«Diesen Start in die Tour de Suisse wünscht man keinem»
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Dillier über Christen-Sturz:«Diesen Start in die Tour de Suisse wünscht man keinem»

Wie ein wilder Stier
Top-Talent Christen muss Lehren aus Tour-Drama ziehen

Er war der Schweizer Hoffnungsträger, stürzte, sorgte für Begeisterung und Ärger: Jan Christen (20). Sein Freund Silvan Dillier (34) sagt, was er dem Top-Talent raten würde.
Publiziert: 10:25 Uhr
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Aktualisiert: 11:03 Uhr
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Jan Christen vor dem Start der Tour de Suisse. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, wie turbulent die Rundfahrt werden würde.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Jan Christen stürzte bei der Tour de Suisse und gab auf
  • Christen ist bekannt für seine Angriffslust und ungestümes Fahrverhalten
  • Silvan Dillier empfiehlt dem Aargauer mehr Lockerheit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Rad-Diamant, Jahrhundert-Talent, Ausnahmekönner: Jan Christen (20) kennt die Attribute, die ihn umschwirren. Doch dann passierte das, was nicht hätte passieren dürfen: Der Aargauer stürzte 13 Kilometer nach dem Start der Tour de Suisse. Er erlitt heftige Schürfwunden, machte weiter, gab aber fünf Tage später entkräftet auf. Der kleine Traum des ersten Schweizer Gesamtsiegs seit Fabian Cancellara vor 16 Jahren war ausgeträumt.

Der vermeintliche Höhepunkt von Christens Saison verkam zum Albtraum. War es für ihn also eine Tour zum Vergessen? Nein! Christen muss das Rennen zwar abhaken, aber auch aus ihm lernen.

«Jan ist sehr talentiert, aber auch jung und ungestüm», sagt Stefan Küng (31). Das Wort ungestüm passt tatsächlich gut zu Christen. Dreimal stürzte er in diesem Jahr innert kurzer Zeit. Anfang März brach er sich in Frankreich das Schlüsselbein. Dann, bei seinem Comeback, ging er beim Klassiker Flèche Wallonne in Belgien gleich wieder zu Boden. Christen fuhr weiter und verhalft UAE-Teamkollege Tadej Pogacar (26, Slo) mit einem bärenstarken Antritt an der Schlusssteigung zum Sieg. Und nun, bei der Tour de Suisse, crashte er erneut. Alles nur Pech?

Klar ist: Christen war bei den Junioren Radquer-Weltmeister, Europameister auf der Strasse und Vize-Weltmeister im Mountainbike. Das schafft nur einer, der ein besonderes Gefühl für Velos hat. Aber eben: Eine grosse Qualität von Rad-Champions ist, Stürzen aus dem Weg zu gehen und gesund zu bleiben. Daran muss Christen noch arbeiten. Oft wirkt er wie ein wilder Stier, der vor den Rennen endlich in die Arena möchte, um sich auszutoben. «Ich hasse Langeweile», sagte er einst.

Teamkollege stänkerte gegen ihn

Routinier Silvan Dillier (34) kennt Christen gut. Die beiden trainieren oft zusammen und mögen sich. Er sagt: «Jan kann sich mit Aggressivität aufbauen. Aber ich bin überzeugt, dass es nachhaltiger ist, wenn man etwas in Frieden oder locker angeht.» Superstar Tadej Pogacar sei ein gutes Beispiel dafür. «Er fährt nicht mit Wut im Bauch, sondern tiefenentspannt. So wie Peter Sagan früher. Beide gewannen sehr oft.»

Christen ist bekannt für seine Angriffslust. Bei der zweiten Etappe nach Schwarzsee FR versuchte er es, obwohl angeschlagen, kurz vor dem Ziel mit einem Antritt. «Ich war sehr überrascht», sagte sein UAE-Teamkollege Mikkel Bjerg (26, Dä). Er meinte es nicht positiv, weil das Team davon offenbar nichts gewusst hatte. Bjerg stänkerte: «Schön, dass er gute Beine hat. Schade, dass er nicht weiss, wie er uns helfen könnte.»

Am nächsten Tag erklärte Christen, Bjerg habe sich bei ihm entschuldigt. Auf der vierten Etappe glättete Christen wohl einige Wogen, als er für seinen Leader João Almeida (26, Por) am Berg schuftete.

Christen ist ein Top-Talent, aber nicht das einzige

Doch wie geht es weiter? Kürzlich verlängerte Christen seinen Vertrag beim mächtigen Team UAE vorzeitig bis 2030. Ob er sich aus sportlicher Sicht einen Gefallen getan hat, wird sich weisen.

Fakt ist: UAE hat mit Juan Ayuso (21, Sp), Isaac del Toro (20, Mex) und neu Pablo Torres (18, Sp) drei weitere Top-Talente, die wie Christen im Schatten von Pogacar lauern. Konkurrenzkampf pur. Dillier ist trotzdem überzeugt: «Jan kann es sehr weit schaffen, wenn er im Kopf alles richtig aufgleist und die Unterstützung des Teams hat.»

Alle Infos zur Tour de Suisse 2025

Vom 12. bis 22. Juni ist die Schweiz im Rad-Fieber: Die Tour de Suisse 2025 rollt durchs Land. Erst sind die Frauen dran (12. - 15.), dann übernehmen die Männer (15. - 22.). Hier findest du Höhenprofile und Etappenpläne zu den vier Teilstücken der Frauen, die über total 500 Kilometer Länge und 7’000 Höhenmeter führen. Und hier gibts die acht Etappen der Männer, die total 1’300 Kilometer und über 20’000 Höhenmeter abspulen.

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