Lustrinellis beste Anekdoten über die Kult-Trainer Latour, Kuhn und Hitzfeld
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«Ich muss Wein holen»:Lustrinellis Anekdoten über Latour, Kuhn und Hitzfeld

Thun-Trainer Lustrinelli – sein Weg an die Spitze
«Champions League ist nicht ein Traum, sondern mein Ziel»

Der FC Thun mischt nach dem Aufstieg den Schweizer Fussball auf. Was ist die Erfolgsformel? Das kann keiner besser beantworten als Mauro Lustrinelli. Der Tessiner ist nicht nur Trainer, sondern auch interessierter Mathematiker.
Publiziert: 01:10 Uhr
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Einer von Lustrinellis Lieblingsorten++: Das Schloss Schadau in Thun direkt am Ufer.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Darum gehts

  • Mauro Lustrinelli sagt, warum er in Thun Wurzeln geschlagen hat
  • Der Aufstiegstrainer verrät, ob diese ihn da halten werden
  • Er sagt, wofür ihm seine Söhne gratulierten
  • Der Thuner Baumeister spricht über Hintergründe des Höhenflugs
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sommerhitze, kühler See, glitzernde Berge: Wer muss schon in die Serie A nach Italien, der den Thunersee hat? Mauro Lustrinelli (49) ist hier heimisch geworden. Der ehemalige Nationalstürmer und Baumeister des Thuner Höhenflugs lebt mit seiner Familie seit über 14 Jahren hier. 

Für das Interview mit Blick steigt er ins Wasser und verrät: «Hier ist einer meiner Lieblingsorte.» Davor klärt er im kühlen Stadion auf, was hinter dem Erfolgsrezept des Aufsteigers steckt, was ihm selbst in der ruhigen Region Sorgen macht – und ob er als schweizerisch-italienischer Doppelbürger nicht doch in Ligen wie die Serie A schielt. Und plötzlich kommen seine grossen Pläne zum Vorschein. 

Blick: Mauro Lustrinelli, Sie wollten früher Mathematiklehrer werden, richtig?
Mauro Lustrinelli: Das stimmt. Ich war sehr rational. Zum Glück hat mir der Fussball noch einen anderen Teil gezeigt. Mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen, Mathelehrer zu werden (lacht).

Sie haben mal gesagt, dass im Fussball 1+1 nicht immer 2 gibt. Gibt 1+1 in Thun aktuell 3?
Im Moment ist es mehr als 2, stimmt. Wo das Plus steht, kommt noch etwas dazu: die Interaktionen zwischen den Spielern. Der Teamspirit ist der Faktor, der bei uns im Moment positiv ist. Aber er wird oft falsch verstanden.

Wie meinen Sie das?
Wenn man über Teamspirit spricht, denken viele, dass es darum geht, Sachen zusammen zu unternehmen, um Spass zu haben. Aber Teamspirit ist für mich, ein gemeinsames Ziel zu haben. Es geht darum, zu spüren, dass man auf dem Weg nicht alleine ist. In der Kabine, auf dem Feld, ausserhalb des Stadions.

Knacknuss am Sonntag im Cup

In der 1. Cup-Runde hat Thun eines der schwierigsten Lose gezogen: ein Auswärtsspiel beim ambitionierten Promotion-Ligisten Breitenrain auf dem Spitzacker im Berner Quartier. Anpfiff ist um 15.30 Uhr.

Ist es das einzige Spiel der Saison, in dem Thun klarer Favorit ist? Trainer Lustrinelli muss lachen. «Es wird ein anderes Spiel als sonst. Aber unsere Einstellung muss dieselbe sein. Volle Intensität, egal, ob in Basel oder Breitsch.»

Die Thuner kennen den Gegner und das Stadion bereits vom Burkhalter-Cup, bei dem sie sich in der Saisonvorbereitung in den letzten zwei Jahren gegen Breitenrain und YB durchsetzten und den Titel holten.

In der 1. Cup-Runde hat Thun eines der schwierigsten Lose gezogen: ein Auswärtsspiel beim ambitionierten Promotion-Ligisten Breitenrain auf dem Spitzacker im Berner Quartier. Anpfiff ist um 15.30 Uhr.

Ist es das einzige Spiel der Saison, in dem Thun klarer Favorit ist? Trainer Lustrinelli muss lachen. «Es wird ein anderes Spiel als sonst. Aber unsere Einstellung muss dieselbe sein. Volle Intensität, egal, ob in Basel oder Breitsch.»

Die Thuner kennen den Gegner und das Stadion bereits vom Burkhalter-Cup, bei dem sie sich in der Saisonvorbereitung in den letzten zwei Jahren gegen Breitenrain und YB durchsetzten und den Titel holten.

Das klappt aktuell gut. Thun mischt als Aufsteiger die Super League auf. Sie lassen einen sehr intensiven Fussball spielen, greifen den Gegner früh an. Kann Ihr Team das durchziehen?
Man sieht kaum ein Spiel, auch international, in dem ein Team immer ganz vorne in der Zone des Gegners ist. Jedes Spiel hat verschiedene Phasen. Eines unserer Spielprinzipien ist, den Ball so hoch wie möglich zu erobern, damit wir näher zum Tor sind. Wenn wir mit zwei Pässen ein Tor schiessen können, warum müssen wir 20 machen? Wir haben ein sehr vertikales Spiel, spielen nach vorne, wenn es geht. Das ist spannend für die Zuschauer, im Bewusstsein, dass es Risiken mit sich bringt. Aber wer uns kennt, weiss: Wir spielen schon seit Jahren so.

Stimmt, aber man konnte nicht erwarten, dass der Aufsteiger gegen grössere Gegner einfach so weiterspielt, weil man schneller ins offene Messer laufen kann.
Thun soll mutigen Fussball spielen. Das gehört dazu, wenn man offensiv spielen will. Natürlich ist es schön zu sehen, wie es die Spieler bisher umgesetzt haben.

«Sechs Thuner im gegnerischen Strafraum – das ist Risiko»
12:00
Die Taktik verblüfft:«Sechs Thuner im gegnerischen Strafraum – das ist Risiko»

Nach drei Siegen in drei Matches zum Start: Sind die Spieler genug bodenständig, um nicht abzuheben, oder investieren Sie hier Energie?
Wir reden jeden Tag darüber. Denn wir sind keine Computer, sondern Menschen mit Gedanken und Emotionen. Einer hat schlecht geschlafen, der andere ist krank, es kommt immer was, keine Sorge (lacht). Es ist ein Prozess.

Kein einfacher Prozess waren einige Karrierewege Ihrer Spieler. Ethan Meichtry (20) fiel bei Thun raus und machte eine Lehre im Strassenbau. Auch Sie kamen einst nicht direkt in den Profifussball. Sollte man den heutigen Fussballern solche Wege wieder öfters zumuten, sind viele zu verweichlicht?
Das ist so. Ich war auch ein Strassenfussballer. Der Weg ist heutzutage sicher schwieriger geworden, Ethan ist eine Ausnahme. Und doch denke ich, dass es die Spieler zu gemütlich haben, die mit 14, 15 in den Leistungszentren alles bekommen und nicht mehr viel denken müssen. So kann man in einen Tunnel gelangen. Zu Ethan: Wenn man in Thun an einem Sonntagmorgen an einem Platz vorbeilief, war er dort am Kicken. Das macht es aus. Wenn man im Leben einen Zug verpasst, kommt vielleicht ein Zweiter, den man dann erwischen muss. Oder noch besser: Du selber bist der Zug. Dann musst du nicht warten. Ethan ist nun genau ein Spieler, der in der entscheidenden Zone aus dem Nichts etwas machen kann. In einigen grossen Städten in der Schweiz, zum Beispiel Lausanne oder Genf, gibts noch solche Strassenfussballer. Oder im Ausland. In der Schweiz ist es manchmal fast zu fest strukturiert.

Inwiefern?
Für mich ist wichtig, in der Offensive zwar gewisse Strukturen zu geben, klar, aber oft breite Bahnen zu lassen, in denen die Spieler selber entscheiden können. Das habe ich als Trainer gelernt und in den letzten zwei, drei Jahren angepasst.

Den Spielern wieder mehr Freiräume zu lassen?
Im Offensivspiel, ja. Da hängt viel von der individuellen Qualität ab. Defensiv nicht, da ist es ganz anders.

Mauro Lustrinelli persönlich

Schon als Spieler sorgte Mauro Lustrinelli (49) mit dem FC Thun für Furore. Er war Teil jener Mannschaft, die 2005 das Champions-League-Märchen schrieb. In Quali und Gruppenphase stand er in jedem Spiel in der Startelf und schoss dabei vier Tore. Zur Welt gekommen ist Lustrinelli am 26. Februar 1976 in Bellinzona TI. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger schaffte es erst relativ spät zum Profi, zuvor schloss er an der Uni Lugano ein Wirtschaftsstudium ab. Über Bellinzona und Wil ging es ein erstes Mal nach Thun, wo er mit 29 Jahren Nationalspieler wurde. Die Champions League öffnete ihm die Tür für den Auslandswechsel zu Sparta Prag. Über Luzern, Bellinzona und YB fand Lustrinelli den Weg zurück nach Thun, wo er sesshaft geworden ist und sich zum Trainer entwickelt hat. In dieser Zeit coachte er unter anderem erfolgreich die Schweizer U21-Nati. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen (18 und 16) lebt er in Steffisburg, ganz in der Nähe seines aktuellen Arbeitsorts. In Thun besitzt er noch einen Vertrag bis 2028.

Schon als Spieler sorgte Mauro Lustrinelli (49) mit dem FC Thun für Furore. Er war Teil jener Mannschaft, die 2005 das Champions-League-Märchen schrieb. In Quali und Gruppenphase stand er in jedem Spiel in der Startelf und schoss dabei vier Tore. Zur Welt gekommen ist Lustrinelli am 26. Februar 1976 in Bellinzona TI. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger schaffte es erst relativ spät zum Profi, zuvor schloss er an der Uni Lugano ein Wirtschaftsstudium ab. Über Bellinzona und Wil ging es ein erstes Mal nach Thun, wo er mit 29 Jahren Nationalspieler wurde. Die Champions League öffnete ihm die Tür für den Auslandswechsel zu Sparta Prag. Über Luzern, Bellinzona und YB fand Lustrinelli den Weg zurück nach Thun, wo er sesshaft geworden ist und sich zum Trainer entwickelt hat. In dieser Zeit coachte er unter anderem erfolgreich die Schweizer U21-Nati. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen (18 und 16) lebt er in Steffisburg, ganz in der Nähe seines aktuellen Arbeitsorts. In Thun besitzt er noch einen Vertrag bis 2028.

Neuzugang Kastriot Imeri ist auch ein Kreativspieler, hat aber zuletzt stagniert. Sie waren sein Förderer in der U21-Nati, wo Sie von 2018 bis 2022 Trainer waren. Ist er ein sensibler Spieler, der in einer ruhigeren Umgebung aufblüht?
Er ist einer dieser Genfer Strassenfussballer. Aber ich denke, dass alle Spieler eine gute Umgebung brauchen. Wir sind überzeugt, dass er hier sein grosses Potenzial wieder voll ausschöpfen kann. Bei mir in der U-Nati hatte er drei tolle Jahre, er war das Zentrum einer fantastischen Mannschaft mit Ndoye, Amdouni, Rieder und so weiter. In der letzten Zone hat er unglaubliche Qualitäten – für den letzten Pass, stehende Bälle oder auch eigene Tore.

Seit Ihrem Karriereende 2012 leben Sie mit Ihrer Familie ununterbrochen in der Region Thun. Das ist überraschend im schnelllebigen Fussballgeschäft.
Es ist so, nach dem Karriereende haben wir hier etwas gesucht. Dass der Schweizer Fussballverband, mein früherer Arbeitgeber, nur 20 Minuten entfernt ist, hat auch gepasst. Die Region hat uns unglaublich gefallen. Unsere Söhne sind hier aufgewachsen, sie fühlen sich als Steffisburger.

Ist die Verwurzelung der Grund, warum Sie nicht schon längst bei einem grösseren Super-League-Klub Trainer sind?
Ich weiss nicht. Auch als Spieler ging es in meiner Karriere länger als bei anderen. Aufsteigen kann man mit dem Lift oder der Treppe. Ich bin über die Treppe hierhergekommen. Und der Weg war schön.

Und er geht noch weiter.
(Lacht.) Ich weiss nicht, wo die Treppe hinführt. Vielleicht hätte ich schon früher etwas anderes annehmen können. Aber was ich gemacht habe, hat mir sehr gefallen. Schon damals, als ich 2022 Trainer bei Thun wurde, war der Entscheid nicht, in die Challenge League zu gehen, sondern zu Thun für ein spannendes Projekt. So war es auch. Wie auch in den Jahren im Fussballverband, wo ich etwas aufbauen konnte. Ich bin stolz, konnte ich etwas hinterlassen. Bei Thun bin ich noch dran, etwas aufzubauen. Ich fühle mich als wichtiger Teil des Projekts und schätze das. Der Vertrag läuft noch drei Jahre.

Am Ende werden Sie zu einem wie Kult-Trainer Christian Streich beim SC Freiburg, der letztlich 12 Jahre und 6 Monate blieb.
Das wurde ich auch schon gefragt. Ich weiss es nicht, im Fussball kann es so schnell gehen.

Obwohl Sie so verbunden sind mit Thun. Sie haben auch italienische Wurzeln. Träumen Sie davon, irgendwann in der Serie A zu sein?
Ich träume von internationalen Spielen, der Champions League. Nein, ich träume nicht, das ist ein Ziel. Als Spieler hatte ich die Möglichkeit, in der Nati und mit drei verschiedenen Teams international zu spielen. Auch als Trainer will ich diesen Fussball erleben.

Und die Serie A im Speziellen?
Ich mag es schon, wenn die Sonne scheint. Aber das heisst noch nichts. Es gibt nicht ein Team oder Land, in das ich unbedingt will.

Ausser Thun.
Vor vier Jahren hätte ich nie gedacht, zu Thun zurückzukommen. Als mich Präsident Andres Gerber und Sportchef Dominik Albrecht für erste Gespräche eingeladen haben, dachte ich einfach, dass wir uns treffen, weil wir uns lange nicht mehr gehört haben. Dort ist ein Projekt geboren.

Sie sind nicht alleine hier. Ihre Söhne spielen auch Fussball?
Ja, hier in der Region. Sie mögen den Fussball, sind zwei sehr gute Fussballer, aber haben im Moment andere Wege.

Interessieren sie sich für Ihre Taktik und Arbeit als Thun-Trainer?
Ja, sie schicken mir immer Links zu Spielern, die noch verfügbar wären. Das dürfen Sie aber nicht Sportchef Dominik Albrecht erzählen (lacht). Sie leben mit, einer hat sogar das Trikot von Kastriot Imeri. Ich habe nichts erzählt, dass er ein Thema bei uns ist, bis es offiziell wurde. Dann kamen sie voller Freude zu mir und gratulierten, dass wir es geschafft haben, ihn zu holen. Aber es gibt auch negative Aspekte, wenn es nicht gut läuft.

Was genau?
Das Leben für die Familie ist nicht immer einfach. Meine Frau und Söhne müssen sich viel anhören. Das Schützen der Familie ist zu Hause bei uns ein Thema.

Aktuell etwas weniger, weil es dem Klub gut läuft?
Ja, aktuell haben wir wohl nur Freunde, aber man weiss, wie schnell es kippen kann. Wir sensibilisieren uns zu Hause dafür. Es ist nicht zu unterschätzen, denn ein Sohn ist 18, der andere 16.

Was ist dabei wichtig?
Es kann Situationen geben, wo sie provoziert werden, wenn schlecht über die Familie gesprochen wird. Dann ist es wichtig, dass sie kontrolliert bleiben.

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