Vorsorgeprogramme auf der Kippe
So hilft dir dein Kanton, Brustkrebs zu erkennen – noch

Jährlich erkranken Tausende Schweizerinnen an Brustkrebs. Kantone mit Vorsorgeprogrammen entdecken Tumore früher, doch die Finanzierung ist gefährdet. Ab 2026 werden Vorsorgeuntersuchungen nur noch halb so hoch vergütet.
Publiziert: 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 17:40 Uhr
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Jährlich sterben Hunderte Frauen an Brustkrebs.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Brustkrebs-Früherkennung gefährdet durch Tarifsenkung bei Vorsorgeuntersuchungen ab 2026
  • Kantone mit Vorsorgeprogrammen ermöglichen schnellere Tumorentdeckung ohne Franchise-Belastung
  • 15 Kantone bieten Programm an, 4 planen Einführung, 6 haben keines
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

6600 Frauen erkranken in der Schweiz an Brustkrebs – jedes Jahr. Wo jemand wohnt, kann lebensentscheidend sein: In Kantonen mit Vorsorgeprogrammen werden kleinere Tumore schneller und eher entdeckt. Das zeigen wissenschaftliche Studien.

Trotzdem haben einige Kantone kein Früherkennungsprogramm. Während Aargau, Luzern, Glarus und Basel-Land bestrebt sind, ein Programm einzuführen, gibt es in 6 Kantonen keine Pläne dazu. Wer in Zürich, Uri, Obwalden, Nidwalden, Zug oder Schwyz lebt, muss sich selbst um ein regelmässiges Brust-Screening kümmern – und dieses selbst berappen. In 15 Kantone haben dagegen ein Programm, bei dem Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre aktiv zur Mammografie – einer Röntgenuntersuchung der Brust – eingeladen werden. 

Aber auch diese Kantone mit franchisenbefreiter Früherkennung werden nun auf die Probe gestellt. Aufgrund der Umstellung auf den Arzttarif Tardoc, der ab 2026 gilt, steht die gratis Vorsorgeuntersuchung derzeit auf der Kippe. Die Folge könnte fatal sein: Die Vergütungen werden ab 1. Januar um 50 Prozent gekürzt. Die Brustkrebs-Screenings können so nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden.

Das sorgt vor allem in jenen Kantonen für Unsicherheit, die das Programm zur Brustkrebsprävention derzeit am Einführen sind. 

Der Überblick über die Kantone

In allen 15 Kantonen, die ein Programm anbieten, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Bei der Abrechnung über die Grundversicherung wird nicht einmal die Franchise belastet. Die Leistungsträger – in der Regel die zuständige Krebsliga, die Krankenkassen und teilweise das Swiss Cancer Screening (SCS) – haben sich darauf geeinigt, dass lediglich der Selbstbehalt von 10 Prozent bezahlt werden muss.

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In den Kantonen Basel-Land, Aargau, Glarus und Luzern sind die Früherkennungsprogramme momentan erst in Planung. Glarus beispielsweise hat dafür mit der Krebsliga Ostschweiz bereits eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen.

Diesen Herbst plante eigentlich auch der Kanton Schaffhausen, mit einem Programm zu starten. Aufgrund der unsicheren Finanzierung durch das Tardoc-Tarifsystem wurde die Einführung jedoch pausiert. Man hoffe darauf, dass die Finanzierung national geklärt werden kann, bevor man mit dem Programm fortfährt, heisst es aus dem Kanton.

Es verbleiben noch 6 Kantone, die kein Früherkennungsprogramm haben. Natürlich kann man als Frau trotzdem regelmässig Screenings durchführen lassen. Allerdings müssen diese selbst organisiert werden und die Kosten werden nicht von der Grundversicherung übernommen.

Foto: Getty Images

Auf Anfrage schreibt die Krebsliga Schweiz: «In Kantonen ohne ein Früherkennungsprogramm müssen sich Frauen für eine Brustkrebs-Früherkennung an ihre Frauenärztin oder ihren Frauenarzt wenden. Sie werden dann an ein spezialisiertes Röntgeninstitut verwiesen.»

Die Suche nach einer Lösung

Für die Krebsliga und SCS ist klar: Es muss eine Lösung her, damit die Programme weiterhin angeboten und ausgebaut werden können. In einer Medienmitteilung fordern sie deshalb kostendeckende Tarife und gleiche Rahmenbedingungen für die Untersuchungen – unabhängig von einem Programm. 

Die herrschende Unsicherheit zu den Kosten macht bei der Brustkrebsbekämpfung einen Strich durch die Rechnung. Auf Blick-Anfrage konkretisiert die Krebsliga: «Durch die Tarifsenkung für diese Untersuchungen wird es wohl noch länger dauern, bis endlich alle Frauen in allen Kantonen Zugang zu einer kostenlosen Früherkennung haben.»

Auch Spezialisten sind besorgt – und gleichzeitig bemüht, die Früherkennungsprogramme beizubehalten. Brustkrebs-Experte Michael Knauer sagte im Interview mit CH Media, dass ein Kompromiss her muss. Entweder die Versicherer, Radiologen und Organisatoren einigen sich, oder «es springt jemand anderes für die Finanzierung ein». Der Facharzt denk dabei an eine Finanzspritze durch den Kanton oder die Krankenkassen.

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