Darum gehts
Hoffnung auf Waffenruhe bislang vergeblich
Russland erhöht Druck auf Ukraine mit Sommeroffensive
USA stoppen Lieferung einiger Waffen an Ukraine
Immer wieder Drohnenangriffe auf die Ukraine
Von Angela Rosser, Redaktorin am Newsdesk
«Russland hat die Ukraine erneut mit massiven Drohnen- und Raketenangriffen überzogen», wie der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Freitagmittag auf der Plattform X schreibt.
Selenski berichtet, dass bei einem Drohnenangriff in Charkiw neun Menschen verletzt worden seien, darunter auch Frauen in einer Entbindungsklinik: «Mütter mit Neugeborenen, Frauen, die sich von einer Operation erholen». Kinder seien aber glücklicherweise keine verletzt worden.
Selenski wirft dem russischen Militär vor, bewusst auf Zivilisten zu zielen. «Russland nimmt das Leben selbst ins Visier – sogar an den Orten, an denen es beginnt», so der ukrainische Präsident. Russland hat im Rahmen seiner Sommeroffensive die Angriffe auf die Ukraine intensiviert, insbesondere mithilfe von Drohnen. Wie die russische Sommeroffensive konkret aussieht, erklärt mein Kollege Guido Felder in seiner Analyse.
Wie mehrere Zeitungen und Newsportale berichten, sollen auch die Regionen Dnipro, Mykolaiv, Sumy und Odesa in der Nacht auf Freitag attackiert worden sein, wobei es Verletzte und Schäden an ziviler Infrastruktur gegeben habe. In Odessa kam demnach ein Mensch ums Leben, in Sumy wurden den Berichten zufolge zwei weitere Personen getötet.
Selenski appelliert an seine Verbündeten: «Die Ukraine braucht Schutz – vor allem Luftverteidigung. Abfangdrohnen.» Zudem forderte er eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland: «Alles, was Russland unter Druck setzen und stoppen kann, muss so schnell wie möglich umgesetzt werden.» Die Lage bleibt angespannt.
Trump kündigt «wichtige Erklärung zu Russland» an
Von Daniel Kestenholz, Redaktor Nachtdienst
US-Präsident Donald Trump will am Montag eine wichtige Erklärung zu Russland abgeben. Das kündigt Trump in einem Gespräch mit NBC News an. Den Inhalt der Erklärung will er noch nicht verraten.
«Ich bin von Russland enttäuscht, aber wir werden sehen, was in den kommenden Wochen passiert», so Trump in dem Telefoninterview am Donnerstag. «Ich denke, dass ich am Montag eine wichtige Erklärung zu Russland abgeben werde.» Nähere Angaben dazu macht er nicht.
Konkret dagegen wird Trump zu einem neuen Abkommen zwischen den USA, der Nato und der Ukraine. Die USA liefern Waffen an die Nato, diese bezahlt sie vollständig und leitet sie an die Ukraine weiter. Laut Trump wurde das Modell beim letzten Nato-Gipfel Ende Juni in Den Haag beschlossen.
Mit dieser Konstruktion zieht sich die US-Regierung finanziell zurück, bleibt aber militärisch beteiligt. «Wir liefern Waffen an die Nato, und die Nato wird die vollen Kosten dieser Waffen erstatten», sagt Trump. Damit betont er die Kostentragung der Nato deutlich – ein Hinweis auf seine politische Linie, die Lasten stärker auf Bündnispartner zu verteilen. Das Abkommen stärkt zugleich den Eindruck geschlossener Nato-Unterstützung für die Ukraine.
Nach Treffen mit Lawrow: Rubio will Trump «neuen Ansatz» für Frieden in der Ukraine vorstellen
Von Daniel Kestenholz, Redaktor Nachtdienst
Nach bald dreieinhalb Jahren Krieg in der Ukraine gibt es keinerlei Friedensvorstösse. US-Präsident Donald Trump hat eigene Friedensbemühungen aufgegeben. Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin liefen ins Leere, sagte Trump diese Woche sichtlich enerviert über Putin. Meine Kollegin Janine Enderli hat über Trumps Ärger geschrieben, wonach Putin vorab «Blödsinn» erzähle.
Vielleicht kommt bald dennoch neue Bewegung in Bemühungen, den Ukraine-Krieg zu beenden. US-Aussenminister Marco Rubio hat am Donnerstag den russischen Aussenminister Sergej Lawrow getroffen. Nach dem Gespräch am Rand der Asean-Aussenministerkonferenz in Malaysia sprach Rubio von einem «neuen» und «anderen» Ansatz, um den Konflikt beizulegen.
«Ich denke, es ist ein neuer und anderer Ansatz», sagte Rubio nach dem knapp einstündigen Gespräch zu Reportern. Dieser Ansatz sei keine Garantie für Frieden, betonte Rubio. Es handle sich aber um eine Idee, die er Präsident Trump vorstellen wolle. Was genau besprochen wurde, sagte Rubio nicht.
Das Treffen fand in einer angespannten Phase statt. Trump ist zunehmend ungeduldig. Er erwägt härtere Sanktionen gegen Russland und mehr Militärhilfe für die Ukraine. Rubio sagte dazu, dass Trump enttäuscht sei. Er wünsche sich mehr Entgegenkommen von Russland, um den Krieg zu beenden. Gespräche hätten bisher kaum Wirkung gezeigt. Doch immerhin spreche Trump mit Putin, sagte Rubio. Andere Staatschefs würden diesen Kontakt vermeiden.
Zum Inhalt des Gesprächs mit Lawrow sagte Rubio lediglich, man brauche nun einen klaren Plan, wie der Krieg zu einem Ende kommen kann. Dazu seien jetzt erste Ideen ausgetauscht worden.
Russische Angriffe fordern immer mehr zivile Opfer
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Seit Juni diesen Jahres läuft die von Kreml-Chef Wladimir Putin angekündigte «Sommeroffensive» – eine grossangelegte Gegenoffensive gegen die Ukraine. Seitdem hat Russland die Luftangriffe auf verschiedene Regionen und insbesondere auf die Hauptstadt Kiew massiv erhöht. Der Angriff vom Mittwoch gehörte zum schwersten seit Kriegsbeginn, wie mein Kollege Daniel Kestenholz schreibt. Welche Taktik dahintersteckt, kannst du hier nachlesen.
Das hat Folgen – insbesondere für die Zivilbevölkerung: Die Zahl der bei russischen Angriffen verletzten ukrainischen Zivilisten hat nach Uno-Angaben im Juni den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht. 232 Personen seien getötet und 1343 weitere verletzt worden, teilte die Menschenrechtsmission der Vereinten Nationen mit. Zuletzt war die Zahl der Verletzten im Mai 2022 höher gewesen, wenige Monate nach Kriegsbeginn. Bei den Toten war die Opferzahl im Juni der höchste Stand seit fast einem Jahr.
Die meisten Zivilisten, etwas mehr als 50 Prozent, sind dem Bericht zufolge durch Angriffe mit Raketen und Drohnen im ukrainischen Hinterland zu Schaden gekommen, also nicht in unmittelbarer Nähe der Front. Dies sei durch eine Verzehnfachung der vom russischen Militär eingesetzten Raketen und Drohnen verursacht worden. Nur zwei Prozent der Zivilisten seien dabei in russisch kontrollierten Gebieten verletzt oder getötet worden.
Waffenruhe im Ukraine-Krieg? Starmer und Macron verkünden Friedenspläne
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Rückt ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine in greifbare Nähe? Wenn es nach dem britischen Premier Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geht, könne ein solcher tatsächlich «binnen Stunden» umgesetzt werden. «Ich freue mich sehr, heute sagen zu können, dass die Pläne ausgereift sind und wir sie auf eine langfristige Grundlage stellen», sagte Starmer bei einer Video-Schalte der sogenannten «Koalition der Willigen» mit den Teilnehmern der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in Rom.
Macron und Starmer hatten im Frühjahr Schlagzeilen gemacht mit der Erklärung, im Fall eines langfristigen Waffenstillstands gemeinsam mit anderen Verbündeten Friedenstruppen in das von Russland angegriffene Land entsenden zu wollen. Doch wie genau das vonstattengehen sollte, wurde nie recht klar und blieb auch jetzt offen. Zuletzt wurde es ruhig um den Vorstoss.
Bislang scheiterte es zudem an Donald Trump, der nicht bereit war, einer solchen Friedenstruppe Rückendeckung zu geben. Der US-Präsident könnte allerdings seine Meinung bald ändern. Denn wie mein Kollege Guido Felder in seinem Text erklärt, machen die USA gerade eine Kehrtwende in der Ukraine-Politik.
Trump gibt dem Krieg eine neue Wende
Von Guido Felder, Ausland-Redaktor
Trumps Lieferungen dürften den Krieg in der Ukraine massgeblich beeinflussen. Besonders in der schwächelnden Luftabwehr kann Kiew jetzt wieder aufrüsten. Das ist bitter nötig. Denn die Russen nützen das Vakuum aus und überfluten das Land mit Hunderten von Drohnen und auch Raketen.
Dass Trump diese Kehrtwende macht, hat vor allem damit zu tun, dass ihn Putin beleidigt hat. Wo ist der Waffenstillstand, über den die beiden am Telefon gesprochen haben? Ja, genau jene Waffenruhe «innert eines Tages», die Trump in seinem Wahlkampf versprochen hatte?
Die Frage ist, wie weit Trump die Ukraine unterstützen wird. Und auch, ob er aktiv in den Krieg eingreifen wird. Entsprechende Drohungen hat er jedenfalls schon einmal ausgesprochen, als er noch vor der russischen Invasion zu Putin gesagt haben soll: «Wenn du in die Ukraine einmarschierst, werde ich Moskau in Grund und Boden bombardieren.»
Trump schmollt. Zum Glück für die Ukraine.
«Es beginnt eine Einkesselung – vergleichbar mit einer Tsunami-Welle»
Von Janine Enderli, Redaktorin Newsdesk
Die Sommeroffensive der Russen zeigt sich immer klarer. Besonders in zwei Städten ist die Lage für die Ukrainer derzeit prekär. Das Mittel der Wahl: Sogenannte mechanisierte Kämpfer. Mehrere Töffs besetzt mit ein bis zwei Männern sollen die Frontlinie durchbrechen. Blick-Auslandsredaktorin Chiara Schlenz beschreibt hier, wie die Russen vorgehen und wie die Ukraine den Monster-Vorstoss in Pokrowsk abwehrt. Am Anfang schaffte es die Ukraine noch, dagegenzuhalten. Nun wird der Druck offenbar immer massiver.
Gegenüber «Focus Online» gibt Markus Reisner, österreichischer Historiker und Offizier des Bundesheeres im Dienstgrad Oberst, an, dass die Taktik der Russen ihn kaum überrasche – und sie trage Früchte.
Das Ziel sei, sich durch das Vorgehen ukrainischen Drohnen zu entziehen. In diesem Artikel schildern wir dir, wie die Drohne «Hexer» regelmässig russische Lastwagen ausser Gefecht setzt. Die Ukrainer setzen seit geraumer Zeit auf Highspeed-Drohnen, um das Überraschungsmoment zu haben. Wendige Töfffahrer eignen sich auch, um Ziele schnell zu umfahren. Die Töfffahrer legen laut Reisner eine Art «Schleier» über ukrainische Stellungen, dringen in Löcher ein. Die Verluste sind zwar hoch, doch sie dienen offenbar als adäquates Ablenkungsmanöver.
«Nordostwärts von Pokrowsk stossen die Russen immer weiter vor. Hier beginnt eine gefährliche Einkesselung – vergleichbar mit einer sich aufbauenden Tsunami-Welle», sagt der Experte gegenüber dem Portal.
Der Grund seien vor allem auch Materialengpässe der Ukrainer. Aus diesem Grund seien die Stellungen nicht mehr so gut ausgebaut. Es handle sich um «Notvarianten».
Ukraine meldet schwerste russische Luftangriffe seit Kriegsbeginn
Von Johannes Hillig, Newsdesk
Wollte US-Präsident Donald Trump nicht einen schnell Frieden schaffen zwischen Russland und der Ukraine? Zurzeit sieht es nicht danach aus. Das letzte Gespräch mit Putin verlief nicht gut. «Ich bin nicht glücklich mit ihm, er redet eine Menge Blödsinn», schimpfte der US-Präsident über den Kremlchef vergangene Woche. Über den Inhalt des Telefonats hat meine Kollegin Janine Enderli hier geschrieben.
Und jetzt erhöht Putin weiter den Druck auf die Ukraine. Auch, weil Trump nach seinem Waffenlieferungsstopp an die Ukraine jetzt doch wieder Waffen liefern will. Und bevor diese ankommen, will Putin das Land so gut es geht weiter schwächen.
Russland hat die Ukraine nach Angaben Kiews mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski veröffentlichte Bilder und Videos zu dem Angriff.
Die russische Armee habe mit 728 Drohnen und 13 Raketen insbesondere den Westen des Landes attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe am Mittwoch mit. 711 Drohnen und mindestens sieben Raketen seien abgefangen worden.
Woher Russland die ganzen Drohnen bekommt? Tatsächlich ist der Nachschub ein Problem. Darum soll Russland sich im Ausland nach Arbeitskräften umsehen. Afrikanerinnen werden etwa mit falschen Versprechungen nach Russland gelockt, um am Ende in der Drohnenproduktion zu arbeiten.
Wie wichtig Drohnen im Ukraine-Krieg sind, darüber hat meine Kollegin Janine Enderli ebenfalls geschrieben. In ihrem Artikel stellt sie auch Putins neue Kamikaze-Drohne vor.
Trump will der Ukraine doch noch weitere Waffen schicken
Von Daniel Kestenholz, Redaktor Nachtdienst
Und wieder eine Trump-Kehrtwende: Am 2. Juli sagte das Pentagon, US-Militärhilfe für die Ukraine aufzuheben, darunter Flugabwehrwaffen. Dies, während Russland immer grösser angelegte Attacken auf das Land ausführt. Die Ukraine in Bedrängnis hat US-Präsident Donald Trump nun offenbar zu einem Umdenken bewogen.
Trotz eines jüngst bekanntgewordenen teilweisen Lieferstopps will Trump jetzt Kiew weiter mit Waffen versorgen. Das antwortete Trump am Montag auf die Frage eines Journalisten, ob er beabsichtige, weitere Waffen in die Ukraine zu liefern.
«Wir werden noch weitere Waffen schicken», so Trump. «Wir müssen, sie müssen in der Lage sein, sich zu verteidigen. Sie werden sehr schwer getroffen.» Vorrangig gehe es dabei um Verteidigungswaffen.
Trumps Einlenken erfolgt, nachdem er eben wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) telefonierte. Trump sagte dem Kreml-Herrscher, er sei «nicht glücklich» über den anhaltenden Krieg.
Ukrainische Städte melden heftige Drohnenattacken
Von Janine Enderli, Newsdesk
Über 100 Drohnen, mehrere Tote und getroffene Wohnhäuser: Russland hat die Ukraine in der Nacht auf Montag erneut mit Angriffen aus der Luft überzogen. Dabei kam es in vier Regionen zu heftigen Einschlägen.
Odessa: In der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer wurde nach Angaben des Militärgouverneurs Oleh Kiper ein Mann getötet und zivile Infrastruktur beschädigt.
Cherson: In der Stadt im Süden des Landes kam ein 35-jähriger Mann bei einem Drohnenangriff ums Leben, wie Militärgouverneur Olexander Prokudin mitteilte. Der Mann sei bei einem Angriff auf einen Traktor getroffen und anschliessend tödlich verletzt worden. In den sozialen Medien kursiert zudem ein noch unbestätigtes Video, auf dem zu sehen ist, wie ukrainische Bauern auf einem Feld von einer Drohne gejagt werden. In Todesangst und teilweise mit Kindern auf den Armen versuchen die Menschen, sich in Sicherheit zu bringen.
In der nordostukrainischen Stadt Charkiw wurden Bürgermeister Ihor Terechow zufolge 27 Menschen bei den nächtlichen Drohnenattacken verletzt, darunter drei Kinder. Die Angriffe trafen demnach Wohnhäuser in zwei Stadtteilen.
Ein ähnliches Bild auch in Saporischschja: In der Stadt im Süden, die vor allem wegen ihres Kernkraftwerks bekannt ist, wurden mindestens zehn Menschen verletzt. Die Attacke dort ist laut Gouverneur Fedorov immer noch am Laufen.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland 101 Drohnen und Drohnenattrappen ein. Davon seien 58 abgeschossen und 17 mit elektronischen Mitteln zu Boden gebracht worden. Russland gab im Gegenzug an, ebenfalls Dutzende ukrainische Geschosse abgewehrt zu haben.
Die neuen heftigen Attacken könnten Ausdruck davon sein, wovor sich die Ukrainer schon seit mehreren Tagen fürchten. Am Dienstag hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, dass ein Teil der Waffenlieferungen an die Ukraine gestoppt werden. Dies liefert Kiews Truppen gewissermassen den russischen Drohnenattacken aus. In diesem Artikel von Auslandredaktorin Chiara Schlenz erfährst du, was Kiew von Europa braucht, um den Kampf gegen Putin weiterführen zu können.