Spanien statt Schweiz – Marlen Reusser hat ihr Leben umgekrempelt
«Bin fast genervt, wie pünktlich man hier sein muss»

Der grösste Schweizer Trumpf bei der Tour de Suisse ist Marlen Reusser (33). Die Bernerin hat Long Covid überstanden und beim Team Movistar ihr Glück gefunden.
Publiziert: 14:50 Uhr
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Aktualisiert: vor 49 Minuten
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Fühlt sich in ihrem neuen, spanischen Team, pudelwohl: Rad-Ass Marlen Reusser. Bei der Tour de Suisse zählt sie zu den Top-Favoritinnen.
Foto: foto-net / Cor Vos

Darum gehts

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Mathias GermannReporter Sport

Blick: Marlen Reusser, Ihr Ex-Team SD Worx war holländisch, Ihre neue Equipe Movistar ist spanisch. Was sind die Unterschiede?
Marlen Reusser: Auf Holländisch gibt es das Verb «flikken». Du wirst geflikkt – ich deutsche das jetzt aus – oder du flikkst jemanden. Das heisst, dass du verarscht wirst oder jemanden verarschst. Es ist gemein, dies als einen Nenner der Teamkultur zu sehen, ich weiss. Im spanischen Team stehen das Familiäre und die Lebensfreude viel mehr im Zentrum. Man sitzt zusammen, hat es gut miteinander, geniesst und lacht. Es ist ein ganz anderer Lifestyle.

Gab es ein Aufnahmeritual?
Ich wurde, so wie alle anderen Neuen im Team, verkleidet. Das war obligatorisch und ich durfte auch nicht aussuchen, wie. In dieser Verkleidung musste ich dann etwas vortragen – wahlweise ein Witz oder singen.

Können Sie auf Spanisch fluchen?
Selbstverständlich. Das ist ja immer etwas vom ersten, das man in einer neuen Sprache lernt. Im Radsport vielleicht mehr denn je – oft fallen solche Wörter in der Hitze des Gefechts. Oder man meint sie lustig und gar nicht böse.

Maja Brunner sang 1999: «Das chunt eus spanisch vor.» Was kommt Ihnen spanisch vor im neuen Team?
Erst kürzlich habe ich diesen Satz mit einer Kollegin besprochen. Bei Movistar sollten sie lieber nicht erfahren, dass wir einen solchen Ausdruck in der Schweiz haben (schmunzelt) – er ist ja eher negativ konnotiert. Aber ganz ehrlich: Mir gefällt mein neues Team sehr.

Mögen Sie spanische Nüssli?
Sind das Erdnüssli? Ich mag alle Nüsse, sie sind gesund – aber nicht zu viele.

Welches Klischee über Spanien stimmt überhaupt nicht?
Ich bin jetzt ein halbes Jahr bei diesem Team und noch nie jemanden gesehen, der zu spät kommt. Alles ist wahnsinnig gut organisiert und geplant. Ich bin fast schon genervt, wie pünktlich man hier sein muss (schmunzelt). In der Schweiz ist das nicht so extrem.

Real Madrid oder FC Barcelona?
Sind das Fussballklubs (lacht)?

Sie sind offensichtlich kein Fussballfan.
Da könnte was dran sein. Ich nehme jedenfalls Barcelona, weil ich in Andorra lebe und das nicht so weit weg ist von Katalonien.

Es gibt immer noch Stierkämpfe in Spanien. Ihre Meinung?
Die Movistar-Besitzer, die Familie Unzué, stammt aus Pamplona, wo die Stiere weltberühmt sind. Sie weiss, dass ich bei diesem Thema kritisch eingestellt bin und haben mir Bilder der «semana grande», dem grossen Volksfest, gezeigt. Toll, wie viele Menschen da zusammenkommen. Dennoch bleibe ich dabei: Die Stiere tun mir leid. Aber wenn die Toreros bereit sind, ihr Leben zu riskieren, bedeutet das ihnen scheinbar sehr viel. Was habe ich also das Recht, zu sagen, dass dies falsch ist?

Wie oft essen Sie Paella?
Ich liebe sie, bin ein echter Fan – natürlich die fleischlose Variante. Leider esse ich Paella nur selten, weil der Fettgehalt extrem hoch ist und das nicht in meinen Ernährungsplan passt.

Waren Sie als Kind in Spanien?
Wir fuhren meistens nach Südfrankreich. Und einmal in ein All-inclusive-Hotel in der Türkei.

Wie würde es aussehen, wenn Sie Flamenco tanzen würden?
So, wie wenn Marlen Flamenco tanzen würde (lacht). Das kann sich jeder selbst vorstellen.

Falls Sie die Tour de Suisse erneut gewinnen – gibts dann Sangría?
Eher Champagner auf dem Podium. Das geniesse ich, denn danach bleibt kaum Zeit mit dem Team – jeder und jede fährt in alle Himmelsrichtungen davon. Sollte ich gewinnen und noch mit Freunden und Familie anstossen, gäbe es wohl Zwetschgenschnaps oder Härdöpfeler.

Alle Infos zur Tour de Suisse 2025

Vom 12. bis 22. Juni ist die Schweiz im Rad-Fieber: Die Tour de Suisse 2025 rollt durchs Land. Erst sind die Frauen dran (12. - 15.), dann übernehmen die Männer (15. - 22.). Hier findest du Höhenprofile und Etappenpläne zu den vier Teilstücken der Frauen, die über total 500 Kilometer Länge und 7’000 Höhenmeter führen. Und hier gibts die acht Etappen der Männer, die total 1’300 Kilometer und über 20’000 Höhenmeter abspulen.

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