Mehr Rechte für Patienten gefordert
Fehler in der Arztrechnung – aber wo bleibt das Geld?

Wer eine falsche Arztrechnung erhält, landet oft im Ausreden-Dschungel. Weil es so schwierig ist, Geld zurückzuerhalten, wird jetzt die Politik aktiv.
Publiziert: 08.06.2025 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2025 um 05:39 Uhr
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Ärzte und Kliniken kassieren in der Schweiz Millionen wegen falscher Abrechnungen.
Foto: Keystone

Darum gehts

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Yves Demuth
Beobachter

Zuerst wimmelte die Reha-Klinik Bellikon AG den 82-Jährigen ab. Es sei alles in Ordnung mit seiner Rechnung. Er müsse die 406.40 Franken bezahlen. Doch der Patient liess nicht locker. Er war schliesslich nur in der Reha-Klinik Bellikon, weil er an seiner Unterschenkelprothese einen Materialfehler reparieren lassen musste. Ein Garantiefall.

Er schrieb darum der Klinik: «Es ist mir natürlich bekannt, dass die Preisgestaltung im Gesundheitswesen speziell ist.» Doch es sei eben keine «normale Reparatur» gewesen, wie die Klinik Bellikon behaupte.

Stornierung erst nach mehrfacher Nachfrage

Zwei Monate hörte der Patient nichts mehr, obwohl er eine dritte Nachfrage direkt an den CEO der Klinik mit Ultimatum gestellt hatte. Dann lenkte die Klinik plötzlich ein, stornierte die Rechnung und schrieb, es sei «ein Fauxpas» passiert. Man bitte um Entschuldigung. Es sei eine Unachtsamkeit gewesen. Das wiederholt auch die Pressestelle auf Anfrage.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Inzwischen hatte die Krankenkasse die Klinikrechnung aber längst bezahlt, und der Mann musste dafür sorgen, dass er das Geld zurückerhält.

Die falsche Rechnung ist kein Einzelfall. Ärztinnen und Kliniken kassieren Millionen mit falschen Rechnungen, wie der Beobachter berichtete. Die zwei Hauptprobleme: Erstens besteht ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Patienten und Ärztinnen. Und zweitens kontrollieren die Krankenkassen die Rechnung zwar, kennen aber die Umstände nicht.

Politikerin will Bund zum Handeln zwingen

Das stört SP-Nationalrätin Nadine Masshardt. «Nur Patientinnen und Patienten können überprüfen, ob das verrechnet wurde, was auch behandelt wurde.» Doch für die allermeisten seien Rechnungen viel zu kompliziert; ungerechtfertigte Rechnungspositionen würden kaum erkannt.

«Es bräuchte dafür Hilfen und Unterstützung, beispielsweise eine neutrale Kontrollstelle, die nachfragt.» Es dürfe nicht sein, dass Patienten sich gegen ihre Ärzte oder das Spital zur Wehr setzen müssen. Dem Bundesrat hat Masshardt deshalb eine Frage gestellt: «Welche Massnahmen schlägt der Bundesrat vor, um systematische Fehlabrechnungen wirksam zu verhindern?» Die Antwort sollte noch vor den Sommerferien eintreffen.

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