Nach Zwischenfällen in Europa
Armee will sich vor Drohnen schützen

Die Schweizer Armee rüstet auf: Gegen Drohnenangriffe derzeit chancenlos, plant sie nun die Beschaffung von Abwehrsystemen. Der Nachholbedarf ist gross.
Publiziert: 10:39 Uhr
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Aktualisiert: vor 21 Minuten
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Zahlreiche russische Drohnen tauchten in Polen auf. Moskau scheint die Nato auf die Probe zu stellen, lotet aus, wie weit es gehen kann.
Foto: IMAGO/Anita Walczewska

Darum gehts

  • Schweizer Armee plant Drohnenabwehr und investiert in eigene Minidrohnen
  • Armasuisse beauftragt mit Beschaffung von teilmobilen Abwehrsystemen gegen Drohnen
  • 108 Millionen Franken für Rahmenverträge zur Beschaffung von Minidrohnen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Der Westen ist alarmiert. Russische Drohnen tauchen in Polen auf, versetzen Dänemark in Aufruhr. Kampfjets verletzen den Luftraum Estlands. Moskau scheint die Nato auf die Probe zu stellen, lotet aus, wie weit es gehen kann. Für Verteidigungsminister Martin Pfister (62) ist klar: Die Schweiz wäre gegen solche Drohnen-Angriffe derzeit chancenlos. Während die EU über den Aufbau eines Drohnen-Walls an der Ostflanke diskutiert, stehen die Verteidigungspläne bei uns noch am Anfang.

Lange flogen Drohnen unter dem Radar der Schweizer Armee, zeigt ein neuer Bundesratsbericht. So habe sich gezeigt, dass die bisher eingeplanten Gelder «womöglich nicht ausreichen werden», damit sich die Armee bis 2033 wenigstens teilweise gegen Drohnen wehren kann – unter dem Strich 30 Millionen Franken. Das soll sich nun ändern.

Video zeigt gesichtete Drohnen in Dänemark
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Vorfall in Aalborg im August:Video zeigt gesichtete Drohnen in Dänemark

Von Zwischenfällen aufgeschreckt

Jetzt aber will die Armee vorwärtsmachen. Nach Versuchen zur Entdeckung und Abwehr von Minidrohnen zum Schutz militärischer Infrastrukturen hat das Militär das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) mit der Beschaffung von Abwehrsystemen beauftragt. Das ausgewählte System ist teilmobil und könne so auch zur Unterstützung ziviler Behörden eingesetzt werden. Indessen soll noch der genaue Typ bestimmt werden, damit das System möglichst rasch eingeführt werden kann.

Die Armee arbeitet schon eine Weile mit Minidrohnen. Diese werden vor allem für Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben genutzt, um Informationen zu gewinnen und die Lage zu beurteilen. Gleichzeitig seien aber auch wirksame Massnahmen gegen gegnerische Minidrohnen nötig. Darauf hatten sich die Feldversuche konzentriert: Ziel ist es, das nötige Know-how aufzubauen, um Truppen, Infrastrukturen und Fahrzeuge zuverlässig vor Aufklärungs- und Angriffsdrohnen der Kategorie Mikro und Mini zu schützen.

Armasuisse baut Drohnen-Armee aus

Davon unabhängig habe Armasuisse mit drei Anbietern Rahmenverträge zur Beschaffung von handelsüblichen Minidrohnen, Zubehör und Dienstleistungen abgeschlossen. Für rund 108 Millionen Franken können die Armee sowie weitere Bundesstellen künftig flexibel modernste Mikro-, Mini- und Kleindrohnen beziehen. So soll angesichts des rasanten Fortschritts sichergestellt werden, jeweils möglichst auf dem neusten Stand zu sein.

Minidrohnen sollen die Aufklärungsfähigkeit der Armee erheblich steigern: Sie liefern rasch Lagebilder, unterstützen Überwachung und Nachrichtenbeschaffung, helfen bei der Erkundung von Einsatzräumen und dienen der Ausbildung. Erste Systeme wurden 2019 zu Versuchszwecken beschafft, nun können schrittweise weitere Verbände mit damit ausgerüstet werden.

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