Darum gehts
Die Schwestern Anouk und Zoé Vergé-Dépré kennen sich als Menschen in- und auswendig. Und trotzdem ist vieles neu für sie. «Denn es ist nochmals eine andere Geschichte, wenn sie zusammen spielen müssen.» Das sagt mit Denis Milanez (52) einer der zwei neuen Trainer des auf diese Saison hin formierten Duos. Der zweite Coach an der Seite des Brasilianers ist der polnische Ex-Spieler Damian Wojtasik (34).
«Zouk», wie sich das Schwestern-Team selbst nennt, ist nach einer Fussverletzung von Anouk verspätet, aber dennoch vielversprechend in die Saison gestartet. An drei Elite16-Turnieren (höchste Kategorie) resultieren Top10-Plätze, darunter Bronze vor einem Monat in Ostrava (Tsch). Ihr viertes gemeinsames internationales Turnier, das Challenge in Alanya (Tür), gewinnen die Bernerinnen zwei Wochen vor Gstaad. Das verleiht Zuversicht nach den vielen sportlichen Änderungen.
Anouk ist von der Abwehr- auf die Block-Position zurückkehrt und hat die Feld-Seite gewechselt. Weiter soll sie auf Geheiss von Milanez – jahrelang selbst Zuspieler im Hallenvolleyball – die Pässe oben und nicht mehr mit der Manchette spielen. «Da musste ich viel mit meiner linken Hand reden», sagt die sechs Jahre ältere Schwester lachend. Und für Zoé (27) ist es der erste Team-Wechsel in ihrer Profi-Karriere.
Spielerische und taktische Anpassungen haben die Trainer aufgrund der ohnehin schon neuen Konstellation sonst zu minimieren versucht. «Es ist ein Prozess», so Milanez, «wir müssen uns alle noch immer kennenlernen. Aber grundsätzlich haben wir uns scho gut zusammengefunden.» Anouk beschreibt es als «Entdeckungsreise». Bei deren Start hat sich das Quartett über die Spiel-Ideen und -Philosophien ausgetauscht, «wir gehen es Schritt für Schritt an», so Abwehrspielerin Zoé.
Mit Blick auf seine strategischen Visionen hat der Weltverband FIVB im Frühjahr an einer Versammlung mehrere Entscheide gefällt. Aufhorchen lässt der Beschluss, dass Ende Juli eine 15 Turniere dauernde Testphase startet, in der das Coaching während Spielen erlaubt ist. Auf internationalem Profi-Level ist dies ein Novum.
Teil des Beachvolleyballs ist, dass die Teams ihre Timeouts selber nehmen, sich gemeinsam um Strategien und Anpassungen des Spiels bemühen. Während des Experiments dürfen nun auch die Trainer Auszeiten ziehen. Sie befinden sich in Bank-Nähe, können sich mit ihren Duos besprechen und müssen mit ihnen nach den Sätzen jeweils die Seite wechseln. Sollte sich dieser Versuch bewähren, wird Coaching auf die Turniere ausgeweitet – inklusive der Weltmeisterschaft von Mitte November in Adelaide (Aus).
Bei Swiss Volley ist Beachvolley-Direktor Sebastian Beck (42) noch geteilter Meinung: «Für den Berufsstand Trainer ist es positiv, er bekommt endlich ein Gesicht. Gleichzeitig wird die DNA des Sports verändert.» N. V.
Mit Blick auf seine strategischen Visionen hat der Weltverband FIVB im Frühjahr an einer Versammlung mehrere Entscheide gefällt. Aufhorchen lässt der Beschluss, dass Ende Juli eine 15 Turniere dauernde Testphase startet, in der das Coaching während Spielen erlaubt ist. Auf internationalem Profi-Level ist dies ein Novum.
Teil des Beachvolleyballs ist, dass die Teams ihre Timeouts selber nehmen, sich gemeinsam um Strategien und Anpassungen des Spiels bemühen. Während des Experiments dürfen nun auch die Trainer Auszeiten ziehen. Sie befinden sich in Bank-Nähe, können sich mit ihren Duos besprechen und müssen mit ihnen nach den Sätzen jeweils die Seite wechseln. Sollte sich dieser Versuch bewähren, wird Coaching auf die Turniere ausgeweitet – inklusive der Weltmeisterschaft von Mitte November in Adelaide (Aus).
Bei Swiss Volley ist Beachvolley-Direktor Sebastian Beck (42) noch geteilter Meinung: «Für den Berufsstand Trainer ist es positiv, er bekommt endlich ein Gesicht. Gleichzeitig wird die DNA des Sports verändert.» N. V.
Mitten in ihrer Entwicklung als Team kommen die Vergé-Déprés, die auf der Tour Anouk/Zoé genannt werden, noch in den Genuss eines speziellen Experiments: Der Weltverband FIVB lanciert Ende Juli eine Testphase von 15 Turnieren (s. Box), an denen die Trainer ihre Teams aktiv coachen dürfen. Auf Profi-Ebene ein Novum – ausser auf der nationalen Tour in den USA und in Brasilien. Von diesen Nationen ist der Versuch auch angestossen worden. International dürfen sich die Coaches während Spielen – ausser auf Junioren-Stufe – nicht einbringen. Wie sieht das Vergé-Dépré-Team diesem Versuch entgegen?
Milanez, der Coaching als ehemaliger und preisgekrönter Nachwuchs-Trainer kennt, sagt: «Es braucht eine gute Wahrnehmung und Fingerspitzengefühl für den Moment. Manchmal ist es besser, nichts zu sagen, ein anderes Mal lohnt es sich aber.» Punktuell sieht der Brasilianer eine allfällige Einführung positiv, «grundsätzlich bin ich mir aber nicht sicher, ob es auf der Tour funktioniert». Auch, weil Trainer manchmal mehrere Duos gleichzeitig betreuen.
Für Anouk, Mitbegründerin der Spielervereinigung, ginge damit ein Teil der Beachvolley-Identität verloren. Teams müssen selbstständig Lösungen finden in den Duellen, das kann eine der Stärken sein. «Bei erlaubtem Coaching können Beacher, die über keine ausgeprägte Spiel-Intelligenz verfügen, trotzdem erfolgreich sein.»
Eine besondere Konstellation: Jean-Charles Vergé-Dépré (69) ist der Vater und zugleich Athletik-Trainer von Top-Beachvolleyballerin Anouk Vergé-Dérpé (33). Der Franzose, der von der Karibik-Insel Guadeloupe stammt, erklärt, ob diese Doppelrolle funktioniert.
Blick: Was sind die Vorteile und was die Nachteile, der Trainer der eigenen Tochter zu sein?
Jean-Charles Vergé-Dépré: Das Schwierigste ist, dass es der Vater schafft, die Tochter nicht mehr als Tochter zu betrachten, sondern als Sportlerin. Wenn ich das schaffe, dann beurteile ich sie ehrlich – ohne Privilegien, ohne sie in den Vordergrund zu stellen, ohne die emotionale Seite zu sehen. Ich muss als Coach aus diesem affektiven Element herauszukommen, um sie als Sportlerin zu beurteilen. Dann wird die Sache sehr einfach und es ist das, was ich die ganze Zeit versuche, zu tun.
War diese Zusammenarbeit am Anfang schwierig? Oder ist sie es manchmal noch?
Der Anfang war nicht immer ganz einfach. Aber es hat sich nach und nach entwickelt, sowohl mit Zoé als auch mit Anouk. Sie wollten diesen Weg gehen, aufs Spielfeld, zuerst in der Halle, dann in den Sand. Sie hatten einen starken Willen. Zu heiklen Situationen könnte es natürlich kommen, wenn man verschiedene Meinungen hat. Heute haben Anouk und Zoé einen polnischen Trainer, vorher hatte Anouk einen griechischen Trainer und Zoé einen Schweizer und deutschen Trainer. Das sind viele Philosophien.
Passen da alle zusammen?
Wir haben immer gut zusammengearbeitet, haben einen Meinungs- und Ideenaustausch. Es bedingt meinerseits auch Geduld: Denn der Austausch muss zum richtigen Zeitpunkt kommen. Man teilt Ideen und Meinungen, macht Kompromisse und geht den Weg, der allen am besten erscheint. Klar ist, dass ihre Beachvolleyball-Coaches das Sagen haben und die Richtung vorgeben.
Wäre es nicht praktisch gewesen, auch Zoés Athletiktrainer zu sein?
Ich habe eine Zeit lang auch das Athletik-Training von Zoé übernommen. Aber das hat sich geändert, als der Verband zu Recht beschlossen hat, dass die jungen Spielerinnen denselben Coach haben sollten. Es ist übrigens auch überhaupt nicht nötig, dass ein Team den gleichen Trainer im Kraft- und Konditionstraining hat. Denn das Training ist sowieso individualisiert, das wäre es auch beim gleichen Trainer.
Sie haben selber gespielt, geben Sie auch spielerische Ratschläge?
Es wäre gelogen, wenn ich Nein sagen würde (lacht). Aber sie haben Coaches, die sie täglich und übers Jahr hinweg begleiten, diese sind also die Nummer eins. Natürlich habe ich auch viel Erfahrung und sage meine Meinung. Wie gesagt, es ist alles eine Frage der Art und Weise und des Timings. Sie wissen, welche Personen es gut mit ihnen meinen und das Beste für sie wollen. Dann akzeptieren sie auch andere Meinungen.
Interview: Nicole Vandenbrouck
Eine besondere Konstellation: Jean-Charles Vergé-Dépré (69) ist der Vater und zugleich Athletik-Trainer von Top-Beachvolleyballerin Anouk Vergé-Dérpé (33). Der Franzose, der von der Karibik-Insel Guadeloupe stammt, erklärt, ob diese Doppelrolle funktioniert.
Blick: Was sind die Vorteile und was die Nachteile, der Trainer der eigenen Tochter zu sein?
Jean-Charles Vergé-Dépré: Das Schwierigste ist, dass es der Vater schafft, die Tochter nicht mehr als Tochter zu betrachten, sondern als Sportlerin. Wenn ich das schaffe, dann beurteile ich sie ehrlich – ohne Privilegien, ohne sie in den Vordergrund zu stellen, ohne die emotionale Seite zu sehen. Ich muss als Coach aus diesem affektiven Element herauszukommen, um sie als Sportlerin zu beurteilen. Dann wird die Sache sehr einfach und es ist das, was ich die ganze Zeit versuche, zu tun.
War diese Zusammenarbeit am Anfang schwierig? Oder ist sie es manchmal noch?
Der Anfang war nicht immer ganz einfach. Aber es hat sich nach und nach entwickelt, sowohl mit Zoé als auch mit Anouk. Sie wollten diesen Weg gehen, aufs Spielfeld, zuerst in der Halle, dann in den Sand. Sie hatten einen starken Willen. Zu heiklen Situationen könnte es natürlich kommen, wenn man verschiedene Meinungen hat. Heute haben Anouk und Zoé einen polnischen Trainer, vorher hatte Anouk einen griechischen Trainer und Zoé einen Schweizer und deutschen Trainer. Das sind viele Philosophien.
Passen da alle zusammen?
Wir haben immer gut zusammengearbeitet, haben einen Meinungs- und Ideenaustausch. Es bedingt meinerseits auch Geduld: Denn der Austausch muss zum richtigen Zeitpunkt kommen. Man teilt Ideen und Meinungen, macht Kompromisse und geht den Weg, der allen am besten erscheint. Klar ist, dass ihre Beachvolleyball-Coaches das Sagen haben und die Richtung vorgeben.
Wäre es nicht praktisch gewesen, auch Zoés Athletiktrainer zu sein?
Ich habe eine Zeit lang auch das Athletik-Training von Zoé übernommen. Aber das hat sich geändert, als der Verband zu Recht beschlossen hat, dass die jungen Spielerinnen denselben Coach haben sollten. Es ist übrigens auch überhaupt nicht nötig, dass ein Team den gleichen Trainer im Kraft- und Konditionstraining hat. Denn das Training ist sowieso individualisiert, das wäre es auch beim gleichen Trainer.
Sie haben selber gespielt, geben Sie auch spielerische Ratschläge?
Es wäre gelogen, wenn ich Nein sagen würde (lacht). Aber sie haben Coaches, die sie täglich und übers Jahr hinweg begleiten, diese sind also die Nummer eins. Natürlich habe ich auch viel Erfahrung und sage meine Meinung. Wie gesagt, es ist alles eine Frage der Art und Weise und des Timings. Sie wissen, welche Personen es gut mit ihnen meinen und das Beste für sie wollen. Dann akzeptieren sie auch andere Meinungen.
Interview: Nicole Vandenbrouck