Darum gehts
- Zürcher Spitzenrestaurant Elmira sucht dringend Investoren, Finanzierung nur bis Jahresende gesichert
- Innovative Konzepte und Michelin-Sterne schützen nicht vor finanziellen Schwierigkeiten
- Sechs Angestellte des «Elmira» haben bereits die Kündigung per Ende Jahr erhalten
Jetzt erreicht die Gastrokrise auch die Wirtschaftsmetropole Zürich. Die Stadt, in der viele Firmen sitzen, die ihre Kunden zu teuren Essen einladen. Und wo Gastro-affine Menschen mit dickem Portemonnaie leben. Neustes Beispiel ist das Fine-Dining-Restaurant Elmira im Zürcher Löwenbräu-Areal. Das mit einem Michelin-Stern und 16 Gault-Millau-Punkten dekorierte Lokal sucht dringend Investoren, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Sechs Angestellte haben bereits die Kündigung per Ende Jahr bekommen.
«Wirtschaftlich sind wir noch nicht dort angekommen, wo wir sein wollten», schreibt Mitgründer und Verwaltungsrat Lukas Bühler in einer Mitteilung. Im ersten Halbjahr 2025 sei die Auslastung «deutlich hinter den Erwartungen» zurückgeblieben. Jetzt geht dem «Elmira» das Geld aus. Bis Ende des Jahres sei die Finanzierung des Betriebs noch gewährleistet. Danach brauchen die Gastronomen aber dringend frisches Kapital. Ob und wie es weitergeht, ist noch nicht klar. Die Kündigungen sind ausgesprochen worden, um den Betrieb im schlimmsten Fall geordnet beenden zu können. Heisst: Der Baum brennt lichterloh!
Lag es am innovativen Konzept?
Dass es so schlecht um das «Elmira» steht, überrascht. Das Spitzenrestaurant gilt als Shootingstar der Gastroszene: 2022 wurde es eröffnet und nur ein Jahr später bereits mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Von Gault Millau gabs zuletzt 16 Punkte. Das Gastro-Magazin kürte Küchenchef Vilson Krasnic (36) erst im Juli zum Koch des Monats.
Das Konzept ist ebenso mutig wie innovativ: Gäste bezahlen Menü und die Weinbegleitung im Voraus – und geniessen den Abend dann, ohne ans Geld denken zu müssen. Es hat offenbar aber nur bedingt funktioniert. Rückblickend sei dieses Konzept «vielleicht noch zu gewöhnungsbedürftig für Zürich» gewesen, schreiben die Gastronomen.
Teure Investitionen in die Küche
Definitiv bald Geschichte ist das Restaurant Rüsterei im Zürcher Sihlcity. Das Gastro-Urgestein schliesst Ende Jahr endgültig seine Türen, wie das Portal Blue News zuerst berichtet hat. Schuld am überraschenden Aus nach 18 Jahren sind laut den Betreibern zwei Faktoren: teure Investitionen in die Küche und ein Mietvertrag, der 2028 ausläuft.
Eine vorzeitige Verlängerung des Vertrages – nur so hätte sich die Investition für die Betreiber gelohnt – haben die Besitzer des Lokals abgelehnt. «Leider konnten wir mit der Eigentümerschaft keine gemeinsame Lösung für diese Diskrepanz finden», schreiben die Betreiber auf Instagram. Am 19. Dezember ist die «Rüsterei» zum letzten Mal geöffnet.
Eine Schliessung nach der anderen
Die gehobene Gastronomie hat derzeit schweizweit einen schweren Stand. Meldungen über Schliessungen häufen sich. Zuletzt hat es das Restaurant Verena in Olten getroffen. Spitzenkoch Dave Wälti (37) gibt das Lokal auf. Trotz 15 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern zwingen ihn wirtschaftliche Schwierigkeiten zur Schliessung.
Zuvor hat in Bern das Restaurant Veranda sein Ende bekanntgegeben. Obwohl Küchenchef Max Zwahlen mit frischen, regionalen Zutaten und saisonaler Küche überzeugte. Und sein kulinarisches Schaffen immer wieder mit Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Basel verliert mit dem «Ackermannshof» mit Küchenchef Flavio Fermi (41) sein Aushängeschild.
Auch Baden AG verliert sein bestes Lokal. Das Restaurant Paradies schliesst überraschend seine Türen – und zwar per sofort. Trotz 15 Gault-Millau-Punkten zwingen wirtschaftlicher Druck und akuter Personalmangel das Lokal zur sofortigen Aufgabe. Gastronom Niklas Schneider bedauert den schweren Entschluss.