CC erwägt Teilnahme an Testturnier in St. Petersburg
«Ich habe keine Skrupel, in Russland zu spielen»

Christian Constantin spielt mit dem Gedanken, an einem Mini-Vorbereitungsturnier in St. Petersburg teilzunehmen. Es lockt viel Geld. Moralische Bedenken hat er keine.
Publiziert: 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 05:24 Uhr
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Zuletzt stand Christian Constantin im November 2015 auf russischem Boden, in der Europa League bei Rubin Kazan.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • FC Sion erwägt Teilnahme an Vorbereitungsturnier in St. Petersburg
  • Constantin sieht keine ethischen Bedenken in Russland zu spielen
  • Teilnahme könnte dem FC Sion 300'000 Franken einbringen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Derzeit befindet sich der FC Sion im (Höhen-)Trainingslager in Crans-Montana auf 1500 Metern. Nicht aber Präsident Christian Constantin. Der weilt auf einer griechischen Insel in den Ferien. Dort spielt er mit dem Gedanken, sein Team in der zweiten Juli-Woche an ein Mini-Vorbereitungsturnier zu schicken. Das wäre eigentlich Business as usual – wenn nicht der Austragungsort besonders brisant wäre: St. Petersburg! Also im Land von Kriegstreiber Wladimir Putin. In einem Land, dessen Fussballklubs wegen der Sanktionen gegen Russland derzeit von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen sind: WM, EM, Nations League, alle Klubwettbewerbe.

Deshalb darf die russische Nationalmannschaft nur noch Testspiele bestreiten – gegen Belarus, Grenada, afrikanische Teams … und den Iran. Unter diesen Vorzeichen flattert nun eine Einladung zur Teilnahme an einem Vorbereitungsturnier im Kriegsland herein. CC hat wenig Skrupel, zuzusagen – trotz des Bashings, das über Fabio Celestini nach dessen Wechsel zum Armeeklub ZSKA Moskau hereingebrochen war.

Christian Constantin, wo treffen wir Sie gerade an?
Ich bin auf einer Insel vor Athen, gehe gerade in ein Restaurant – und habe festgestellt: Die Griechen machen wunderbaren Wein. Das wusste ich nicht. Am Donnerstag gehts zurück ins Wallis.

Sie haben eine Einladung zu einem Mini-Turnier in St. Petersburg erhalten. Werden Sie diese annehmen?
Ich weiss es noch nicht. Es kommt darauf an, ob der Organisator – ein Fifa-Match-Agent – das Geld zusammenkriegt. Es geht da noch um die TV-Rechte.

Sollte es zustande kommen, kassieren Sie 300’000 Franken, liest man. Stimmt das?
Es ist eine Summe in dieser Grössenordnung, ja.

Also eine schöne Stange Geld!
Ja, es ist viel Geld. Zudem sind solche Tests immer gut.

Haben Sie keine Skrupel, sprich ethische Bedenken, in einem Land zu spielen, dessen Machthaber Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen hat?
Nein, die habe ich nicht. Ich habe das immer so gehalten und halte es auch heute so: Sport und Politik soll man sauber trennen.

Sagen Sie zu, gibts sicher einen riesigen medialen Wirbel. Fast so wie nach dem Wechsel von Fabio Celestini zu ZSKA Moskau. Aber da sind Sie ja schmerzfrei.
Ja, ziemlich. Ich verurteile aber auch niemanden, wenn er in Russland arbeiten will. Das soll jeder für sich entscheiden. Ihr haltet das für unmoralisch und schreibt das so – okay. Das ist eure Meinung. Fabio hatte eine andere. Und ich stehe dem neutral gegenüber. So einfach ist das.

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Weshalb ist eigentlich der FC Sion eingeladen worden?
Nun, bei uns spielt mit Anton Mirantschuk der ehemalige Captain der russischen Nationalmannschaft. Ich denke, das ist Grund genug.

Können Freundschaftsspiele gegen russische Teams bedenkenlos stattfinden, auch auf russischem Boden?
Ja, das haben wir bei Fifa und Uefa abgeklärt.

Aber Sie riskieren, die 300’000 Franken nicht zu erhalten, weil Zahlungen aus Russland sanktioniert sind.
Erstens bin ich nicht sicher, ob die Sanktionen auch den Sport betreffen – ich glaube eher nicht. Zweitens kommt das Geld nicht aus Russland. Da gäbe es also keine Probleme.

Sie sprechen von einem Mini-Turnier. Wer soll da sonst noch spielen?
Eingeladen wurden auch Swansea aus der englischen Championship und Ligue-1-Aufsteiger Lorient.

Haben die angebissen?
Keine Ahnung.

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