Darum gehts
- Weihnachtsmenü für alle: Tavolata als Lösung für verschiedene Ernährungsvorlieben
- Claudio Del Principe empfiehlt Gemüse, Pasta und Eintöpfe als Hauptgerichte
- Del Principe hat elf Kochbücher veröffentlicht, zwei als weltbeste ausgezeichnet
Veganer am Tisch, Kinder als Gemüsemuffel, Gäste mit Allergien und dann noch die Tante, die auf keinen Fall Pilze mag. Das Weihnachtsmenü so zu planen, dass alle glücklich werden, kann eine Herausforderung sein.
Claudio Del Principe kennt dieses Dilemma gut. Der 58-Jährige ist einer der erfolgreichsten Kochbuchautoren der Schweiz, seine elf Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, zweimal sogar als bestes Kochbuch der Welt. Er unterrichtet Koch-Handwerk, gibt Pasta– und Sauerteigkurse, hält Vorträge und hat eine klare Antwort auf die Frage, wie ein entspanntes, inklusives Weihnachtsessen gelingt.
Sein Zauberwort: Tavolata. «Das ist italienisch für eine gesellige Tischrunde, an der verschiedene Gerichte aus grossen Tellern oder Schüsseln geteilt werden. Heute heisst das Sharing-Konzept.»
Wer verschiedene Speisen serviert, achtet automatisch auf unterschiedliche Vorlieben, Allergien oder Ernährungsformen – ohne Stress, ohne steifen Service, ohne komplizierte Menüfolge. Alles lässt sich gut vorbereiten. Jeder nimmt, was er mag und am Tisch entsteht genau das, was Weihnachten ausmacht: Gemeinschaft, Genuss und Gelassenheit.
Claudios Vorschläge für eine unkomplizierte Weihnachts-Tavolata
Brot hat einen hohen Stellenwert bei mir. Es ist mehr als eine beiläufige Beilage. Ich inszeniere es gerne als eigenständigen Gang, am liebsten zum Auftakt. Zum Beispiel eigenes Sauerteigbrot mit einem selbst gemachten Gemüsepüree aus Pastinaken oder einem pinkfarbenen Randen-Hummus. Manchmal gibt es statt Brot eine aromatische, krachend knusprige Focaccia. Häufigster Spruch der Gäste: Ich könnte den ganzen Abend nur davon essen!
Ich setze gerne Gemüse und Hülsenfrüchte in den Mittelpunkt. Das haben die meisten gern, das sättigt und birgt am wenigsten Unverträglichkeiten. Ofenkürbis, gerösteter Fenchel mit Riesenbohnen, Linsensalat, Randen mit Joghurt oder Smashed-Potatoes-Salat aus Blauen St. Galler mit einer würzigen Salsa Verde. Dazu Gemüse in Form einer wärmenden Suppe wie Minestrone.
Gnocchi aus Kartoffeln oder Malfatti aus Ricotta und Spinat lassen sich gut vorbereiten und im Ofen lange warmhalten. Damit erobert man alle Herzen im Flug!
Bei Fisch oder Fleisch setze ich auf Eintöpfe. Die sind unkompliziert und können easy warmgehalten werden. Der Klassiker bei uns sind Sepie mit Kartoffeln und Erbsen. Beim Fleisch Brasato oder Short Ribs.
Bei uns ist Weihnachten nicht Weihnachten ohne Linzertorte. Als Variante – am besten mit einer Kugel Gelato dazu – empfehle ich Caprese al cioccolato bianco. Ein Gedicht!
Leckere Rücksicht
Ein weiterer schöner Aspekt von Tavolata ist die Rücksicht: Wer zur Tavolata einlädt und möchte, dass sich alle gleichermassen wohlfühlen, fragt am besten vorher nach Unverträglichkeiten. Das ist eine besonders schöne Geste und zeigt Wertschätzung. Da es auf einer Tavolata ohnehin viele verschiedene Gerichte gibt, ist es einfach, Speisen mit Allergenen zu meiden. Und wenn man im Voraus weiss, ob jemand etwa laktose– oder glutenintolerant ist, lassen sich Gerichte leicht abwandeln oder Alternativen anbieten. Statt Weizenbrot serviert Del Principe gerne Roggenbrot. Bei seinem Randengericht mit Joghurt stellt er eine separate Portion mit Hafer– oder Kokosjogurt bereit. Zum Glück gibt es heute viele Möglichkeiten, damit sich alle am Tisch ohne grossen Aufwand wohlfühlen.