Lady Gaga und Co.
Darum gehen Schweizer Festivals die Stars aus

Trotz ausverkaufter Events kämpfen Schweizer Festivals mit Unsicherheiten. Steigende Kosten und Künstlermangel zwingen zu Anpassungen. Das Open Air Etziken findet zum letzten Mal statt.
Publiziert: 25.07.2025 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2025 um 09:11 Uhr
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Dua Lipa befindet sich aktuell auf ihrer Welttournee. Festivals lässt sie grösstenteils aus.
Foto: Samir Hussein/Getty Images for Dua Lipa

Darum gehts

  • Schweizer Festivals sind erfolgreich, aber die Herausforderungen für Veranstalter wachsen
  • Grosse Acts verzichten zunehmend auf Festivalauftritte zugunsten eigener Tourneen
  • Die Gagen der Top-Acts haben sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michel ImhofTeamlead People

Mit grossem Erfolg gingen grosse Schweizer Festivals in diesem Jahr bereits über die Bühne. Das Open Air St. Gallen war ausverkauft, am Gurtenfestival in Bern war an drei von vier Tagen volles Haus. In Montreux spricht man von einer Auslastung von 92 Prozent und verzeichnet 25 ausverkaufte Abende. Trotzdem gibt es Unsicherheiten, die den Veranstaltern Kopfzerbrechen bescheren. Vor allem die grossen Namen sind es, die immer mehr auf Festivalauftritte verzichten.

Popstars wie Beyoncé (43), Dua Lipa (29), Lady Gaga (39) und Robbie Williams (51) standen zwar allesamt auf der Bühne in diesem Sommer, verzichteten jedoch grösstenteils auf Teilnahmen bei Festivals. «Beispiele gibt es zahlreiche und über alle Genres. Aktuell spielte etwa Judas Priest diesen Sommer im Hallenstadion statt auf einer deutschschweizer Festivalbühne, auch Drake wird das im August tun», sagt Christoph Bill (54), Präsident des Schweizer Veranstalterverbandes SMPA. «Dafür mag es gute Gründe seitens Acts und Veranstalter geben, aber früher gab es eine klarere Trennung zwischen Festivalauftritten im Sommer und Indoor-Shows im Herbst, Winter und Frühling.»

Gagenverdopplung in den letzten 15 Jahren

Die Gagen der jeweiligen Acts mit einem grossen Publikum seien in den letzten Jahren nach oben geschossen. Umso schwieriger wird es für die Betreiber, diese Namen für ihren Anlass zu buchen. Wie viel höher die Gagen der Top-Acts heute sind, sei schwer zu beziffern, sagt Bill, der auch Veranstalter des Heitere Open Airs ist. «Aber von einer Verdopplung über die letzten 15 Jahre ist auszugehen», sagt er. An seinem Anlass, der vom 8. bis zum 10. August 2025 in Zofingen AG stattfindet, werden unter anderem der Brite James Blunt (51), der deutsche Ski Aggu (27) und die Schweizer Erfolgsband Hecht auf der Bühne stehen.

Ski Aggu singt «W. Nuss vo Bümpliz»
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Am Open Air St. Gallen:Ski Aggu singt «W. Nuss vo Bümpliz» mit dem Publikum

Die erschwerte Verfügbarkeit der Acts sieht auch Nora Fuchs (40) vom Open Air St. Gallen. «Viele der grossen Acts spielen keine Festivals mehr, sondern eigene Stadion-Tourneen», sagt sie. Und auch wenn das Open Air St. Gallen bei den Ausgaben 2022 bis 2025 ausverkauft gewesen ist, sei die Organisation mit vielen Unsicherheiten verbunden. «Die grössten Herausforderungen sind Kostensteigerungen, die Verfügbarkeit der passenden Acts, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeitsanforderungen und eine zunehmend kurzfristige Ticketkaufkultur. Die Branche ist im Wandel und braucht mehr denn je Innovationskraft, Planungssicherheit und tragfähige, loyale Partnerschaften – wie auch ein treues Publikum.»

Zürich Open Air trumpft mit Shawn Mendes und Post Malone

Besonders beim treuen Publikum will das Team vom Open Air St. Gallen ansetzen. «Für die Zukunft ist es aus unserer Sicht sehr wichtig, dass die Marke gefüllt ist mit Emotionen, mit einer starken Verbundenheit und Loyalität zum Publikum», sagt Fuchs.

Adieu Open Air Etziken

Keine Zukunft für ihren Anlass sehen die Organisatoren vom Open Air Etziken. Das Solothurner Festival findet dieses Wochenende zum allerletzten Mal statt, nachdem letztes Jahr noch die 25. Ausgabe gefeiert wurde. Der Festivalbetrieb sei sehr herausfordernd und mit hohen (finanziellen) Risiken behaftet, teilen die Organisatoren mit.

«Wir sind enorm stolz darauf, was wir in all diesen Jahren erreicht haben, und wollen auf dem Höhepunkt aus eigener Entscheidung aufhören und nicht erst dann, wenn äussere Umstände uns dazu zwingen», erklärt Anlassleiter Dominic Morand den Vereinsentscheid. Man sei aufgrund des stetigen Wachstums «an die Grenzen der Ehrenamtlichkeit» und ihrer Organisationsform gestossen. Zur letzten Ausgabe, die bereits ausverkauft ist, kommen grosse Schweizer Acts wie Nemo (25), Dodo (48), Hecht und Patent Ochsner.

Das Open Air Etziken verabschiedet sich nach der Ausgabe 2025.
zVg

Keine Zukunft für ihren Anlass sehen die Organisatoren vom Open Air Etziken. Das Solothurner Festival findet dieses Wochenende zum allerletzten Mal statt, nachdem letztes Jahr noch die 25. Ausgabe gefeiert wurde. Der Festivalbetrieb sei sehr herausfordernd und mit hohen (finanziellen) Risiken behaftet, teilen die Organisatoren mit.

«Wir sind enorm stolz darauf, was wir in all diesen Jahren erreicht haben, und wollen auf dem Höhepunkt aus eigener Entscheidung aufhören und nicht erst dann, wenn äussere Umstände uns dazu zwingen», erklärt Anlassleiter Dominic Morand den Vereinsentscheid. Man sei aufgrund des stetigen Wachstums «an die Grenzen der Ehrenamtlichkeit» und ihrer Organisationsform gestossen. Zur letzten Ausgabe, die bereits ausverkauft ist, kommen grosse Schweizer Acts wie Nemo (25), Dodo (48), Hecht und Patent Ochsner.

Grosse internationale Namen hat in diesem Jahr das Zürich Open Air, das Ende August an zwei Wochenenden stattfindet, im Line-up. Der kanadische Superstar Shawn Mendes (26) wird dort genauso auftreten wie US-Musiker Post Malone (30) und die US-Sängerin Halsey (30). Auch in Zürich beobachtet man die steigenden Gagen und den Fokus auf eigene Stadion- und Arena-Tourneen, sagt Alina Käser (36), Marketing Manager vom Zürich Open Air. Dass die Organisatoren die erhöhten Gagenvorstellungen der Acts bezahlen, bestätigt sie aber nicht. «Wir wägen jeweils sorgfältig ab, welche Acts für unser Publikum, das Programm und unsere Strategie den passenden Mehrwert bringen, und definieren anhand dessen unser Programm.» Dem steigenden finanziellen Druck begegne man «mit einer Mischung aus langfristiger Planung, effizienten Produktionsprozessen und einer klaren kuratorischen Linie».

Für Verbandspräsident Christoph Bill ist der Zusammenhalt unter den Schweizer Veranstaltern essenziell. Hierzulande gebe es eine vielfältige und qualitativ hochwertige Festivallandschaft. «Wichtig ist, dass die Vorschriften und Auflagen vernünftig bleiben und wir die laufend steigenden Kosten und Gagen in den Griff bekommen, ohne sie einfach aufs Publikum abwälzen zu wollen», sagt er. «Dem sich ändernden Verhalten unserer Zielgruppen und ihren Bedürfnissen ist Rechnung zu tragen. Und das Überangebot sollten wir nicht noch weiter fördern. Diesen Weg müssen wir gemeinsam gehen – genau, wie wir es in der Pandemie gelernt haben.»

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