Im Wallis versteht niemand den Russland-Trip des FC Sion
«Total daneben, aber typisch Constantin»

Er macht es also wirklich: Der FC Sion reist in rund zwei Wochen für ein Testspiel gegen Zenit St. Petersburg nach Russland. Bei Walliser Fussballlegenden und Politikern sorgt das vor allem für eines: Unverständnis.
Publiziert: 27.06.2025 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2025 um 20:15 Uhr
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Am 9. Juli reist der FC Sion für ein Testspiel gegen Zenit St. Petersburg nach Russland.
Foto: Zenit

Darum gehts

  • Sion reist trotz Empfehlung des SFV für Testspiel nach Russland
  • Walliser Fussballlegenden und Politiker kritisieren den Entscheid des Vereins
  • Partie gegen Zenit St. Petersburg bringt Sion rund 300'000 Franken ein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Zuerst tönte es wie eine waghalsige Spekulation in der Sommerpause der Super League. Mittlerweile ist daraus aber eine ernste Angelegenheit geworden: Der FC Sion wird in der Vorbereitung auf die anstehende Saison für ein Testspiel nach Russland fliegen.

Am 9. Juli, um 18 Uhr Schweizer Zeit, spielen die Walliser in der Gazprom-Arena in St. Petersburg gegen Zenit.

Aus dem anfänglich erhofften Miniturnier mit Swansea und Lorient als weitere Teilnehmer wird in der Millionenstadt allerdings nichts. Die beiden Klubs haben sich mittlerweile gegen einen Trip nach Russland entschieden.

SFV riet Sion vom Testspiel ab

Nicht so der FC Sion. «Ich habe keine Skrupel, da zu spielen», erklärt Klub-Boss Christian Constantin (68) seinen Entscheid gegenüber Blick. Die Teilnahme am Testspiel dürfte den Wallisern ungefähr 300'000 Franken in die Kassen spülen. «Ich habe das immer so gehalten und halte es auch heute so: Sport und Politik soll man sauber trennen», so CC.

Die Meinungen anderer scheinen Constantin bei seiner Entscheidungsfindung nicht gross interessiert zu haben. Der Schweizer Fussballverband zum Beispiel hat dem Super-Ligisten klar empfohlen, nicht nach Russland zu reisen. «Die Fifa und die Uefa haben russische Teams aus offiziellen Wettbewerben ausgeschlossen. Der SFV hat bereits vor diesem Entscheid ausgeschlossen, mit Schweizer Nationalteams gegen Russland zu spielen. Deshalb haben wir dem FC Sion davon abgeraten, diese Einladung anzunehmen», so Adrian Arnold, Direktor Unternehmenskommunikation des SFV, gegenüber SRF.

Weil es sich nicht um einen offiziellen Wettbewerb handelt, könne dem FC Sion das Spiel aber nicht verboten werden.

«Finde das total daneben»

Bei Walliser Fussballlegenden kommt das Sittener Gastspiel im Osten nicht gut an. «In dieser politischen Situation muss man sich das aus moralischen und ethischen Gründen gar nicht überlegen», so der ehemalige Sion-Akteur und 40-fache Internationale Charly In-Albon (68, 101 Spiele für Sion) gegenüber Blick. «Ich finde das total daneben. Aber das ist typisch Constantin. Es gibt ein paar Hunderttausend Franken und die Kasse ist wieder gefüllt. Der Rest ist ihm einfach scheissegal.»

In-Albon ist froh, dass seine Zeit beim FC Sion längst vorbei ist. Denn selber hätte er überhaupt keine Lust auf eine solche Reise. «Aber klar, die Spieler müssen sich beugen. Wenn der Verein entscheidet, dort zu spielen, dann müssen sie spielen. Wenn du nicht gehst, legst du dir selbst ein Ei.»

«Ich bin enttäuscht, gerade als Fan des FC Sion»

Der 54-fache Schweizer Nationalspieler und zweifache Cupsieger mit Sion, Georges Bregy (67), ist vom Testspiel ebenfalls nicht begeistert. Zwar müsse Constantin selbst entscheiden, was er machen will, aber: «Es ist sicher nicht optimal, dass man jetzt nach Russland geht. Putin macht im Prinzip, was er will. Es ist im jetzigen Moment schwierig, das Sportliche vom Politischen zu trennen.»

Und auch in der Politik sorgt die geplante Partie zwischen Sion und Zenit St. Petersburg für Kopfschütteln. Philipp Matthias Bregy (46), Fraktionschef der Mitte im Bundeshaus und leidenschaftlicher Fussballfan, erklärt gegenüber Blick: «Ich bin enttäuscht, gerade auch als Fan des FC Sion – da ich es in Anbetracht des russischen Angriffskrieges falsch finde, Freundschaftsspiele in Russland auszutragen.»

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