die Beiz auch liebevoll genannt wird – kein Einzelfall.
Immer wieder übernehmen Gemeinden in der Schweiz einen kriselnden Restaurantbetrieb. So kaufte die Luzerner Gemeinde Schötz das Restaurant St. Mauritz im Sommer 2025 für 2,2 Millionen Franken. Vor das Schötzer Stimmvolk kam das Vorhaben nicht, da es im Finanzvermögen der Gemeinde bilanziert wurde.
Ein umstritteneres Beispiel aus demselben Kanton: Das Stimmvolk in Hochdorf LU nahm am 28. September 2025 den Kauf des Restaurants «Mare» durch die Gemeinde knapp an. Das Kantonsgericht Luzern ordnete im Anschluss jedoch an, die Kaufverhandlungen auf Eis zu legen. Dass die Gemeinde das Lokal bereits gekauft und eine Beschwerdefrist nicht abgewartet hatte, sorgte für zusätzlichen Knatsch. Kritiker monierten, dass es nicht die Aufgabe der Gemeinde sei, eine Beiz zu kaufen.
«Zu einem rechten Dorf gehört auch eine rechte Beiz»
Dieser Auffassung widerspricht Urs Pfäffli (62) Präsident vom Verband Gastro Kanton Zürich: «Der Austausch und das Gefühl, sich zu Hause zu fühlen, gerade in der heutigen Zeit, hat für viele Menschen eine wichtige und grosse, ja sogar therapeutische Bedeutung», sagt er gegenüber Blick. Der Zürcher erachtet es deshalb als richtig und wichtig, dass Gemeinden die Gastronomie unterstützen. «Schliesslich leisten sie einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft», fügt er an.
Am meisten Sinn mache ein solches Engagement in einer Ortschaft, in der es keine alternativen Angebote gibt, erklärt eine Sprecherin vom Verband Gastrosuisse. Sie betont: «Das Engagement einer Gemeinde darf jedoch nicht den Wettbewerb verfälschen.»
Für die Praxis spricht sich auch Urs Heller (72), Chefredaktor des Branchenmagazins «Gault Millau», aus: «Zu einem rechten Dorf gehört auch eine rechte Beiz», sagt er. «Ich finde es super, wenn Gemeinden da engagiert sind.» Ein Lokal auf Gault-Millau-Niveau müsse es nicht unbedingt sein: «Eine ganz normale Wirtschaft mit freundlichen Gastgebern genügt.»