Darum gehts
- Nordkorea ehrt gefallene Soldaten in Russland mit grosser Zeremonie
- Kim Jong Un inszeniert sich als fürsorglicher Anführer
- Mindestens 600 nordkoreanische Kämpfer in Russland ums Leben gekommen
Im nordkoreanischen Pjöngjang fand im Hauptquartier der Arbeiterpartei eine grosse Zeremonie zu Ehren der Soldaten statt, die im Ukraine-Krieg auf der Seite Russlands gefallen sind. Machthaber Kim Jong Un (41) nutzte den Anlass, um sich einmal mehr als fürsorglicher «Vater der Nation» zu inszenieren.
Laut Staatsagentur KCNA pries Kim dort die «heroischen Truppen», die an der Front im Ausland eingesetzt wurden. Ihr Einsatz habe «ohne Bedauern die Macht der heldenhaften Armee» bewiesen, so Kim. Besonders die Rückeroberung der russischen Region Kursk nach zeitweiliger ukrainischer Besetzung sei ein Beweis für den «Kampfgeist der Helden».
Die Staatspropaganda setzte alles daran, Kim als nahbaren Anführer zu zeigen: Kameras fingen ein, wie er weinend Witwen und Kinder von Gefallenen umarmt. Dazu legte er Blumen an einer Gedenkwand nieder. Begleitet wurde das Spektakel von einem Konzert für zurückgekehrte Soldaten – und einem grossen Bankett für deren Familien.
Zahl der Soldaten soll erhöht werden
Besonders bemerkenswert: Erstmals veröffentlichte Nordkorea Namen und Porträts von 101 getöteten Soldaten. Ob damit tatsächlich alle Gefallenen aufgelistet sind, ist unklar. Nach Einschätzung südkoreanischer Behörden sind bereits mindestens 600 nordkoreanische Kämpfer in Russland ums Leben gekommen. Insgesamt sollen rund 10'000 Nordkoreaner auf russischer Seite im Einsatz stehen – und laut jüngsten Berichten könnte Pjöngjang die Zahl sogar auf bis zu 30'000 erhöhen.
Der Schulterschluss zwischen Moskau und Pjöngjang ist eng. Kim und Wladimir Putin (72) bestätigten jüngst in einem Telefonat, dass sie ihre Zusammenarbeit noch ausweiten wollen. Russland, international weitgehend isoliert, hat die Beziehungen zu Nordkorea in den vergangenen Jahren massiv verstärkt. Nordkorea liefert dabei nicht nur Soldaten, sondern auch Munition und Raketen. Als Gegenleistung soll Russland Nahrungsmittel, Geld und technische Hilfe für Kims Raketenprogramme bereitstellen.
Während Kim seine Soldaten im Ausland als Helden feiert, leiden die Menschen daheim unter Mangel und Unterdrückung. Nordkorea gilt als eines der unfreiesten Länder der Welt: Politische Mitbestimmung gibt es nicht, Überwachung und Zwangsarbeit sind Alltag. Viele Familien haben kaum Strom, Wohnungen sind primitiv, Lebensmittel knapp. Eigenständige Reisen oder freie Meinungsäusserung sind verboten – das Regime kontrolliert jede Facette des Lebens.