Darum gehts
- Trottinett-König Ouboter kritisiert Juso-Initiative zur Erbschaftssteuer
- Initiative fordert 50 Prozent Erbschaftssteuer auf Vermögen über 50 Millionen Franken
- Ouboters investierten rund 70 Millionen Franken in elektrisches Kleinstauto Microlino
Die Wiege des Kickboards liegt in Küsnacht ZH. Hier, in einem ehemaligen Wohnhaus beim Bahnhof, schlug die Familie Ouboter schon vor Jahrzehnten ihre Zelte auf. «In diesen Räumen wurde ich gezeugt», sagt Wim Ouboter (65). Kurze Zeit danach wurde das traute Heim zum Büro. Bereits Ouboters Vater geschäftete darin mit Textilmaschinen – mittlerweile dienen die Räumlichkeiten als Hauptsitz des internationalen Tret-Verkehrs.
Nun sei die Familiennachfolge des Trottinett-Königs ausgerechnet wegen einer Vorlage in Gefahr, die genauso mit Nachhaltigkeit wirbt. «Die Juso-Initiative würde uns gleich doppelt treffen», sagt Ouboter. Das Unternehmen des Micro-Gründers habe so vieles für das Klima getan. «Kommt das so durch, müssten meine Söhne das Unternehmen verkaufen.» Trotzdem: Einer Erbschaftssteuer ist er nicht abgeneigt.
Millioneninvestition in Miniauto
Ouboter erfand Mitte der 1990er-Jahre sein erstes Gefährt. «Ich suchte nach etwas, das dreimal schneller ist als Laufen», sagt er. Kurz vor der Jahrtausendwende gründete er dann die Micro Mobility Systems AG. Heute vertreibt das Familienunternehmen seine Kickboards und Trottinetts auf der ganzen Welt.
Neben Ouboter sitzt Sohn Oliver. Der Nachwuchs will es seinem Vater gleichtun: Zusammen mit seinem Bruder Merlin (29) hat der 30-Jährige das Projekt Microlino aus dem Boden gestampft – ein elektrisches Kleinstauto für zwei Personen. Hergestellt wird es in Italien. Rund 70 Millionen Franken haben die Ouboters in das Projekt investiert. «Aus dem eigenen Familienvermögen», sagt Vater Wim.
Jetzt will ihnen die Juso an den Kragen: Mit der «Initiative für eine Zukunft» sollen Nachlasse und Schenkungen über 50 Millionen Franken zur Hälfte an den Staat gehen. Am 30. November kommt sie vors Volk. Wirtschaftsverbände gehen gegen die von den Jungsozialistinnen und Jungsozialisten vorgeschlagene Erbschaftssteuer auf die Barrikade. Auch Wim und Oliver Ouboter schossen an einer Medienkonferenz des Dachverbands Economiesuisse scharf gegen die Vorlage.
Der Juso gehe es nur um Aufmerksamkeit
Der Stein des Anstosses: In Familien-KMU ist viel Geld, das als Vermögen zählt, direkt in der Firma gebunden. Um die hohe Steuer zu bezahlen, bliebe daher dem Nachwuchs nichts anderes übrig, als die Mehrheit der Anteile zu verkaufen – höchstwahrscheinlich ins Ausland.
Käme es dazu, gäbe es für Wim Obouter ein klares Fazit: «Dann sage ich ganz einfach: ‹Fuck you, Switzerland›. Wenn dies am Schluss der Lohn dafür ist, dass man Leute angestellt und immer Steuern bezahlt hat.» Das könne er als ehemaliger Holländer ohne weiteres so ausdrücken.
«Die Initiative ist inspiriert von Donald Trump», so Ouboter. Der Jungpartei gehe es hauptsächlich um Aufmerksamkeit. Es ist ein Vorwurf, dem sich auch der Micro-Gründer selbst nicht entziehen kann: «Ich will vor allem Autos verkaufen», sagt er im Gespräch.
Erbschaftssteuer ab 5 Millionen Franken
Das Geschäft mit dem Miniwagen ist weiterhin defizitär. Die Auftritte dienen daher als Werbung, die Juso-Initiative als geeignetes Trittbrett. Mitglied in den Wirtschaftsverbänden sei man bewusst nicht. «Die kümmern sich genauso wenig um das Klima wie der Bund.»
«Wir sind aber nicht grundsätzlich gegen eine Erbschaftssteuer», so Sohn Oliver. «Erben ist immer ein leistungsloses Einkommen.» Statt bei 50 Millionen Franken solle sie doch bereits bei 5 Millionen greifen. Und statt 50 Prozent sollen es dann 5 oder 10 Prozent sein. «Das wäre die nachhaltige Lösung.»
Nur müsse dann die Vermögenssteuer weg. Und man solle dem Bund vertrauen können, dass er das zusätzliche Geld auch tatsächlich für sinnvolle Massnahmen einsetzt.
«Niemand will uns pushen»
Die Linken als Gegner, Staat und Bürgerliche als Verhinderer – die Ouboters sind sich nicht zu scheu, quer in der Landschaft zu stehen. Die Juso solle lieber etwas gegen die SUV-Flut in den Städten tun, Umweltminister Albert Rösti (58, SVP) endlich auch dem Microlino den Zugang zu CO2-Zertifikaten ermöglichen. «Auf eine Art sind wir die Schnittmenge», sagt Oliver Ouboter. «Alle finden unsere Idee noch witzig, aber niemand will uns pushen.»
Aktuell gilt der Zweisitzer zwar bei der Verzollung als Personenwagen, jedoch nicht bei den Treibhausgas-Krediten. «Wir werden systematisch benachteiligt», sagt Wim Ouboter. «Solange Herr Rösti über die Umwelt amtet, wird sich das kaum ändern.» Ouboter will nun bis vor Bundesgericht, um den Bundesrat zu einem Umdenken zu bewegen. «Das leiste ich mir – aus Prinzip.»
Die Nachfolgeregelung ist daher aktuell auf Eis gelegt. Um zu verhindern, dass ihr Microlino ausblutet, plant die Familie, zuerst das Miniauto von den Erfolgstrottinetts zu trennen. «Dafür sind wir weiterhin auf der Suche nach Investoren», sagt Wim Ouboter. Ob das Elektrofahrzeug überhaupt noch so lange überleben wird, bis der Bundesrat ihm unter die Arme greift, ist also offen.