Darum gehts
Russland greift die Ukraine unvermindert an
Gleichzeit häufen sich Nato-Luftraumverletzungen
Experten sind sich sicher: Putin testet das Bündnis
Trump geht auf Distanz zu Putin
Trump zweifelt an Siegeschancen von Ukraine – oder auch nicht
Von Angela Rosser, Redaktorin Newsdesk
In einem Krieg, oder zumindest am Ende, gewinnt eine Seite. Offiziell. Wie die Vergangenheit zeigt, verlieren während eines Krieges aber auch alle irgendwie.
Im Falle der Gefechte in der Ukraine hat Donald Trump bei einem Auftritt mit dem australischen Premierminister Anthony Albanese nun eine frühere Aussage revidiert. Noch vor einem Monat meinte der 79-Jährige, dass die Ukraine mit Unterstützung der EU «in der Lage sein könnte, sich die von Russland besetzten Gebiete zurückzuholen».
Nun sagte er: «Sie könnten immer noch gewinnen. Ich glaube nicht, dass sie werden – aber sie könnten immer noch. Ich habe nie gesagt, sie würden gewinnen, ich sagte, sie könnten gewinnen.»
Krieg sei «eine sehr seltsame Angelegenheit». Wenigstens damit liegt der US-Präsident schon mal richtig. Dann werden seine Äusserungen erneut etwas wirr. «Viele schlechte Dinge passieren. Viele gute Dinge passieren», sagte er.
In einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Senders Fox News sagte Trump auch, Putin werde sich «etwas nehmen». Die von Russland besetzten Gebiete umschrieb er dabei mit dem Wort «Landbesitz».
Mit «etwas nehmen» könnte er also gemeint haben, dass Putin nicht einfach abziehen und die besetzen Gebiete zurücklassen werde. «Ich meine, sie haben gekämpft – und er hat eine Menge Landbesitz», sagte Trump.
Was genau er damit aussagen wollte und wie es in der Ukraine weitergehen soll, ist unklar. Am Wochenende hatte sich Trump dafür ausgesprochen, dass für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine der aktuelle Frontverlauf eingefroren werden sollte. Er will bald Kremlchef Wladimir Putin in Budapest treffen.
Trump will Front einfrieren – Donbass soll geteilt werden
Von Jessica von Duehren, Teamlead Newsdesk
US-Präsident Donald Trump (79) will den Krieg in der Ukraine beenden – mit einer radikalen Idee: Die Front soll eingefroren werden, Russland und die Ukraine sollen dort bleiben, wo ihre Truppen jetzt stehen. Das sagte Trump an Bord der Air Force One. Damit würde der Donbass faktisch geteilt – ein grosser Teil steht bereits unter russischer Kontrolle.
Das Thema soll beim geplanten Gipfel zwischen Trump und Wladimir Putin (73) in Budapest auf den Tisch kommen. Der Kreml sieht aber noch viel Klärungsbedarf: «Es sind noch viele Hausarbeiten zu erledigen», so Sprecher Dmitri Peskow. Die Aussenminister beider Länder sollen zunächst vorverhandeln – ein Datum für das Treffen gibt es noch nicht.
Putin beharrt weiterhin darauf, dass die von Russland annektierten Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson zu Russland gehören. Kiew lehnt das entschieden ab. Präsident Wolodimir Selenski (47) nannte Budapest als Treffpunkt «ungeeignet» – Viktor Orban (62) sei kein neutraler Gastgeber. Damit hat er nicht Unrecht, immer wieder fällt der Präsident von EU-Land Ungarn mit prorussischen Bemerkungen auf.
Laut der «Financial Times» soll Trump Selenski bereits dazu gedrängt haben, den gesamten Donbass aufzugeben – das dementierte er später. Ein Einfrieren der Frontlinie würde Russland allerdings Gebiete sichern, die es militärisch bisher nicht vollständig erobern konnte.
Nur Donezk? Details zum Trump-Putin-Telefonat sickern durch
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es war ein Paukenschlag: Kurz vor einem wichtigen Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in Washington verkündete Trump, dass er sich in Kürze mit Kreml-Chef Wladimir Putin treffen möchte. «Wir haben das am Telefon besprochen», so Trump. Das Gespräch sei sehr konstruktiv gewesen.
Nun werden neue Details bekannt – und die weisen einen entscheidenden Unterschied auf. Laut einem Bericht der «Washington Post» forderte Putin in dem Gespräch die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Region Donezk als Bedingung für ein Ende des Kriegs. Derzeit kontrolliert Russland rund 75 Prozent der Region (Zahlen Oktober 2025). Putin verlangt demnach noch 25 Prozent.
Im Gegenzug zeigte sich Putin offenbar bereit, Teile der teils besetzten Gebiete Saporischschja und Cherson aufzugeben. Um wie viel Prozent dieser Gebiete es sich dabei handelt, ist nicht bekannt.
Zur Erinnerung: Beim letzten Trump-Putin-Gipfel in Alaska forderte Putin noch dezidiert die Gebiete der beiden Regionen, die Russland besetzt plus ein kleines, unerobertes Gebiet von Luhansk.
Diese Aussagen werden im Weissen Haus als Fortschritt bewertet, da sie weniger umfassend sind als frühere Ansprüche, schreibt die Zeitung unter Berufung auf anonyme Quellen.
Ein europäischer Diplomat relativiert jedoch: «Es ist, als würde man ihnen ihr eigenes Bein für nichts verkaufen.» Die Ukraine hat sich bislang nicht öffentlich zu diesem Vorschlag geäussert. Auch vom Weissen Haus oder dem Kreml gab es noch keine Reaktion. Russland kontrolliert bereits seit 2014 die Krim und inzwischen weite Teile von Luhansk sowie Teile von Donezk, Saporischschja und Cherson.
Um das anstehende Treffen in Budapest gibt es bereits viel Wirbel. So manche fragen sich, wie der Kreml-Chef überhaupt nach Ungarn kommt. Denn: Gegen ihn liegen massive Sanktionen und ein Haftbefehl vor. Meine Kollegin Natalie Zumkeller hat hier erklärt, welche Optionen Putin hat.
Für Reparaturen an Kernkraftwerk: Waffenstillstandszonen in Saporischschja
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Wochenlang fürchteten sich die Menschen in Saporischschja vor einem atomaren Notfall, nun folgt zumindest eine Verschnaufpause: Russland und die Ukraine haben sich kurz nach dem Putin-Trump-Telefonat und dem Besuch Selenskis in Washington auf Waffenstillstandszonen in der Region Saporischschja geeinigt.
Nach schweren Schäden an externen Stromleitungen des umkämpften Kernkraftwerks in Saporischschja haben die Reparaturarbeiten begonnen. Dies teilt die internationale Atombehörde IAEA auf X mit.
In der Region, die stark unter Beschuss steht, wurden dafür lokale Waffenstillstandszonen eingerichtet. Dies ermöglicht Technikern den Zugang zum Werk, so IAEO-Chef Rafael Grossi.
Die externe Stromversorgung gilt als Lebensader des Reaktors: Ohne sie drohen Notkühlung und Sicherheitssysteme an ihre Grenzen zu stossen. Beide Konfliktparteien würden an einem hochkomplexen Reparaturplan mitarbeiten.
Andernorts gehen die Angriffe jedoch weiter.Russland habe mehr als zehn Schläge auf die Stadt Tschuhujiw in der Region Charkiw im Osten des Landes ausgeführt, teilte die Bürgermeisterin Halyna Minajewa bei Facebook mit. «Fast alle Stadtteile sind lahmgelegt», schreibt sie.
Krim und russische Regionen melden ukrainische Angriffe
In der Schwarzmeer-Region haben die von Moskau annektierte Halbinsel Krim und die russische Touristenmetropole Sotschi zahlreiche ukrainische Angriffe gemeldet. In Sotschi sei ein ukrainischer Raketenangriff abgewehrt worden, teilte Bürgermeister Andrej Proschunin mit. Einwohner der Stadt berichteten in sozialen Netzwerken über Sirenengeheul und Explosionen. Touristen in Hotels hätten sich in Kellern in Sicherheit bringen müssen, hiess es. Proschunin forderte die Menschen auf, unbedingt den Strand- und Küstenbereich zu meiden und Schutz zu suchen.
An Sotschis Flughafen kam es laut Medien wegen des Luftalarms ebenfalls zu vorübergehenden Einschränkungen im Verkehr. Über Schäden war zunächst nichts bekannt. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 32 Drohnen auf der Krim. Laut Behörden gab es dort Schäden an Umspannwerken sowie Stromausfälle.
In sozialen Netzwerken kursierten zunächst nicht überprüfbare Berichte und Videos, nach denen in der Nacht nahe der Hauptstadt Simferopol auch ein grosses Öllager eines Tankstellennetzes getroffen wurde. Schon jetzt klagen die Tankstellen auf der Krim über Treibstoffmangel. Benzin und Diesel für Autofahrer werden rationiert.
Vor Treffen mit Trump – Selenski erhält neue Rüstungszusagen
Am Freitag treffen sich Wolodimir Selenski, der ukrainische Präsident, und US-Präsident Donald Trump in Washington. Kurz vor dem Treffen erhält Selenski weitere Zusagen von europäischen Verbündeten für noch mehr Rüstungshilfe, wie deutsche und britische Verteidigungsminister mitteilen.
Vor dem Gespräch mit Trump zeigte sich Selenski optimistisch. Ihr Treffen könne wirklich dazu beitragen, den Krieg zu beenden, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. «Nur die Vereinigten Staaten können einen solchen globalen Einfluss ausüben, und wir tun alles, um sicherzustellen, dass andere Länder weltweit uns dabei unterstützen.» Die Tagesordnung des Termins in Washington sei vielversprechend. «Wir haben unseren Teil der Hausaufgaben vor dem Treffen mit Präsident Trump gemacht - sowohl den militärischen als auch den wirtschaftlichen», versicherte Selenski.
Eine ukrainische Delegation in den USA habe das Gespräch mit Trump vorbereitet, es habe auch Treffen mit US-amerikanischen Rüstungs- und Energieunternehmen gegeben. Sowohl Patriot-Flugabwehrsysteme als auch Tomahawk-Marschflugkörper seien geeignet dazu, «ein dauerhaftes Fundament für einen Frieden zu legen», schloss Selenski seine Ansprache.
Knatsch in der Ukraine: Selenski bürgert Bürgermeister aus – droht ihm jetzt Abschiebung?
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist eine Nachricht, die uns auf der Redaktion kurz stutzen liess: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat laut Medienberichten den Bürgermeister der Hafenstadt Odessa, Hennadij Truchanow, ausgebürgert.
Doch was steckt dahinter ? Hintergrund sei der Verdacht auf eine russische Staatsbürgerschaft, die Truchanow jedoch vehement bestreitet.
Der Geheimdienst SBU bestätigte wenig später, dass der Entzug der Staatsbürgerschaft den Odessaer Bürgermeister betreffe. Dazu wurde die Kopie des angeblich ihm gehörenden russischen Reisepass veröffentlicht, der demnach bis Dezember gültig ist. Das Bild ist nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
Mit dem Verlust der Staatsangehörigkeit ist das gewählte Stadtoberhaupt auch praktisch seines Amtes enthoben. Selenski leitete gemäss einer Antwort auf eine Petition parallel dazu die Schaffung einer Militärverwaltung für die strategisch wichtige Hafenstadt ein.
Truchanow, der Russland immer wieder wegen der vielen Angriffe auf Odessa verurteilte, ist seit 2014 Bürgermeister der Millionenstadt. Bereits während des damaligen Wahlkampfes wurde der Verdacht einer russischen Staatsbürgerschaft laut.
Selenski werden bereits seit längerem unter anderem vom Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, autoritäre Tendenzen vorgeworfen. Zwischen Klitschko und dem von Selenski eingesetzten Militärverwalter Tymur Tkatschenko ist es in den vergangenen Tagen zu öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen gekommen.
Mein Kollege Samuel Schuhmacher hat in diesem Artikel die Position Selenskis etwas genauer beleuchtet. Erfahre, warum dadurch eine Phase der Ungewissenheit für das Land angebrochen ist.
USA und Ukraine kooperieren bei Angriffen auf russische Energieanlagen
Von Marian Nadler, Redaktor am Newsdesk
«Russland droht Finanzkollaps!» So lautete die Headline eines Artikels meines Kollegen Guido Felder. Darin schreibt er, dass die Ukrainer mit Drohnen seit Anfang August vermehrt russische Öldepots, Raffinerien, Pipelines und mit Treibstoff geladene Züge angreifen.
Daran hat sich auch in den vergangenen Wochen nichts geändert. Im Gegenteil: Die Treibstoffkrise in Russland wird immer schlimmer. Immer wieder treffen die Ukrainer zentrale Elemente der russischen Spritversorgung. Die Angriffe haben die Energiepreise in Russland in die Höhe getrieben und Moskau dazu veranlasst, Dieselexporte zu kürzen und Kraftstoff zu importieren.
Am Freitag schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) auf der Plattform X: «Nach unseren Daten beträgt der Benzinmangel des Feindes bis zu etwa 20 Prozent des Bedarfs.» Und weiter: «Unsere Waffen liefern greifbare Ergebnisse.»
Wie die «Financial Times» nun Sonntag berichtet, sollen die USA den Ukrainern bei den Angriffen auf die russischen Energieanlagen unterstützen. Die Kriegswirtschaft von Kremlchef Wladimir Putin (73) soll so geschwächt und der russische Machthaber an den Verhandlungstisch gezwungen werden.
Aus Geheimdienstkreisen verlautete gegenüber der Zeitung, dass die USA Kiew bei der Routenplanung, Flughöhe, Zeitplanung und bei der Entscheidung über Einsätze helfen würden. Ein US-Beamter erklärte, Kiew habe die Ziele für die Langstreckenangriffe ausgewählt und Washington habe anschliessend Informationen über die Schwachstellen der Ziele bereitgestellt. Die Folge: Immer wieder entgehen die ukrainischen Angriffsdrohnen der russischen Luftabwehr.
Nächtlicher Drohnen-Grossangriff kostet Siebenjährigen das Leben
Von Natalie Zumkeller, Redaktorin am Newsdesk
Auch in der Nacht auf Freitag erfüllen surrende Drohnen und Explosionen die Stille über der Ukraine. Mehrere Städte stehen unter Beschuss – die ukrainische Luftwaffe sprach unter anderem über einen «massiven» Angriff auf die Hauptstadt Kiew.
Auch Saporischschja, eine Region im Südosten des Landes, wurde zum Ziel russischer Drohnen. Mehrere Menschen wurden dort verletzt – darunter ein kleiner Junge (†7). Er wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo er schliesslich verstarb. Das bestätigte der örtliche Gouverneur Iwan Fedorow.
Gezielte Schläge auf die Energieversorgung
Svitlana Hrynchuk, die ukrainische Energieministerin, sprach auf Telegram von einem «massiven Angriff auf die ukrainische Energieinfrastruktur». Verschiedene Versorger würden alles in ihrer Macht stehende tun, um den Schaden zu vermindern. Eine Einschätzung soll folgen, sobald «die Sicherheitslage es zulässt».
Dass Russland die ukrainische Energieinfrastruktur zum Ziel seiner Angriffe macht, ist keine neue Taktik. Speziell nun, da der Winter Einzug hält, tun Schläge auf die Energieversorgung dem Land besonders weh – und das weiss Putin.
Erst kürzlich führte russischer Beschuss zu einem Stromausfall in etwa 50'000 Haushalten in der nördlichen Region Tschernihiw. Derzeit wird das AKW Saporischschja in der Ukraine nur mithilfe von Dieselgeneratoren gekühlt – doch der Treibstoff wird knapp. Und auch beim Kernkraftwerk Tschernobyl gibt es Probleme.
Ex-Kremlchef Medwedew besucht Kim in Nordkorea
Von Gabriel Knupfer, Redaktor Nachtdienst
Angesichts der hohen Verluste im Ukraine-Krieg braucht Russland dringend neue Soldaten. Reist der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew (60) deshalb zu den Feierlichkeiten rund um den 80. Geburtstag der Partei der Arbeit Koreas?
«Die Freunde sind zusammen. Die Feinde werden nervös», schrieb Medwedew nach seiner Ankunft in Pjöngjang auf der neuen russischen Plattform Max. Medwedew ist als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats in Moskau weiterhin eine einflussreiche Figur im Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin (73).
Klar ist: Machthaber Kim Jong Un (41) entsandte bereits in der Vergangenheit Soldaten in den Krieg. Schätzungsweise 14'000 Nordkoreaner beteiligten sich an der Rückeroberung von Landstrichen in der westrussischen Region Kursk. Mindestens 2000 von ihnen sollen gefallen sein.
Doch Kim ist offenbar mit der ungleichen Partnerschaft zunehmend unzufrieden, wie Kollege Daniel Macher im September schrieb. Neben Soldaten schickte er den Russen Millionen Artilleriegranaten, Raketen und Abschussvorrichtungen im Wert von mindestens 5,6 Milliarden Dollar.
Im Gegenzug erhielt Nordkorea Waren für höchstens 1,2 Milliarden Dollar – ein schlechtes Geschäft für das verarmte Land. Dennoch gab es im Sommer Spekulationen, dass Kim weitere 30'000 Soldaten in den Krieg schicken könnte. Russland und Nordkorea haben im November 2024 einen Beistandspakt geschlossen.