Darum gehts
- Die Verletzungshexe schlägt im Ski-Weltcup immer wieder zu
- Viele Nationen sind betroffen, darunter die Schweiz, Österreich und Italien
- Für einige Ski-Asse ist die Saison vorbei, andere haben noch Hoffnung auf ein Comeback in diesem Winter
Im März hat Nejc Naralocnik (26) in der Abfahrt von Kvitfjell (No) mit Platz 7 überrascht. Neun Monate später gehört er zu den Opfern auf der Saslong. In der Original-Abfahrt stürzt der Slowene nach dem Sprung über die Kamelbuckel. Zwar steht er danach auf und fährt ins Ziel. Dabei greift er sich aber immer wieder ans Knie. Untersuchungen ergeben, dass er sich eine Impressionsfraktur im hinteren Bereich des Schienbeinkopfes zugezogen hat. Naralocnik hat Glück im Unglück, die Verletzung braucht keine Operation. Allerdings fällt er mindestens sechs Wochen aus.
In der ersten Gröden-Abfahrt sorgt Fredrik Möller für einen Schreckmoment. Nach einem starken Start kommt er mit Rücklage über einen Sprung und knallt mit dem Rücken auf die Piste. Er rutscht noch einige Meter hinab und bleibt dann liegen. Trotz Heftigkeit des Sturzes kommt der Norweger vergleichsweise glimpflich davon. Er hat sich einige Zähne abgebrochen und ein paar kleine, aber stabile Brustwirbel-Frakturen erlitten. «Der Arzt sagt, ich sollte nach 30 Tagen wieder in Bewegung kommen können, also Daumen drücken für Olympia», schreibt Möller am Tag nach dem Sturz auf Instagram.
Letzten Winter ist Nicolò Molteni (27) in der Abfahrt von Kvitfjell (No) 14. geworden und hat im Super-G von Gröden (It) Platz 16 herausgefahren. In diesem Jahr wird dem Italiener die Saslong in der Sprint-Abfahrt zum Verhängnis. In der Ciaslat stürzt er und verletzt sich dabei schwer. «Die Untersuchungen nach meinem Sturz haben ergeben, dass ich mir das vordere Kreuzband gerissen habe», schreibt Molteni auf Instagram. Und fügt an: «Nicht gerade das beste Weihnachtsgeschenk.» Damit ist sein Traum von der Olympia-Teilnahme zu Hause geplatzt.
Zu seinem 35. Geburtstag am 18. Dezember bekommt Giovanni Borsotti ein schmerzhaftes Geschenk. Im Riesenslalom-Training rutscht er weg, reisst eine Stange aus und versucht anschliessend, dem folgenden Tor auszuweichen. «Falsche Entscheidung», wie er auf Instagram schreibt. Denn bei dieser Aktion verletzt er sich. Er zieht sich einen Riss der Adduktorensehne sowie eine Bauchmuskelzerrung zu. Eine Operation sei von Anfang an nicht infrage gekommen, meint Borsotti weiter, denn «sie hätte mich mindestens Monate vom Schnee ferngehalten». Er setzt auf eine konservative Behandlung mit dem Ziel, im Januar auf die Ski zurückzukehren. Dass er jetzt pausieren müsse, sei nicht einfach zu akzeptieren. Aber Borsotti gibt sich kämpferisch: «Ich lasse mich nicht unterkriegen. Solche Dinge gehören leider dazu.»
Felix Hacker (26) hat schon während der Trainingsfahrt auf der Ciaslat nach einer harten Landung ein ungutes Gefühl im Knie, kann aber ins Ziel fahren. Doch tags darauf werden die Schmerzen immer stärker. Ein MRT schafft Klarheit: Meniskusriss im linken Knie. «Die Diagnose ist natürlich extrem bitter», wird Hacker in der Mitteilung des österreichischen Skiverbandes zitiert. Er fällt auf unbestimmte Zeit aus. Für Hacker ist es die zweite schwere Verletzung 2025. Im Januar hatte er sich im Kitzbühel-Training einen Kreuzband- sowie Meniskusriss im linken Knie zugezogen.
Auch Stefan Eichberger (25) verletzt sich im Training auf der Saslong schwer. Er kassiert beim zu kurzen Sprung über die Kamelbuckel einen heftigen Schlag aufs rechte Knie. Die Schmerzen sind so gross, dass die österreichische Speed-Hoffnung ihre Fahrt abbrechen muss. Wenige Stunden später bekommt Eichberger die bittere Diagnose, die seine Saison beendet. Er hat sich das Kreuzband sowie den Meniskus gerissen und muss sich einer Operation unterziehen. Diese verläuft gut, wie er wenige Tage später auf Instagram schreibt. Er sei nun zu Hause und der schwierige Teil beginne. «Ich arbeite jeden Tag, Schritt für Schritt, an meinem Comeback. Und ihr könnt euch sicher sein: Ich werde noch stärker als zuvor zurückkommen», verspricht Eichberger.
Im zweiten Training für den Speed-Auftakt in St. Moritz passierts. Im untersten Streckendrittel stürzt Michelle Gisin (32) nach einem Verschneider heftig. Mit dem Helikopter wird die Engelbergerin ins Spital geflogen. Und muss wegen einer Verletzung an der Halswirbelsäule und an der rechten Hand noch am gleichen Tag operiert werden. Daneben zieht sich Gisin auch eine schwere Verletzung im linken Knie zu. Sie erleidet einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie des Innenbandes. Damit wird sie in diesem Winter keine Rennen mehr bestreiten.
Bei der ersten Abfahrt der Männer in diesem Winter sorgt Rok Aznoh (23) für einen Schreckmoment. Nach einem Fehler in der Linkskurve landet der Abfahrts-Juniorenweltmeister von 2023 mit 110 km/h im Fangnetz. Er ist beim Abtransport mit dem Rettungsschlitten ansprechbar. Obwohl der Slowene bei seinem Sturz den Helm verloren hat, kommt Aznoh ohne gravierende Kopf- und Nackenverletzungen davon. Dennoch gibts für ihn eine niederschmetterende Diagnose. Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist gerissen und seine Saison damit vorbei.
Eine Woche vor dem Speed-Auftakt in St. Moritz GR stürzt Corinne Suter (31) im Training. Bei rund 90 km/h erwischt sie in der Kompression einen Schlag, ihre Ski kreuzen sich und Suter kann den Sturz nicht mehr verhindern. Der Airbag löst sofort aus, sie landet nicht im Netz, sondern steht danach auf und fährt selber ins Ziel. Suter kommt im Vergleich zu anderen glimpflich davon. Sie erleidet einen Muskelfaserriss im linken Unterschenkel, eine Prellung des linken Kniegelenks und eine Fraktur im Rückfussbereich rechts. Die Schwyzerin muss rund einen Monat pausieren. Wenige Tage nach dem Sturz schreibt Suter auf Instagram: «So habe ich mir den Saisonstart definitiv nicht vorgestellt.» Sie habe Prellungen und Schmerzen so ziemlich überall. Aber nach jedem Tief komme ein Hoch. Sie verspricht: «Ich gebe alles, ich muss so schnell wie möglich wieder auf die Piste.»
Letzte Saison geht der Stern von Lauren Macuga (23) auf. Sie feiert im Super-G ihren ersten Weltcupsieg und gewinnt in dieser Disziplin WM-Bronze. Wenige Monate später landet auch sie im Spital. Die Amerikanerin zieht sich einen Kreuzbandriss zu. Ohne ein Rennen bestritten zu haben, geht ihre Saison vorzeitig zu Ende. Auf Instagram schreibt Macuga: «Breaking News. Ich bin es, die gebrochen ist. R.I.P. Kreuzband, ich sehe euch nächstes Jahr.»
Neja Dvornik (24) verletzt sich vor dem Slalom in Gurgl (Ö). Die Slowenin stürzt beim Einfahren und zieht sich dabei einen Bruch des rechten Schien- und Wadenbeins zu. Sie wird operiert, ihre Saison ist zu Ende. Ans Aufgeben denkt Dvornik nicht. Kurz nach ihrer Operation meldet sie sich aus dem Spital. Schreibt auf Instagram zu einem Foto: «Tag eins meines Comebacks! Ich bin unglaublich dankbar für all die Unterstützung und alle, die mir beistehen. Ich nehme es Tag für Tag – aber ich verspreche: Ich komme stärker zurück!»
Einen Tag vor dem Slalom in Gurgl (Ö) Ende November muss sich AJ Ginnis (31) einer Operation unterziehen. Wie der Grieche wenige Tage später erklärt, hat er sich bei einem Zwischenfall im Training das Syndesmoseband gerissen. «Die letzten Tage waren sehr emotional, aber ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Sportler zu sein, ist ein Privileg, und niemand hat jemals behauptet, dass es einfach wäre», schreibt er auf Instagram. Und fügt an: «Letztendlich bin ich einfach dankbar für die Menschen in meinem Leben, die für mich da sind.» Sie werden ihn auch auf dem Weg zurück unterstützen. Denn Ginnis gibt sich kämpferisch. Sein Plan: Im Januar auf die Ski zurückkehren, um für die Olympischen Spiele im Februar zu 100 Prozent fit zu sein.
Am 20. November wird Lara Gut-Behrami (34) ein Trainingssturz in Copper Mountain (USA) zum Verhängnis. Die Tessinerin erleidet einen Kreuzbandriss, einen Innenbandriss und einen Meniskusriss im linken Knie. Der Traum von ihrer vierten Olympia-Teilnahme platzt. Und die Zukunft Gut-Behramis ist offen. Eigentlich wollte sie nach dieser Saison die Ski an den Nagel hängen. Nun behält sie sich ein Hintertürchen offen. Möglich, dass sie noch einmal zurückkommt, um nicht mit einer Verletzung abtreten zu müssen.
Die amerikanische Technik-Spezialistin Katie Hensien (26) stürzt kurz vor dem ersten Slalom des Winters im Training. Dabei bricht sie sich das linke Schienbein. Aber sie hat Glück im Unglück. Denn der Bruch ist weder verschoben, noch werden ihre Bänder in Mitleidenschaft gezogen. Damit braucht Hensien keine Operation. Und ihre Saison ist noch nicht vorbei. Wann sie ihr erstes Rennen bestreitet, ist allerdings offen.
Ende März fährt die slowenische Technikspezialistin Andreja Slokar (28) erstmals in ihrer Karriere aufs Podest. Gut sieben Monate später verletzt sie sich im Training schwer. Slokar reisst sich das Kreuzband. Ein operativer Eingriff ist unumgänglich, ihre Saison ist gelaufen. «Ich hatte eine tolle Zeit und will einfach wieder diesen Moment erleben. Also machen wir dieses Comeback-Zeugs noch einmal, oder?», schreibt sie auf Instagram zu einem Spital-Foto. Denn bereits im Oktober 2022 hat sich Slokar schwer am Knie verletzt – und sich erfolgreich zurückgekämpft.
Anfang November erwischt es Clarisse Brèche (24). Die Französin stürzt im Riesenslalom-Training und reisst sich dabei das Kreuzband im linken Knie. Sie muss sich einer Operation unterziehen. Und ihre Saison ist damit vorzeitig zu Ende. Besonders bitter: Bereits im Februar 2025 hat sich Brèche das Kreuzband gerissen – damals im anderen Knie.
Noch bevor die Ski-Saison angefangen hat, schlägt die Verletzungshexe im italienischen Team zu. Im Training rutscht Marta Bassino (29) weg und zieht sich bei diesem Sturz einen Bruch des Schienbeinkopfs im linken Bein zu. Sie wird operiert und verpasst die Olympischen Spiele in der Heimat.
Marta Rossetti (26) ist in den letzten Jahren eine der wenigen Italienerinnen, die im Slalom in die Punkte gefahren sind. Letzte Saison wird sie etwa in Are (Sd) Achte. Und dann das. Im Training reisst sie sich das Kreuzband und zieht sich einen Meniskusschaden zu. Noch bevor die Saison angefangen hat, ist sie für Rossetti schon vorbei. Besonders bitter: Wie schon 2021 verpasst sie auch in diesem Winter wegen eines Kreuzbandrisses die Olympischen Spiele.