Viel Geld, eine Fifa-Schmach und eine fragwürdige «Bromance»
Das bleibt von dieser Klub-WM

Die erste Ausgabe der neu aufgegleisten Klub-WM ist vorbei. Das Turnier hinterlässt viele fragwürdige Eindrücke – hat aber auch für ein paar Lichtblicke gesorgt. Eine Analyse.
Publiziert: 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 16:44 Uhr
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Mit dem Finalsieg von Chelsea endete die Klub-WM 2025 in den USA.
Foto: imago/Eibner

Darum gehts

  • Klub-WM: Kritikpunkte bestätigt, aber auch Potenzial für die Fussballwelt gezeigt
  • Wetterbedingungen und Spielfeldqualität sorgten für Probleme während des Turniers
  • Zehn wichtige Erkenntnisse aus der ersten Ausgabe der Klub-WM
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias WedermannFussballchef

Die besten Teams aller Kontinente der Welt treffen in einem Turnier aufeinander und machen während eines Monats untereinander aus, welcher Fussballklub der beste auf dem Planeten ist. In der Theorie klingt die Klubweltmeisterschaft nach einer möglichen Bereicherung im Fussballkalender.

Doch aus Europa gab es schnell Widerstand aufgrund der zusätzlichen Spiele für die Profis. Startrainer Jürgen Klopp nannte es «die schlechteste Idee, die jemals im Fussball umgesetzt wurde». Seit Sonntagnacht ist die erste Ausgabe der Klub-WM jetzt Geschichte. Für Fifa-Präsident Gianni Infantino ist sie der Beginn «der goldenen Ära im Klubfussball» und der «erfolgreichste Klubwettbewerb der Welt». Die zehn wichtigsten Erkenntnisse, warum der Wettbewerb viele Kritikpunkte bestätigt – aber auch Potenzial hat:

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Der Gewinner

Gewonnen hat nicht nur der FC Chelsea, der sich nun Klubweltmeister nennen darf, sondern auch der brasilianische Fussball. Dieser regiert Südamerika schon länger – die letzten sechs Gewinner der Copa Libertadores kamen allesamt aus Brasilien. Doch auf der Weltbühne, gegen die grossen Klubs aus Europa, nicht nur mitzuhalten, sondern zu gewinnen – und im Fall von Fluminense bis in den Halbfinal zu kommen –, ist ein dickes Ausrufezeichen an die Fussballwelt.

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Die Probleme

Hitzeschlachten bei Temperaturen bis zu 40 Grad, Gewitterunterbrüche von mehreren Stunden und massenhaft Klagen von Spielern und Trainern über den Rasen in den Stadien: Das Wetter kann die Fifa (noch) nicht kontrollieren, doch einen Spielplan so gestalten, dass man nicht um zwölf Uhr mittags in der Hitze spielen muss, allemal. Und dass man es für das neue Klubpremiumprodukt nicht geschafft hat, würdige Spielfelder anzubieten, ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

Die Unbekannte

Welche Auswirkungen hat die Klub-WM auf die Ligen? Die Klubs reisen mit gut gefüllten Portemonnaies aus den USA ab. Doch wie die Umstellung der Saisonvorbereitung, die verkürzte Ruhepause oder die Unterbrechungen der heimischen Ligen auf den Output die Klubs beeinflussen, zeigt sich erst in den kommenden Monaten. Für die europäischen Topklubs geht es in einem Monat schon wieder in der Liga los, die brasilianischen oder US-amerikanischen Teams spielen bereits in der Liga. Und der Fall von Bayern-Star Jamal Musiala hat die Furcht vor Ausfällen durch Verletzungen an der Klub-WM bestätigt.

Die Fans

Leidenschaftliche Fans aus Argentinien, Brasilien, Ägypten oder Japan sorgten für emotionale Momente in und ausserhalb der Stadien. Doch die generell schlecht gefüllten Arenen machten die Klub-WM nicht zu einem Fussballfest. Dass die Ränge nicht mal mit dynamischen Ticketpreisen – oder einfach Tickets zu Spottpreisen – voll wurden, spricht nicht für die Attraktivität und das Interesse am neuen Wettbewerb. Eine Schmach für die Fifa.

Selbst Spiele mit US-Beteiligung wurden an der Klub-WM schlecht besucht.
Foto: Getty Images

Das Austragungsland

Dass das Potenzial des US-Marktes für den Fussball sehr hoch ist, ist keine neue Erkenntnis. Doch der US-Sportfan ist kein Fussballfan. Er liebt Entertainment mehr als Taktik, will mehr Pausen für den Weg zum Essensstand – und bis man ihm erklärt hat, warum es ein Jahr vor der «richtigen» WM noch eine neue Klub-WM im Land gibt, ist das Turnier bereits vorbei. Will man am Konzept festhalten, gibt es kaum eine Alternative zu Südamerika für die nächste Austragung.

Die Politik

Fifa-Präsident Gianni Infantino und US-Präsident Donald Trump feiern ihre «Bromance» seit Monaten gegenseitig und öffentlich ab. Doch die in den Statuten vermerkte politische Neutralität der Fifa gerät dann ins Wanken, wenn Juventus-Turin-Stars für PR-Termine ins Oval Office zu Donald Trump müssen und dann über die Bombardierung des Irans oder Transgenderpolitik gesprochen wird. Dass gemäss Medienberichten zudem auf eine geplante Antirassismuskampagne während des Turniers verzichtet wurde, wirft ebenfalls fundamentale Fragen auf.

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Die Klubs

Will man den besten Klubwettbewerb der Welt haben, muss die Fifa die Kriterien für die Teilnahme der Vereine nochmals überdenken. Es ist absurd, dass beispielsweise der spanische Meister FC Barcelona nicht dabei ist, dafür aber ein Klub wie Inter Miami, der noch nie eine Meisterschaft gewonnen hat.

Die Neuerungen

Beim Schiedsrichter gibt es zwei Neuerungen, die den Fussballfan frohlocken lassen: die Schiedsrichterkamera, die für spektakuläre Bilder auf dem Platz sorgt, und die VAR-Erklärung, bei der der Schiedsrichter das Publikum per Mikrofon im Stadion über die Entscheidung aufklären muss. Beides darf gerne im Fussball bleiben.

Der Fussball

Ja, es gab leidenschaftliche Spiele, und es gab auch hochstehende Spiele. Das richtig grosse fussballerische Spektakel war diese Klub-WM allerdings nicht. Teils erinnerten die Matches einfach nur an die sonst überverkauften US-Tour-Testspiele in den Vorbereitungen der letzten Jahre.

Für fussballerische Highlights sorgte das Turnier in den USA nur selten.
Foto: Getty Images

Die Bedeutung

Ja, die Fussball-Europäer sind verwöhnt. Und dass der Champions-League-Sieger im Final der Klub-WM auf den Conference-League-Sieger trifft, bestätigt die hohe Qualität des europäischen Fussballs. Während die Klub-WM in Europa neben der Frauenfussball-EM teils fast etwas untergegangen ist, war sie für die Klubs aus Afrika, Asien, Mittelamerika und Südamerika ein fast schon historisches Highlight – und die Fans zu Hause fieberten begeistert mit. Ein Fakt, den es zu respektieren gilt.

Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
SE Palmeiras SP
SE Palmeiras SP
3
2
5
2
Inter Miami CF
Inter Miami CF
3
1
5
3
FC Porto
FC Porto
3
-1
2
4
AL Ahly SC (Egy)
AL Ahly SC (Egy)
3
-2
2
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain
3
5
6
2
Botafogo FR RJ
Botafogo FR RJ
3
1
6
3
Atletico Madrid
Atletico Madrid
3
-1
6
4
Seattle Sounders
Seattle Sounders
3
-5
0
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
SL Benfica
SL Benfica
3
7
7
2
Bayern München
Bayern München
3
10
6
3
Boca Juniors
Boca Juniors
3
-1
2
4
Auckland City
Auckland City
3
-16
1
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
CR Flamengo RJ
CR Flamengo RJ
3
4
7
2
Chelsea FC
Chelsea FC
3
3
6
3
Esperance Sportive de Tunis
Esperance Sportive de Tunis
3
-4
3
4
Los Angeles FC
Los Angeles FC
3
-3
1
Playoffs
Gruppe E
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Inter Mailand
Inter Mailand
3
3
7
2
CF Monterrey
CF Monterrey
3
4
5
3
CA River Plate (ARG)
CA River Plate (ARG)
3
0
4
4
Urawa Red Diamonds
Urawa Red Diamonds
3
-7
0
Playoffs
Gruppe F
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
3
2
7
2
Fluminense FC RJ
Fluminense FC RJ
3
2
5
3
Mamelodi Sundowns
Mamelodi Sundowns
3
0
4
4
Ulsan HD FC
Ulsan HD FC
3
-4
0
Playoffs
Gruppe G
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Manchester City
Manchester City
3
11
9
2
Juventus Turin
Juventus Turin
3
5
6
3
Al Ain FC
Al Ain FC
3
-10
3
4
Wydad AC
Wydad AC
3
-6
0
Playoffs
Gruppe H
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Real Madrid
Real Madrid
3
5
7
2
Al-Hilal Saudi FC
Al-Hilal Saudi FC
3
2
5
3
FC Salzburg
FC Salzburg
3
-2
4
4
CF Pachuca
CF Pachuca
3
-5
0
Playoffs
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