Darum gehts
- Camille Rast wird Zweite im Riesenslalom am Hirschenkogel und ist stolz
- Rast zähmt schwierige Piste wie ein Rodeo und bleibt fokussiert
- Rast erreicht nach Startnummer 14 nun Top-7-Gruppe für Kranjska Gora
Die Ski rattern, sie wird durchgeschüttelt, hebt einmal ab, fliegt durch die Luft, gerät von der Ideallinie. Doch Camille Rast kämpft wie eine Löwin. Als sie um 13:49 Uhr die Buckelpiste am Hirschenkogel gemeistert hat, leuchtet die Zeit grün auf. Kurz darauf steht sie auf dem Podest. Zweite. So gut war sie noch nie im Riesenslalom. Rast: «Ich bin megazufrieden und stolz. Nach zwei vierten Plätzen im Riesenslalom war das Podest mein Ziel. Das habe ich geschafft.» Und die Piste? «Sehr unruhig, sehr schwer. Es war ein Rodeo.»
Die 26-Jährige zähmt ihre Ski, als wären sie ausschlagende Pferde. Rast, das Ski-Cowgirl! Dazu muss man wissen: Die Walliserin liebt Pferde. Im April machte sie einen Roadtrip durch den Wilden Westen der USA, sah auch Cowboys. Daheim in der Schweiz reitet sie sehr gerne aus, findet so Ruhe. Und zuletzt war sie beim Turnier in Genf und diskutierte auch mit dem dreifachen Europameister im Springreiten, Martin Fuchs (33).
Nur eine meistert den Semmering-Rodeo noch besser: Julia Scheib (27, Ö). Sie gewinnt schon zum dritten Mal in diesem Winter – und in ihrer Karriere. «Das war ein wilder Ritt. Zum Glück habe ich ganz unten die Killier-Linie gefunden», sagt Scheib nach dem Heimsieg. Tatsächlich macht Rast dort einen Fehler. «Das hat wohl den Sieg gekostet. Aber ich bin selbst schuld», sagt sie.
Rast bereits in der Top-Gruppe
In einer Woche in Kranjska Gora (Sln) wird Rast nicht mehr wie diesmal mit der Startnummer 14 starten. Sie ist jetzt in der Top-Gruppe und erhält eine Nummer zwischen 1 und 7. «Das hilft und war ein Saisonziel. Schön, hat es bereits geklappt.»
Dabei schienen die Voraussetzungen am Semmering wenig rosig. Rast trainierte seit Tremblant (Ka) nur einen Tag Riesenslalom. «Offenbar gilt: je weniger, desto besser», lacht sie. Dazu kam der wenig steile Hang, den sie nicht liebt. Und auch die schnelle Streckenführung behagte ihr nicht. «Aber die Arbeit des Sommers zahlt sich aus. Da habe ich viel investiert.»
Nach Platz 3 von Lara Gut-Behrami (34) zum Saisonstart in Sölden sorgte Rast für alle drei weiteren Schweizer Podestplätze. Das will Wendy Holdener (32) beim Slalom am Sonntag ändern. «Im Riesen war nicht alles so flüssig, wie ich es will», sagt sie nach Rang 15. «Nun freue ich mich auf den Slalom.» Vanessa Kasper (29) wird 22. und meint: «Da habe ich eine Chance verpasst.»