Berater-Armee für 17 Projekte!
So will Bundesrat Martin Pfister den VBS-Stall ausmisten

Nach Skandalen, Pannen und teuren Fehlkalkulationen zieht Verteidigungsminister Martin Pfister die Notbremse. Ab 2026 sollen nur noch externe Berater die Top-Projekte des VBS überwachen – für Millionen aus der Staatskasse.
Publiziert: 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 20:43 Uhr
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Bundesrat Martin Pfister leitet einen Paradigmenwechsel ein.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • VBS-Projekte unter externer Überwachung ab 2026
  • Verteidigungsminister Pfister setzt auf unabhängige Beratung für Top-Projekte
  • Rahmenverträge über zwölf Jahre mit voraussichtlich 2400 Beratungsstunden jährlich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin BäniRedaktor

Blamage da, Skandal dort – in den vergangenen Monaten ist das Verteidigungsdepartement (VBS) von einer zur nächsten Negativschlagzeile gestolpert. Zahlreiche Projekte verzögern sich. Der bundeseigene Rüstungskonzern Ruag ist mit einem Betrugsfall beschäftigt. Und dann kam auch noch der Dämpfer aus Washington: Die F-35-Kampfjets werden massiv teurer. Fixpreis adé. 

Es sind Altlasten, die Ex-Bundesrätin Viola Amherd (63) und ihre Vorgänger angehäuft hatten. Ihr Nachfolger Martin Pfister (62) trat deshalb mit dem Versprechen an, den VBS-Stall gründlich auszumisten. Bereits fünfzig Tage nach Amtsantritt verkündete er vor den Medien: «Ich will dort Änderungen vornehmen, wo es erforderlich ist.» Nun zieht er die Schrauben an.

Ab 2026 sollen sämtliche 17 Top-Projekte des VBS von externen Beratern überwacht werden, wie Blick erfahren hat. Betroffen sind zentrale Vorhaben: der F-35-Kauf, das Luftverteidigungssystem Bodluv, neue Radare, moderne Telekommunikation, das Digitalisierungsprojekt, die Drohnenaufklärung. Kurz: Alles, was für die Armee der Zukunft und die Sicherheit der Schweiz entscheidend ist.

Fertig interne Berater

Das VBS bestätigt auf Anfrage: «Das Qualitäts- und Risikomanagement (QRM) in den Top-Projekten wird weiter gestärkt.» Zwar verfügt jedes Grossprojekt bereits heute über ein QRM, künftig jedoch will Pfister ausschliesslich auf externe Spezialisten setzen.

Neu ist auch: Nicht mehr die Projektleiter selbst vergeben und verantworten die Aufträge, sondern das Generalsekretariat unter Leitung von Vize-Generalsekretär Robert Scheidegger. Eine Ausschreibung zu den Mandaten ist seit Dienstag auf der Plattform Simap aufgeschaltet.

Bislang mischten interne Fachleute beim QRM mit. Mit dem radikalen Wechsel will Pfister «möglichst hohe Unabhängigkeit» sicherstellen und «einen Beitrag zur Verbesserung der Projekte» leisten, wie ein VBS-Sprecher erklärt. Externe könnten Führung, Management, Risikokontrolle und Ergebnisse unabhängig bewerten.

Wie teuer das wird, verrät das VBS nicht, um die Ausschreibung «nicht zu beeinflussen». Klar ist aber: Die Rahmenverträge laufen über zwölf Jahre, pro Jahr rechnet das VBS mit voraussichtlich 2400 Beratungsstunden. Zusammen dürfte das wohl in den zweistelligen Millionenbereich gehen – ein lukratives Geschäft für Beratungsbüros.

Externe sind mittellos

Pfister wiederum hofft, mit der Zentralisierung der Vertragsvergabe «Skaleneffekte» zu nutzen und Kosten zu dämpfen. Zudem sollen die QRM-Leistungen «flexibler, bedarfsorientierter und rascher zur Verfügung stehen», so ein VBS-Sprecher. Den Projekten stehe jederzeit die nötigen Kompetenzen und unabhängigen Beurteilungen zur Verfügung.

Ob sich damit der VBS-Stall ausmisten lässt, bleibt offen. Die externen Berater können zwar Empfehlungen abgeben, doch fehlen ihnen die Mittel, um diese durchzusetzen. Zudem zeigt ausgerechnet der F-35-Fall, dass sich auch Externe irren können: Die Kanzlei Homburger versicherte dem VBS in einem Gutachten, es handle sich um einen Fixpreis. Heute weiss die Schweiz: Das Gegenteil ist wahr.

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