Wirtin macht Stadt Vorwürfe
Winterthurer Nobel-Restaurant muss schliessen – für immer

Das renommierte Restaurant Strauss in Winterthur ist Geschichte. Am Freitag öffnete der Betrieb ein letztes Mal, jetzt ist er insolvent. Wirtin Tuba Özdemir fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. Ende 2024 sorgte sie wegen eines Fehlers selbst für Aufregung.
Publiziert: 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 14:05 Uhr
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Das Winterthurer Restaurant Strauss ist insolvent.
Foto: PD

Darum gehts

  • Restaurant Strauss in Winterthur schliesst wegen Insolvenz nach Gästemangel
  • Wirtin kritisiert fehlende Unterstützung der Stadt Winterthur
  • 15 Angestellte verlieren ihre Stelle, darunter drei Lernende
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Das Restaurant Strauss war ein Farbtupfer in der Winterthurer Gastronomieszene – nicht bloss wegen des in einem auffälligen Rosa gehaltenen Gebäudes. Das Nobel-Lokal am Rand der Altstadt galt als eine der besten Adressen der Eulachstadt. Jahrelang wurde dort auf hohem Niveau gekocht. Jetzt ist aber alles vorbei: Der Betrieb ist Geschichte. Am Freitag öffnete der «Strauss» ein letztes Mal, wie die «Winterthurer Zeitung» zuerst berichtete.

Die Firma Trivesto AG, die Pächterin des Restaurants, musste Insolvenz anmelden. Der Hauptgrund: Nach der Coronapandemie hatte das Lokal nicht mehr genügend Gäste. «Die Leute sind einfach nicht mehr bereit, für eine hochstehende Küche, zuvorkommenden Service und ein schönes Ambiente entsprechende Preise zu bezahlen», sagte Wirtin Tuba Özdemir zur Lokalzeitung.

«Ich fühle mich im Stich gelassen»

Mit dem «Strauss»-Aus stehen nun alle 15 Angestellten ohne Job da. Bis jetzt habe noch niemand eine neue Stelle, bestätigte Chefin Özdemir gegenüber dem «Landboten». Besonders den drei Lernenden wolle sie helfen, sie zapfe dafür ihr Netzwerk an. Selbst hat die Wirtin laut dem Bericht auch noch keine Anschlusslösung.

Fünf Jahre lang war Özdemir Geschäftsführerin der Firma Trivesto, die das Restaurant Strauss wiederum 2018 übernommen hatte. Das Ende hat für sie einen bitteren Beigeschmack. Denn sie macht der Stadt Winterthur Vorwürfe. Sie habe sich bereits vor einem Jahr mit einem Hilferuf bei der Stadt gemeldet, «um uns an einen Tisch zu setzen, Lösungen zu suchen, ein Entgegenkommen zu erwirken – ohne Erfolg», sagte sie zur «Winterthurer Zeitung». Und weiter: «Ich fühle mich im Stich gelassen.»

Mit veralteten Gault-Millau-Punkten geworben

Die Stadt, die Eigentümerin des Restaurants ist, teilte gegenüber dem «Landboten» mit: Man habe sich gegen eine finanzielle Unterstützung entschieden – «nach sorgfältiger Prüfung». Schliesslich müsse die Stadt alle Pachtbetriebe gleichbehandeln. Winterthur sucht nun nach einem neuen Pächter, damit das Lokal bald wieder öffnen kann.

Strauss-Wirtin Özdemir räumt ein, selbst auch Fehler gemacht zu haben. Mit einem Fauxpas sorgte sie Ende 2024 für Aufsehen. Damals wurde bekannt: Ganze vier Jahre lang warb das Nobel-Restaurant auf der eigenen Website fälschlicherweise mit 14 Gault-Millau-Punkten. Das Winterthurer Lokal hatte sich aber nie mehr als 13 Punkte erkocht – zuletzt 2020.

Anschliessend fiel es aus dem prestigeträchtigen Kulinarik-Ranking. Das gelbe Schild mit den 13 von 20 möglichen Punkten prangte aber auch Jahre später noch prominent an der Wand neben der Eingangstür. Gegenüber dem «Landboten» meinte damals Gault-Millau-Chefredaktor Urs Heller: «Ein Drama machen wir nicht daraus.» Und schob dann nach, rückblickend schon fast prophetisch: «Lügen haben auch in der Gastronomie kurze Beine.»


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