Dieser dritte Sektor kostet Rast den Sieg
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Shiffrin gewinnt hauchdünn:Dieser dritte Sektor kostet Rast den Sieg

Elf Minuten länger besichtigt – Swiss-Ski verzichtet auf Protest
Hätte Shiffrin disqualifiziert werden müssen?

Ein Regelverstoss, der doch keiner war. Camille Rast (26) verliert den Kampf gegen Ski-Superstar Mikaela Shiffrin (30, USA). Aufregung gibts trotzdem.
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So knapp! Camille Rast fehlen am Semmering neun Hundertstel zum Sieg. Nur Ski-Star Mikaela Shiffrin ist etwas schneller.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Mikaela Shiffrin siegt am Semmering, wird aber von Camille Rast hart gefordert
  • Rast verpasst den Sieg um nur 9 Hundertstel
  • Shiffrin besichtigte elf Minuten zu lange, Regelverstoss wurde nicht geahndet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Eine Klasse besser als alle! In einer eigenen Liga! Unantastbar! Die Schlagzeilen der letzten Wochen hievten Mikaela Shiffrin (30, USA) in eine andere Ski-Sphäre. Zu Recht. Vier Slaloms, vier Siege. Und immer mit mindestens einer Sekunde Vorsprung. Shiffrin, die Dominatorin.

Für alle war klar: Sie wird auch am Semmering (Ö) alle in Grund und Boden fahren. Alle? Fast alle. Rückblick. Denis Wicki sitzt am Donnerstagabend im Seminarzentrum auf einer Holzbank im Hotel und spricht mit Blick. Was der Trainer von Camille Rast (26) sagt, hat es in sich. «Es fehlt nicht viel, um Mikaela zu schlagen. Camille wird besser und besser. Ich spüre, dass es kommt.»

Am Sonntag wird klar: Wicki hat recht, er setzt den ersten Lauf – unrhythmisch, mit acht Haarnadeln, kompliziert. So, wie es Rast liebt. Sie enttäuscht nicht. Bestzeit. Shiffrin ist Vierte, 54 Hundertstel langsamer. Rast: «Ich habe gut gegessen, gut geschlafen und liebe Nachtrennen. Darum freue ich besonders auf den zweiten Lauf», sagt sie.

Wird sie am Druck zerbrechen? Nein, dafür ist sie viel zu locker und selbstbewusst. Allerdings zeigt Shiffrin, warum sie die Beste aller Zeiten ist. Sie zaubert eine geniale Fahrt in die Rumpelpiste am Hirschenkogel. Österreichs Slalom-Gigantin Katharina Liensberger (28, Ö) und Supertaltent Lara Colturi (19, Alb) fallen zurück.

Dann ist Rast dran. Sie attackiert, fährt super, macht aber im zweiten Steilhang einen kleinen Fehler. «Da habe ich das Rennen verloren», sagt sie später. Rast wird Zweite. Stark, aber nicht stark genug für Shiffrin. «Gestern fehlten mir 14 Hundertstel und jetzt 9 Hundertstel zum Sieg. Es fehlt nicht viel, ich bin dran. Ich muss einfach dranbleiben, dann klappts vielleicht einmal.»

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«Ein Protest hätte nichts gebracht»

Noch während der Siegerehrung gibts den nächsten Aufreger: Wird Rast der verpasste Sieg nachträglich zugesprochen? Shiffrin besichtigte offenbar den zweiten Lauf elf Minuten zu lange. Ein klarer Regelverstoss. Beat Tschuor, der Schweizer Cheftrainer, erklärt: «Nachdem praktisch alle Fahrerinnen besichtigt hatten, wurden einige Tore versetzt. Es gab einen Pulk, in dem auch Shiffrin war.»

Er habe so etwas in vielen Jahren im Weltcup noch nie erlebt, müsse die Entscheidung aber akzeptieren, so Tschuor. «Ein Protest hätte nichts gebracht.» Warum? Weil FIS-Renndirektor Markus Mayr die Besichtigung kurzfristig um 15 Minuten verlängerte. Ein Tatsachenentscheid, an dem man nicht rütteln kann.

Hatte Shiffrin dadurch einen Vorteil? «Wahrscheinlich schon», sagt Rast. Die Aktion der FIS findet sie fragwürdig. «Wir können zwei Tore auch mit Köpfchen fahren, wenn die Piste dort nicht so gut ist.» Wütend ist sie aber nicht. «Es ist schön, das Jahr mit zwei Podestplätzen zu beenden.»

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