Darum gehts
- Sternekoch Daniel Pittet scheitert mit Fine-Dining-Konzept und wird Hoteldirektor
- Pittet schuldet Gläubigern noch viel Geld, bezeichnet es als private Angelegenheit
- Seit Jahresbeginn mussten fast 900 Schweizer Gastrobetriebe Konkurs anmelden
Er war der Gastro-Hoffnungsträger im Obergoms: Sternekoch Daniel Pittet führte jahrelang erfolgreich den «Loohof» in Oftringen AG, wo er zuletzt 15 GaultMillau-Punkte erreichte. Vor einem Jahr wagte der Walliser den Schritt zurück in die Heimat und übernahm das Restaurant Lauber in St. German VS.
Wenige Monate später war aber alles schon wieder vorbei. Pittet ist mit seinem Fine-Dining-Konzept, mit dem er auf regionale Produkte und eine reduzierte Küchencrew setzte, hochgradig gescheitert. Die Umsätze blieben weit hinter den Erwartungen zurück, sagte er dem «Walliser Bote».
Statt sich aus dem Staub zu machen, blieb Pittet laut der Zeitung der Region treu. Der Sternekoch wechselte vom Pleite-Restaurant ins Hotel – und wurde im Obergoms kurzerhand Hoteldirektor im Hubertus in Obergesteln VS.
Pittet zu Schulden: «Private Angelegenheit»
Pikant an dieser schnellen Wiedergeburt: Pittet schuldet seinen Gläubigern laut «Walliser Bote» noch viel Geld. Gegen seine Firma, die Kuhlinarikum Gastro GmbH, laufen mehrere Betreibungen und Konkurseröffnungen. Offen seien rund 50’000 Franken – darunter ausstehende Mieten, unbezahlte Rechnungen bei Lieferanten, sowie Forderungen von Sozialkassen. Allein der Restaurant-Besitzer in St. German wartet laut Bericht auf rund 7000 Franken.
Pittet selbst äussert sich zu den Schulden gegenüber der Zeitung nur schriftlich. Es handle sich um eine «private Angelegenheit» zwischen ihm und den Gläubigern. Er werde sich «um eine für beide Seiten befriedigende Lösung bemühen». Seine neue Tätigkeit im Hotel Hubertus stehe «in keinerlei Zusammenhang» mit den offenen Forderungen.
Immer mehr Schliessungen
Der Fall Pittet steht exemplarisch für eine Branche im Umbruch. Allein seit Jahresbeginn mussten laut der Wirtschaftsauskunft Crif fast 900 Schweizer Gastrobetriebe Konkurs anmelden – ein Viertel mehr als im Vorjahr. Betroffen sind längst nicht nur einfache Beizen, sondern auch GaultMillau- und Michelin-Adressen. Zuletzt machten unter anderem das Paradies in Baden, das Veranda in Bern oder das Rosi in Zürich dicht.
Die Gründe sind vielfältig: Fachkräftemangel, steigende Löhne, teure Mieten, verändertes Konsumverhalten. «Wir erleben in der Gastronomie einen Strukturwandel, der auch vor der gehobenen Küche nicht haltmacht», sagt Urs Pfäffli, Präsident des Zürcher Gastroverbands, gegen Blick. Besonders heikel: In der Spitzenküche steckt viel Handarbeit – sparen lässt sich kaum.
Pittet hat derweil kapituliert – und versucht sein neues Glück als Hoteldirektor. Damit er im Obergoms aber so richtig durchstarten kann, muss er im Wallis zuerst die alten Rechnungen begleichen.