Darum gehts
- Russland provoziert Europa mit Luftraumverletzungen
- Nun hält die Schweiz eine nationale Grossübung ab
- Das Szenario ähnelt der Eskalation zwischen Russland und Europa
Noch kein Krieg, aber auch kein Frieden mehr: Russland eskaliert seine hybriden Angriffe gegen Europa. Cyberattacken, Drohnenüberflüge, Desinformationskampagnen – Diktator Putin testet die Nato.
Droht die grosse Konfrontation? In einer Woche startet in der Schweiz eine nationale Sicherheitsübung, die genau dieses Szenario durchspielt. Unbemerkt von der Öffentlichkeit bereiten sich Bund und Kantone seit längerem darauf vor.
Szenario noch geheim
An der sogenannten Integrierten Übung 2025 vom 6. und 7. November soll die strategische Krisenorganisation des Bundes, der Kantone und weiterer Akteure wie Betreibern kritischer Infrastrukturen getestet werden – Spitäler, Flughäfen, Energieversorger.
Das Szenario bleibt bis zum Schluss geheim. Der Bund bestätigt einzig, dass eine «hybride Bedrohung gegen die Schweiz» geübt werden soll. Zwar betont Urs Bruderer, Sprecher der Bundeskanzlei: «Es wird kein Bezug zu einem realen Land oder echten Ereignissen gemacht.» Insider gehen aber davon aus, dass die Übungsanlage einer Eskalation des Konflikts zwischen Russland und Europa ähnelt – mit massiven Auswirkungen auch auf die Schweiz.
Prominente Namen mit dabei
Ausgearbeitet wurde das Szenario von einem hochkarätig besetzten Beirat. Mit dabei sind Namen wie Markus Mäder, Staatssekretär für Sicherheitspolitik beim Bund, Peter Maurer, ehemaliger Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), und Doris Leuthard, Ex-Bundesrätin der CVP. Blick weiss: Anstelle von Leuthard hatte der Bund erst Simonetta Sommaruga für den Posten angefragt – sie sagte ab.
Für Leuthard ist es ein kurzzeitiges Comeback beim Bund, nachdem sie Ende 2018 aus der Regierung zurückgetreten war. Urs Bruderer: «Die Mitglieder des Beirats sollen Wissen und Erfahrung auf politisch-strategischer Ebene in verschiedenen für die Übung relevanten Themengebieten bündeln.» Sowohl Sommaruga als auch Leuthard standen in ihrer Amtszeit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) vor und haben damit Expertise über kritische Infrastrukturen.
Übung international ausgerichtet
Für die Integrierte Übung 2025 wurden zwei Grossübungen vereint: die Sicherheitsverbundsübung und die Strategische Führungsübung, bei der in den letzten Jahrzehnten jeweils Cyberangriffe, Terrorattacken und Epidemien simuliert wurden. Aufgrund der Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie entschied der Bundesrat, anstelle der beiden Übungen eine kombinierte durchzuführen, bei der Bund und Kantone die Zusammenarbeit in einer Krisensituation testen können. Laut Bund wird das Training «eine grosse Anzahl von Akteuren auf schweizerischer Ebene einbeziehen».
Urs Bruderer sagt auch: «Die internationale Dimension ist ein wichtiger Aspekt der Übung.» Die internationalen Akteure werden selbst aber nicht anreisen, sondern von Schweizer Teilnehmern simuliert.
Putin provoziert Europa
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist die lange geplante Grossübung dringlicher denn je. Seit einigen Wochen intensiviert Russland seine Sticheleien gegen Nato-Staaten. Fast täglich provoziert Moskau mit Verletzungen des Luftraums. Europa soll den Krieg spüren.
Haben Sie Hinweise zu brisanten Geschichten? Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch
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