Darum gehts
- Nordkorea liefert Waffen an Russland, erhält wenig Gegenleistung
- Spannungen zwischen Russland und Nordkorea werden öffentlich sichtbar
- Nordkorea lieferte Waffen im Wert von 5,6 bis 9,8 Milliarden Dollar
Die Bruderfreundschaft zwischen Russland und Nordkorea bekommt offenbar Risse. Eine neue Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung mit dem Titel «Ungleiche Partnerschaft» zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin (72) und Kim Jong Un (41) vor allem eines ist: eine Einbahnstrasse – und zwar von Nordkorea nach Russland.
Laut der Analyse von Olena Guseinova von der Hankuk-Universität für Fremdsprachen in Seoul hat Nordkorea seit 2023 Waffen im Wert von mindestens 5,6 Milliarden US-Dollar, möglicherweise sogar bis zu 9,8 Milliarden Dollar, an Russland geliefert. Darunter Millionen Artilleriegranaten, Raketen, Abschussvorrichtungen und rund 15'000 Soldaten, die im Ukraine-Krieg kämpfen.
Russland gibt fast nichts zurück
Die Gegenleistungen aus Moskau sind laut Studie dagegen mager: Lebensmittel, Öl, Luftabwehrsysteme – und vielleicht ein paar Kampfflugzeuge – im Wert von gerade einmal 457 Millionen bis maximal 1,2 Milliarden Dollar.
Technologischer Fortschritt für Nordkorea? Fehlanzeige. Auch von dringend benötigten Devisenzuflüssen ist nichts zu sehen. Im Gegenteil: Der nordkoreanische Won hat seit Jahresbeginn massiv an Wert verloren, die Inflation schiesst in die Höhe. Wenn überhaupt Geld floss, blieb es wohl im russischen Finanzsystem blockiert. Nutzniesser sind einzig Kim und seine Elite, während die Bevölkerung leer ausgeht.
Erste Spannungen treten zutage
Zuletzt wurden erste Spannungen sogar öffentlich sichtbar: Das nordkoreanische Staatsfernsehen berichtete vergangene Woche, dass hochrangige Militärs den russischen Streitkräften zu Beginn des Ukraine-Einsatzes strategische Fehlentscheidungen und mangelnde Koordination vorgeworfen hätten.
Der südkoreanische Geheimdienst (NIS) schätzt, dass rund 2000 nordkoreanische Soldaten bereits gefallen sind. Kim Jong Un soll laut NIS zunehmend «enttäuscht» sein, dass Russland seine Opfer nicht angemessen kompensiert. Ein Geheimdienstbeamter sagte der Zeitung «Dong-A Ilbo»: «Russland scheint Nordkorea nicht ausreichend entschädigt zu haben.»
Moskau hält Pjöngjang am Haken
Für Studienautorin Guseinova steckt dahinter Kalkül: «Nordkorea hat Russland in einem enormen Umfang militärisch unterstützt. Doch Moskau scheint sich nur langsam und begrenzt zu revanchieren. So kultiviert Russland eine wachsende Abhängigkeit Pjöngjangs.»
Frederic Spohr, Leiter des Stiftungsbüros in Südkorea, wird gegenüber «Bild» noch deutlicher: «Putin zieht Nordkorea praktisch über den Tisch. Materiell scheint Nordkorea von seiner Unterstützung kaum zu profitieren. Kim kann bisher höchstens politisches Kapital schlagen – und neben Putin und Xi Jinping (72) auftreten. Das aber auf Kosten seiner eigenen Soldaten.»
Dabei hatten Putin und Kim im Sommer 2024 eine strategische Partnerschaft besiegelt – inklusive gegenseitigem militärischem Beistand. Doch während Moskau und Pjöngjang auf der Weltbühne demonstrativ Stärke zeigen, bröckelt das Vertrauen hinter den Kulissen.
Der angebliche «Bruderbund» entpuppt sich immer mehr als toxisches Abhängigkeitsverhältnis – und Kim Jong Un als der grosse Verlierer.