Darum gehts
- Schweizer Frauenduos gehören zur Weltspitze im Beachvolleyball, Männer holen auf
- Unterschiedliche Spielweisen und Tagesform beeinflussen Leistungen bei Männern und Frauen
- Turniersieg von Krattiger/Dillier in Polen zeigt positive Entwicklung im Männerbereich
Am Elite16-Turnier in Gstaad BE unterstrichen die Schweizer Frauenduos einmal mehr, dass sie zur Weltspitze gehören. Tanja Hüberli/Leona Kernen und Anouk/Zoé Vergé-Dépré duellierten sich um die Bronzemedaille – obwohl beide Duos erst auf diese Saison hin neu formiert worden sind.
Bei den Männern war eine Wildcard nötig, damit Yves Haussener (27) und Julian Friedli (18) direkt im Hauptfeld starten konnten. Dorthin schafften es nach erfolgreicher Quali auch Marco Krattiger (31) und Leo Dillier (24) sowie Adrian Heidrich (30) und Jonathan Jordan (25). Diesen beiden Duos schlossen das Turnier auf Rang 9 ab, Haussener/Friedli auf dem 19. Platz.
Seit Jahren ist es das gleiche Bild: Schweizerinnen stehen an Turnieren der höchsten oder zweithöchsten Kategorie regelmässig auf dem Podest. Bei den Männern gibt es nur gelegentliche Ausreisser nach oben mit einer Spitzenplatzierung. In bester Erinnerung sind noch die letzten Olympischen Spiele in Paris. Tanja Hüberli und Nina Brunner (Mutterschaftspause) standen schon früh als Qualifikantinnen fest. Zwischen den Duos Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder (Mutterschaftspause) sowie Zoé Vergé-Dépré und Esmée Böbner (Rücktritt nach Olympia) entwickelte sich ein spannender und emotionaler Zweikampf ums zweite Olympiaticket.
Vergé-Dépré/Böbner schnappten es sich und wurden überraschend Fünfte. Hüberli/Brunner gewannen Bronze. Ein Männerduo fehlte am Olympiaturnier.
Trainerrochaden bei Männerteams
Auf der Verbandsseite von Swiss Volley sind die grössten Erfolge der letzten Jahre aufgeführt bis zur Olympia-Bronzemedaille von Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder 2021 in Tokio. Die Namen eines Männerteams sucht man in dieser Highlight-Show vergeblich. Diesem Ungleichgewicht ist man sich auch beim Verband bewusst. «Präzision und Qualität ist das höchste Gut bei den Frauenteams», sagt Sebastian Beck (42), der Beachvolleyball-Direktor, «auch bei den Männern soll es wieder so sein.»
Einmal mehr wurden die Kaderduos der Schweizer nach dem letzten Olympiazyklus neu zusammengestellt, zudem kam es zu Rochaden auf den Trainerposten. Man versucht, aktiv dem Negativtrend entgegenzuwirken. «Es geht in die richtige Richtung», so Beck. Ein erstes Zeichen dafür ist der Turniersieg am Challenge (zweithöchste Kategorie) von Krattiger/Dillier Ende Juni in Stare Jablonki (Pol).
Abschneiden liegt an Spielweise von Frauen und Männern
Wo ortet Beck die Gründe für die Durststrecke bei den Männern? Er findet sie im Vergleich mit den Frauen in der unterschiedlichen Spielweise der beiden Geschlechter. «Die Zusammenarbeit bei Frauen erlangt schnell eine gute Struktur. Männer haben den höheren Spieltrieb und greifen eher auf unkonventionelle Lösungen zurück.»
Doch das Beachvolleyball sowie die Spielerinnen und Spieler haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, «man muss die Probleme auf dem Feld auch technisch lösen können und nicht nur mit Spielwitz», so Beck, obwohl die Kreativität dabei nicht erdrosselt werden soll. Der Ex-Beachvolleyballer ergänzt: «Männer sind mehr von der Tagesform abhängig. 80 Prozent der Leistung reicht heutzutage nicht mehr, um an einem Turnier weiterzukommen.»
Zuversichtlich stimmt den Beach-Chef, dass junge Talente wie Julian Friedli (18) und Luc Flückiger (20) nachgerückt sind und an der Seite von erfahrenen Spielern wachsen können. «Da entwickelt sich eine spannende Dynamik, weil sie den Arrivierten die Plätze streitig machen», so Beck. Doch noch ist Geduld gefragt.