Erbschaftssteuer-Initiative der Juso
Was für eine Gaga-Debatte

Im November kommt die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso an die Urne. Was als Debatte über ein provokatives Volksbegehren begonnen hat, ist längst ein übertriebener Dauerlauf der Empörung.
Publiziert: 26.10.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2025 um 19:43 Uhr
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Stadler-Chef Peter Spuhler fürchtet um sein unternehmerisches Erbe.
Foto: Keystone
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Robin BäniRedaktor

Schon gehört? Peter Spuhler, der Stadler-Patron, zittert um sein Vermögen. Nicht gehört? Dann leben Sie – mit Verlaub – hinter dem Mond. Seit einem Jahr geistert seine Drohung durch alle Täler: Wird die Erbschaftssteuer-Initiative im November angenommen, packt Spuhler seine Koffer und verlässt das Land.

Spuhler hat etwas in Gang gesetzt, und alle sind aufgesprungen. Thierry Burkart, FDP-Präsident in Pension, warnt vor der «Enteignungs-Initiative». SP-Ausreisser Daniel Jositsch schimpft über die «Neid-Initiative». Kickboard-König Wim Ouboter poltert gegen die «von Trump inspirierte Initiative». Bundesrätin Karin Keller-Sutter beschwört den drohenden Exodus der Superreichen. Und Swissmem-Chef Stefan Brupbacher sieht schon die «politische Kultur mit Füssen getreten».

Natürlich soll – nein, muss – man vor den Folgen dieser Initiative warnen. Aber was hier seit Monaten läuft, hat mit einer sachlichen Debatte wenig zu tun. Es ist ein kollektives Hyperventilieren. Gefühlt jeder zweite Grossunternehmer hat öffentlich damit gedroht, der Schweiz den Rücken zu kehren, sollte die Vorlage durchkommen. 

Dabei sind die Meinungen längst gemacht. 62 Prozent sagen laut jüngster SRF-Umfrage Nein. Drei Prozent sind noch unentschlossen. Das Scheitern dieser Initiative ist so gut wie sicher. 

Doch der Chor der Entrüsteten singt weiter. Mirjam Hostetmann, Juso-Präsidentin und damit Gesicht der Anti-Erb-Freunde, dürfte sich freuen. Wer hätte je gedacht, dass die 25-jährige Jungpolitikerin als «eine der einflussreichsten Akteure der Finanzwelt» gehandelt wird. Das britische Luxusmagazin «Spear’s» führt sie als Kandidatin. Ein Ritterschlag ausgerechnet für jene Frau, die das Kapital stürzen will. 

Doch man muss es ihr lassen: Die Juso versteht ihr Handwerk. Keine andere Jungpartei sorgt für so viel Lärm – und hält sich damit im Gespräch. Die Jusos wollen keine Abstimmung gewinnen, sondern unsere Aufmerksamkeit.

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