Darum gehts
- Die Schweizer Armee plant ein Mega-Gefechtsgelände für realistische Übungen im Inland
- Der Bundesrat unterstützt die SVP-Forderung von grösseren Übungen im Inland
- Ähnliches Übungsgelände in Österreich ist 157 Quadratkilometer gross
Der Feind ist bereits im Land! Lebenswichtige Infrastrukturen für die Gesellschaft sind eingenommen. Die Schweizer Armee aber ist parat – Panzer, Schützenpanzer oder Bodentruppen – mit allen Mitteln wird der Gegner zurückgedrängt.
Trotz mehrerer gröberer Unfälle mit schwer verletzten Soldaten zeigten sich Armee und Verteidigungsdepartement sehr zufrieden mit der grossen Truppenübung «Trias 25». Dazu waren im Frühling rund 1000 Armeeangehörige extra nach Niederösterreich gereist, wo sie mit österreichischen und deutschen Truppen gemeinsam trainierten.
Fast so gross wie Appenzell Innerrhoden
Begeistert zeigte sich das VBS gerade auch vom Gefechtsübungsplatz Allentsteig, wo die Truppen «ihr ganzes Potenzial» hätten entfalten können. Mit 157 Quadratkilometern ist das Übungsgelände Allentsteig rund zehnmal grösser als die hiesigen Waffenplätze in Bure JU und Walenstadt SG. Es ist viermal grösser als der Kanton Basel-Stadt, knapp doppelt so gross wie die Stadt Zürich und fast so gross wie der Kanton Appenzell Innerrhoden!
Für Bundesrat und Armee ist klar: Das wollen wir auch! Dem Bund ist durchaus bewusst, dass es sich dabei um ein Megaprojekt handelt. Planung und Realisation würden Jahre dauern und erhebliche Kosten verursachen, stellt das Militär klar.
Zwar verfügt die Schweizer Armee auf den bestehenden Übungsplätzen über moderne Anlagen, auf denen Truppen den Ernstkampf im überbauten Gelände trainieren können. Das aber reiche nicht. Wegen der begrenzten Grösse eigneten sie sich nur für kleinere Übungen.
Genauer aber will sich die Armee bei ihren Planspielen – die öffentlich bisher nicht thematisiert wurden – noch nicht in die Karten schauen lassen. Fragen nach möglichen Standorten, Grössenordnung, nötiger Infrastruktur oder allfälligen Kosten bleiben gegenüber Blick vorläufig unbeantwortet.
«Einschränkungen sind zu hoch»
Das Ziel aber ist klar, und das sieht auch der Bundesrat so. Er unterstützt deshalb eine SVP-Forderung, die auch im Inland wieder grössere Übungen ermöglichen will. Es soll ein geeignetes Gelände zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Armee bereitgestellt werden.
Heute würden zu viele Verbote, Regulierungen und Vorgaben bestehen, die das verhindern. Sie alle sollten abgeschafft werden, fordert etwa SVP-Nationalrat Thomas Burgherr (63): «Die Einschränkungen in der Schweiz sind zu hoch.»
Beim Bundesrat rennt Burgherr offene Türen ein. In der Schweiz fehle ein Übungsplatz, der einem weitläufigeren städtischen Gebiet entspreche, wie es für das Mittelland typisch sei, erklärt ein Armeesprecher gegenüber Blick. Bei den bestehenden Anlagen handle es sich nur um Dörfer mit ein paar wenigen Häusern – ohne Wohnblocks, Hochhäuser, Fabrikanlagen oder Kanalisationen.
Das alles sei viel zu klein, um in grösseren Verbänden den Einsatz von Feuer und Bewegung zu trainieren. Und dies erkennt die Armee als dringend nötig, sollte es zum Ernstfall kommen. Solche Übungen könne das Militär derzeit aber nur im Ausland durchführen.
Es brauche mehr Platz und mehr Freiheit, doppelt SVP-Burgherr nach: «Es ist auch nötig, dass mehr in urbanem Gelände geübt werden kann.» Dafür seien Pilotprojekte mit geeigneten Städten einzuleiten. «Wenn wir schon mehr Geld in die Armee investieren, muss sie auch mehr und besser üben können – hier in der Schweiz.» Schweizer Soldaten müssten das hiesige Gelände kennen.
Das alles sieht die Landesregierung genauso. Noch aber ist es ein weiter Weg, bis auch die Schweizer Armee auf einem eigenen solchen Mega-Gefechtsgelände wie in Niederösterreich üben kann. Detaillierte Arbeiten dazu würden erst beginnen, wenn das Parlament einen entsprechenden Entscheid fälle, stellt die Armee klar. Erste Schritte dazu sind gemacht.