«Ich bin völlig reingelegt worden»
Maddie-Verdächtiger Christian B. jammert über sein Leben in Freiheit

Christian B. ist ein freier Mann. Er gilt zwar weiter als Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann. Es fehlen aber die entscheidenden Beweise. Das Leben in Freiheit kann B. nicht geniessen. Er fühlt sich ungerecht behandelt.
Publiziert: 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 11:51 Uhr
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Christian B. ist zwar frei, gilt aber als Hauptverdächtiger im Fall der vermissten Maddie.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Christian B. fühlt sich ungerecht behandelt und befürchtet um sein Leben
  • B. trägt eine Fussfessel und wird von der Polizei überwacht
  • Er muss sich für fünf Jahre einer Führungsaufsicht unterziehen
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«Ich glaube nicht, dass ich noch lange leben werde. Sie tun alles, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich bin hereingelegt worden», sagt Christian B.* (48) zur «Daily Mail». Er fühlt sich ungerecht behandelt. B. kam im September auf freien Fuss, nachdem er mehrere Jahre im Knast wegen Vergewaltigung sass. Weltweit geriet er in die Schlagzeilen, weil er als Hauptverdächtiger im Fall des 2007 in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine Maddie McCann gilt. 

Das Landgericht Braunschweig hatte den mehrfach unter anderem wegen Sexualdelikten vorbestraften B. 2019 wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Touristin in Portugal im Jahr 2005 verurteilt. Im vergangenen Jahr sprach das Gericht ihn in einem weiteren Prozess um mehrere mutmassliche Vergewaltigungen in Portugal frei. Mit dem Fall Maddie hatte allerdings keines dieser Strafverfahren zu tun.

«Sie stehen vor meinem Zimmer und folgen mir zum Frühstück»

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig stuft B. allerdings als Verdächtigen im Fall des Verschwindens von Maddie ein. Entsprechende Ermittlungen gegen ihn gab sie 2020 bekannt. Trotz intensiver Nachforschungen, darunter neuerliche Suchaktionen nach Beweismitteln in Portugal, mündeten diese bisher jedoch nicht in einer Anklage. Auch ein Untersuchungshaftbefehl gegen B. besteht nicht. Sein Rechtsanwalt beklagt eine «mediale Vorverurteilungskampagne».

«Ich hoffe, er bleibt im Gefängnis»
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Das geht auch nach seiner Freilassung weiter. Er fühlt sich geächtet. B. trägt eine Fussfessel und die Polizei folgt ihm. «Sie stehen vor meinem Zimmer und folgen mir zum Frühstück.» Darum sei er auch zuletzt aus dem Hotel geworfen worden. Der Deutsche behauptet, dass er schon auf einem Fussballfeld geschlafen habe. Das Obdachlosenheim habe ihn nicht bei sich aufnehmen wollen. 

Er muss sich einmal im Monat bei einem Bewährungshelfer melden

Grundsätzlich ist B. nach der Haftentlassung ein freier Mann. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig gelten für ihn jedoch gerichtliche angeordnete Auflagen. Er muss im Rahmen der sogenannten Führungsaufsicht für fünf Jahre eine elektronische Fussfessel tragen, damit die Behörden seinen Aufenthaltsort ermitteln können. Ausserdem muss er jeden Wechsel seines Wohn- und Aufenthaltsorts vorab von einem Gericht genehmigen lassen.

Darüber hinaus erhält B. einen Bewährungshelfer, bei dem er sich mindestens einmal im Monat melden muss. Bei Verstössen gegen die Auflagen drohen ihm laut Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Gefängnis. Sein Anwalt kündigte gegenüber Medien bereits an, bei Gericht Beschwerde gegen die im Rahmen der Führungsaufsicht verhängten Massnahmen einzulegen.

«Die Ermittler haben einfach einen Phantom-Bösewicht erschaffen»

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält B. nach eigenen Angaben weiterhin für gefährlich. Sie beruft sich auf Feststellungen eines psychiatrischen Gutachters im letzten gegen B. geführten Prozess. Dieser sagte aus, er rechne aufgrund dessen Hangs zu schweren Straftaten mit weiteren Verbrechen.

Jetzt sucht Christian B. seinen Platz in der Gesellschaft. Doch überall dort, wo er auftaucht, wissen die Menschen, wer er ist. Er sei nicht der böse Mann, von dem in den Medien und vor Gericht die Rede war. Er fühlt sich von den Behörden hereingelegt. B. zur «Daily Mail»: «Die Ermittler haben einfach einen Phantom-Bösewicht erschaffen und diesem Phantom den Namen Christian B. hinzugefügt. Aber ich bin nicht dieser Mann.»

Auch im Gespräch mit der «Daily Mail» beteuert er seine Unschuld im Fall Maddie. «Nein, natürlich nicht», antwortet B., als er gefragt wird, ob er das kleine Mädchen entführt und getötet hat. 

Aber warum haben die Behörden, B. überhaupt im Visier im Fall Maddie?

B. hatte deutschen Ermittlern zufolge früher zeitweise in Portugal gelebt, um dort Gelegenheitsjobs nachzugehen sowie Einbrüche in Hotels und Ferienanlagen zu begehen. Während dieser Zeiten soll er auch die Vergewaltigungen begangen haben, deretwegen er angeklagt und teilweise verurteilt wurde. B. wohnte früher ausserdem zeitweise unter anderem in Braunschweig, deshalb waren Staatsanwaltschaft und Gerichte dort zuletzt für seinen Fall zuständig.

Die kleine Maddie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienwohnung ihrer Familie in einer Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarveküste verschwunden, während ihre Eltern in einem nahen Restaurant zu Abend assen. Trotz grossangelegter jahrelanger internationaler Fahndung und zahlreicher Aufrufe ihrer Eltern fehlt von dem Mädchen weiter jede Spur. B. ist nach aktuellem Stand der einzige konkrete Verdächtige, entsprechend gross ist auch international das Interesse an ihm.

* Name bekannt 

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