Ermittler stufen Christian B. als gefährlich ein
Maddie-Hauptverdächtiger soll diese Woche entlassen werden

Die Haftentlassung von Christian B., dem Hauptverdächtigen im Fall der 2007 verschwundenen Madeleine McCann, steht bevor. Trotz jahrelanger Ermittlungen und neuer Suchaktionen bleibt das Schicksal des Mädchens ungeklärt. Die Ermittler warnen vor seiner Gefährlichkeit.
Publiziert: 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 10:48 Uhr
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Christian B., Hauptverdächtiger im Fall Maddie, ist bald wieder auf freiem Fuss.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Christian B., Hauptverdächtiger im Fall Maddie, wird bald aus Haft entlassen
  • Ermittler stufen B. als gefährlich ein und beantragen elektronische Fussfessel
  • Maddie verschwand 2007 spurlos, Fall bleibt trotz intensiver Ermittlungen ungelöst
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Die Entlassung des Deutschen Christian B.* (47), der als Hauptverdächtiger im mysteriösen Fall der vor 18 Jahren verschwundenen Madeleine «Maddie» McCann gilt, steht unmittelbar bevor. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig könnte der 47-Jährige bereits diese Woche aus der Justizvollzugsanstalt in Sehnde in Niedersachsen entlassen werden. Mittwoch gilt als offizieller Stichtag – theoretisch wäre aber auch ein früherer oder späterer Termin möglich.

Christian B. hat eine mehrjährige Haftstrafe wegen der brutalen Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Touristin in Portugal im Jahr 2005 vollständig verbüsst. Weitere Haftbefehle liegen derzeit nicht vor. 

«Solange es keinen anderen Haftbefehl gibt, ist er ein freier Mann und kann machen, was er will», sagte Staatsanwaltschaftssprecher Christian Wolters. Die Ermittler stufen B. jedoch weiterhin als gefährlich ein und beantragen deshalb eine Führungsaufsicht, die unter anderem eine elektronische Fussfessel vorsieht. Ob das zuständige Landgericht Hildesheim dem Antrag zustimmt, ist noch offen.

Während B. auf freien Fuss kommt, ist der Fall Maddie nach wie vor ungelöst – trotz intensiver Ermittlungen, unzähliger Hinweise und neuerlicher Suchaktionen. Ein Überblick über den rätselhaften Kriminalfall, der die Welt seit 2007 bewegt.

Der Fall: Maddie verschwindet spurlos

Am 3. Mai 2007 verschwindet die dreijährige Maddie McCann aus dem Ferienappartement ihrer Familie in Praia da Luz, einem beliebten Urlaubsort an der portugiesischen Algarve. Während ihre Eltern in einem nahe gelegenen Restaurant zu Abend essen, schläft Maddie mit ihren jüngeren Zwillingsgeschwistern allein im Appartement. Als die Mutter zurückkehrt, ist Maddie verschwunden. Trotz sofort eingeleiteter Suchaktionen gibt es keine heisse Spur.

Die Suche: Wendungen und falsche Spuren

Schon kurz nach Maddies Verschwinden geraten verschiedene Personen ins Visier der Ermittler. Im September 2007 werden sogar die Eltern selbst kurzzeitig als Verdächtige geführt – der Verdacht einer Vertuschung eines Unfalls lässt sich jedoch nicht bestätigen.

In den folgenden Jahren melden sich immer wieder Zeugen, die glauben, Maddie gesehen zu haben – von Marokko bis Australien. Alle Spuren verlaufen im Sand.

2013 starten die britischen Behörden eine neue grossangelegte Fahndung, veröffentlichen Phantombilder und konzentrieren sich auf Sexualstraftäter, die an der Algarve aktiv waren. Trotz dieser Bemühungen bleibt der Fall ungelöst. 2008 stellt die portugiesische Polizei ihre Ermittlungen vorerst ein – nur um sie später wieder aufzunehmen.

Die Ermittlungen: Christian B. im Fokus

Im Juni 2020 sorgt eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft Braunschweig für Aufsehen: Christian B. wird als Hauptverdächtiger im Fall Maddie bezeichnet. B. lebte zeitweise in Portugal, hielt sich häufig in Praia da Luz auf und beging dort Einbrüche in Ferienanlagen. Er ist einschlägig vorbestraft – unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Drogenbesitzes. 2005 wurde er wegen der Vergewaltigung einer Touristin verurteilt.

2022 folgte eine neue Anklage wegen fünf mutmasslicher Sexualstraftaten in Portugal, doch im Oktober 2024 wurde er mangels Beweisen freigesprochen. Die Ermittler gehen nach wie vor davon aus, dass Maddie nicht mehr lebt. B. selbst schweigt zu den Vorwürfen. Bisher fehlt den Behörden jedoch der entscheidende Beweis, um ihn wegen Mordes anzuklagen.

Der Stand der Dinge: Keine Spur, neuer Druck

Im Mai 2025 – nur wenige Monate vor B.s Entlassung – starten deutsche und portugiesische Ermittler eine grossangelegte Suchaktion an der Algarve. Durchkämmt werden verlassene Grundstücke, Brunnen und Wälder rund um Praia da Luz. Der Einsatz bringt jedoch keine entscheidenden Hinweise.

Nun droht eine heikle Situation: Sobald B. frei ist, könnten die Ermittler noch weniger Kontrolle über ihn haben. Staatsanwalt Wolters betont, dass man fest von seiner Gefährlichkeit überzeugt sei. Ein gerichtlich bestellter Gutachter sieht ein hohes Risiko, dass B. rückfällig wird.

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