Scheidender Ambri-Sportchef Duca spricht von Verrat
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«Wie ein Messer in den Rücken»:Scheidender Ambri-Sportchef Duca spricht von Verrat

«Du hast uns die Beine abgeschnitten»
Cereda weg, Duca weg, Präsi weg – und das pure Chaos

Beim HC Ambri-Piotta bleibt kein Stein auf dem anderen. Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca stehen nicht mehr zur Verfügung. Genauso legt Präsident Filippo Lombardi sein Amt nieder.
Publiziert: 12:04 Uhr
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Aktualisiert: vor 59 Minuten
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Duca, Lombardi und Cereda (v.l.n.r.) bei der emotionalen Ambri-PK vom Mittwochmorgen.
Foto: Michela Locatelli/freshfocus

Bei Ambri-Piotta ist es am Mittwochvormittag zum grossen Knall gekommen. Ein Hochverrat von Präsident Filipo Lombardi (69) hat nachreichende Folgen.

Luca Cereda (44) ist bei den Leventinern nicht mehr länger Trainer. Ebenso schmeisst Paolo Duca (44) als Sportchef hin. Beide schmeissen den Bettel bei Ambri enttäuscht und offensichtlich persönlich verletzt hin. Ebenso hat Präsident Lombardi sein Amt zur Verfügung gestellt.

Dies alles ist an einer emotionalen Medienkonferenz bekanntgeworden. Beim Tabellenvorletzten, der von den ersten zwölf Meisterschaftsspielen lediglich zwei gewinnen konnte, herrscht vor dem Schlüsselspiel am Freitag gegen den Tabellenletzten Ajoie das pure Chaos.

«Du hast uns die Beine abgeschnitten»

Lombardi hatte hinter dem Rücken von Sportchef Paolo Duca und Trainer Luca Cereda mit dem arbeitslosen Coach Christian Dubé (48) verhandelt und sich am Montag mit ihm getroffen, einen Tag nach dem 4:6 gegen Tabellenführer Davos.

Für sein Vorgehen entschuldigte sich Lombardi an der Medienkonferenz mehrfach und stellte mit Tränen in den Augen zugleich sein Amt zur Verfügung.

Duca hatte für das hinterlistige Vorgehen des Präsidenten null Verständnis und sprach an der Medienkonferenz gegenüber Lombardi Klartext: «Du hast uns die Beine abgeschnitten.» Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit sei dadurch verloren gegangen, er sprach von einer zerbrochenen Vase. Zuvor habe man bei Ambri Krisen immer gemeinsam bewältigt.

Es gab während der Medienkonferenz immer wieder Momente, in denen sich der sichtlich müde und gezeichnete Duca veranlasst sah, Lombardi zu widersprechen.

Bereits der dritte Trainerwechsel

Cereda ist bereits der dritte Trainer, der in der noch nicht einen Monat alten neuen National-League-Saison nicht mehr im Amt ist, nach Berns Jussi Tapola (51) und Servettes Yorick Treille (45). Und das alles innert einer Woche. Es ist total verrückt – eine derart grosse Panik zu einem derart frühen Zeitpunkt gab es in der Liga noch nie.

Cereda war der mit Abstand dienstälteste Headcoach in der National League. Im September ist er in seine neunte Saison gestartet, im Jahr 2017 wurden Paolo Duca (44) als Sportchef und Cereda als Trainer zum starken und unzertrennlichen Duo beim Traditionsklub, das als Einheimische die Ambri-DNA vorlebte. Der SC Bern hat in dieser Zeitspanne nicht weniger als neun Trainer verbraucht, der EHC Kloten gar elf. Bei den 14 aktuellen National-League-Klubs gab es während Ceredas Amtsdauer nicht weniger als 82 Trainerwechsel. Der 83. betrifft nun ihn selbst.

Skurril: Während im Obergeschoss Präsident Filipo Lombardi (69), CEO Andreas Fischer (58), Duca und Cereda an der Medienkonferenz sitzen und informieren, trainiert unten auf dem Eis das Team. Unter der Führung der beiden Assistenztrainer René Matte (53) und Eric Landry (50). Die Mannschaft wurde zuvor um 9.30 Uhr in Kenntnis gesetzt. Matte und Landry stehen nun interimistisch in der Verantwortung.

Was ist jetzt mit Dubé?

Doch was ist jetzt mit Christian Dubé (48)? Hat sich das Thema nach dem ganzen Chaos bereits wieder erledigt? Oder kommt er doch noch zum Handkuss? Doch wer soll den neuen Trainer überhaupt einstellen, nachdem Duca und Cereda weg sind? CEO Fischer, der an der Medienkonferenz keinen Ton gesagt hat? Oder doch noch Lombardi, als letzte Amtshandlung?

Seine kurzfristigen präsidialen Aufgaben würde er schon noch wahren, sagte dieser: «Auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es nicht an.» Ob sich Lombardi mit einem Vertrag für Dubé einen Gefallen tun würde, ist allerdings eine andere Frage.

Dubé war zuletzt noch Trainerkandidat beim SC Bern als Nachfolger von Tapola, ehe sich die Mutzen dann aber für Heinz Ehlers (59) entschieden. Der Kanadier war von 2015 bis 2024 bei Fribourg tätig, zunächst als Sportchef, danach in der Doppelfunktion Trainer und Sportchef und am Ende nur noch als Trainer. Nach seiner Entlassung bei Fribourg im Mai 2024 war Dubé ohne Job. Sein Name tauchte immer wieder auf, wenn ein Klub einen Trainer suchte. Aber zu einem Abschluss ist es nie gekommen.

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