Darum gehts
- Russische Drohnen dringen in den polnischen Luftraum ein, die Schweiz ist besorgt
- Die Schweiz könnte ihren Luftraum derzeit nicht gegen Drohnen verteidigen
- Der Nato-Einsatz gegen Drohnen bedeutete auch mehrere Millionen Euro an Materialkosten
Der Westen ist alarmiert. In der Nacht auf Mittwoch sind 19 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen. Einige wurden abgeschossen. Personen wurden nicht verletzt, mindestens ein Haus wurde beschädigt. Der Vorfall wird als weitere Provokation Russlands angesehen.
Auch in Bundesbern macht sich Sorge breit. Der Bundesrat werde sich an seiner Sitzung am Freitag bestimmt mit dem Thema befassen, zitiert CH Media eine regierungsnahe Quelle. Es solle analysiert werden, was das für die Schweiz bedeutet.
Die Schweiz könnte ihren Luftraum nicht verteidigen
Denn für Verteidigungsminister Martin Pfister (62) steht fest: Die Schweiz wäre derzeit nicht in der Lage, ihren Luftraum gegen das Eindringen feindlicher Drohnen zu verteidigen. So könne der F/A-18 als derzeit modernster Jet der Schweizer Luftwaffe Drohnen nicht erkennen, unter anderem wegen der Leistung des Radarsystems.
«Im Moment wäre die Abwehr solcher Drohnen nur im äusserst unwahrscheinlichen Fall möglich, dass in einem WK gerade ein entsprechendes Luftabwehrgeschütz in Bereitschaft und am richtigen Ort wäre», sagt Pfister gegenüber der Zeitung. Auch darum sei es so wichtig, den neuen US-Kampfjet zu beschaffen: «Der F-35 könnte solche Drohnenangriffe abwehren.»
An den in Polen abgestürzten Drohnen soll kein Sprengstoff entdeckt worden sein. Für Experten deutet das darauf hin, dass der Kreml die Bereitschaft der Nato-Luftabwehr an der Ostflanke testen wollte. Und diese soll deutliche Schwächen zeigen: Nur 4 der mindestens 19 russischen Drohnen konnten abgeschossen werden. Die anderen konnten unbeschädigt teilweise Hunderte Kilometer im Nato-Luftraum zurücklegen.
Mit Kanonen auf Spatzen schiessen
Auch stellen Experten die mobilisierten Mittel infrage. Der Einsatz am Mittwoch dürfte die Nato allein für das Material mehrere Millionen Euro gekostet haben, schreibt die NZZ. Nur schon die Luft-Luft-Rakete des Typs AIM-120C, die gemäss Aufnahmen von Trümmerteilen zumindest gegen eine Drohne eingesetzt wurde, habe einen Stückpreis von rund einer Million Dollar. Der Wert der russischen Fluggeräte betrage einen Bruchteil davon. Die Herstellungskosten einer einfachen Gerbera-Drohne lägen bei rund 10’000 Euro.
Die Rede ist denn auch davon, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen werde. Bei gelegentlichen Luftraumverletzungen sei ein solches Missverhältnis verkraftbar. In einem Abnützungskrieg mit Grossangriffen wie in der Ukraine sei das aber nicht nachhaltig – und auch nicht praktikabel. Mit Kampfflugzeugen und Patriot-Systemen allein liessen sich nicht Hunderte von Drohnen gleichzeitig bekämpfen.
Die meisten Experten würden dem Westen daher empfehlen, sich für den Kampf gegen russische Drohnen die Ukraine zum Vorbild zu nehmen. Teure Flugabwehrsysteme wie Patriot würden dort vorab gegen Marschflugkörper eingesetzt, während Drohnenschwärme mit mobilen Einheiten und zunehmend auch mit Abfangdrohnen bekämpft würden.