Darum gehts
- Marlen Reusser kämpfte mit Post Covid und ist nun stärker zurück
- Chronisches Fatigue-Syndrom führte zu monatelanger Auszeit vom Radsport
- 33-jährige Schweizerin gewann Tour de Suisse 2023, Wiederholung möglich
Kämpfen, leiden und gewinnen. Das war Marlen Reussers grosser Traum für den 27. Juli 2024. Sie wollte beim Zeitfahren der Olympischen Spiele ihre Karriere vergolden. Drei Jahre, nachdem sie in Tokio (Jap) Silber geholt hatte. Bloss: Reusser war meilenweit – nein, sie war Lichtjahre davon entfernt. Statt in Paris auf dem Velo lag sie krank daheim in Hindelbank BE im Bett.
Kurz vor 16 Uhr stand sie dann aber doch auf. «Ich ging runter und vor den TV, denn das Zeitfahren interessierte mich mega. Ich wollte die letzten paar Fahrerinnen sehen», erzählt sie. Eine gute Idee war das nicht. «Das war das Letzte, das ich noch probiert habe. Dann hat es mich komplett umgehauen. Zwei Wochen im Knockout. Das war so krass, nie zuvor ist mir etwas so eingefahren. Ich lag im Bett und konnte nichts dagegen tun», blickt die 33-Jährige vor der Tour de Suisse zurück.
Dass sie beim Tour-Start in Gstaad BE als eine der Favoritinnen für den Gesamtsieg ins Rennen geht, grenzt daher an ein Wunder. Denn: Vor einem Jahr wusste Reusser nicht einmal, woran sie litt. Dutzende Male war sie ins Inselspital Bern gefahren und stets frustriert zurückgekehrt. An Velofahren war da schon lange nicht mehr zu denken, nach Olympia gab sie auch für die Heim-WM Forfait. Nichts ging mehr.
Reusser bangte nicht nur um ihre Karriere, sondern fragte sich, ob sie überhaupt wieder gesund würde. Immerhin: Irgendwann war die Diagnose da. Post Covid. Genauer: Chronisches Fatigue-Syndrom. Reusser hatte oft 40 Grad Fieber, obwohl sie nichts tat – ihr Körper reagierte auf kleinste Reize hypersensibel.
Ein Rezept, eine Therapie oder ein Medikament, um schnell wieder zu gesunden, gab es nicht. «Egal, was wir versuchten – nichts half», so Reusser. Mit «wir» meint sie sich und ihren langjährigen Freund und Trainer Hendrik Werner. Er bestätigt: «Es war eine brutal schwierige Zeit.» Gedanken machten die Runde: Was, wenn es in fünf Jahren immer noch gleich ist?
«Sonst gehst du kaputt»
Reusser offenbart, Angst gehabt zu haben. «Schiss», wie sie es nennt. Vor vielen Jahren, während ihres Medizinstudiums, hatte sie von der Krankheit gelesen. «Und mir dann vorgestellt, welche Typen von Menschen das treffen könnte und es oft auch traf. Ich war nicht darunter.» Trotzdem kam es genau so.
Nach Wochen voller Verzweiflung nahm sich Reusser einen Vorsatz: «Ich musste auch in Betracht ziehen, dass es wieder gut kommen könnte. Wenn du das nicht tust, gehst du kaputt.» Reusser las viel über die Krankheit, schaute sich YouTube-Videos von genesenen Patienten an und fand einen Weg aus der Krise – auch dank Hypnose, Meditation und Yoga.
Längst ist Reusser nicht nur zurück, sondern stärker denn je. «Ich staune, so wie viele auch. Es geht mir gut, ich bin sehr fit», sagt sie. Wird sie die Tour de Suisse nach 2023 wieder gewinnen? Gut möglich. Es wäre ein Märchen.
Vom 12. bis 22. Juni ist die Schweiz im Rad-Fieber: Die Tour de Suisse 2025 rollt durchs Land. Erst sind die Frauen dran (12. - 15.), dann übernehmen die Männer (15. - 22.). Hier findest du Höhenprofile und Etappenpläne zu den vier Teilstücken der Frauen, die über total 500 Kilometer Länge und 7’000 Höhenmeter führen. Und hier gibts die acht Etappen der Männer, die total 1’300 Kilometer und über 20’000 Höhenmeter abspulen.
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