Darum gehts
- Artur A. tötete zehn Menschen in Graz und sich selbst
- Detaillierte Planung, abgeschottetes Online-Leben und Faszination für Ego-Shooter-Spiele
- 21-Jähriger trat vor drei Monaten einem Schützenverein bei
Zehn Menschen verloren durch seine Tat ihr Leben. Nun ist es knapp eine Woche her, dass Todesschütze Artur A.* (†21) in seiner ehemaligen Schule in Graz eine minuziös geplante Amoktat beging und sich danach selbst das Leben nahm.
Auf dem WC habe Artur A. sich einen Waffengurt mit Jagdmesser angelegt, eine Schiessbrille und ein Headset aufgesetzt. Dies berichtete Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Aus einem Rucksack zog er die Tatwaffen: eine Pistole der Marke Glock und eine am Schaft abgesägte Doppelflinte. Noch immer ist das Motiv unklar. Doch zu Artur A., der ein abgeschottetes Online-Leben führte, werden immer mehr Details bekannt.
Minuziöse Planung
Nach Polizeiangaben handelt es sich bei Artur A. um einen Einzeltäter. Ein Abschiedsbrief und ein Abschiedsvideo fanden sich bei einer Hausdurchsuchung am Wohnsitz des Täters. Auch eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie Anschlagspläne wurden gefunden. Weiter kam ein handschriftlicher, bis ins kleinste Detail durchgeplanter Ablaufplan der Tat zum Vorschein.
Familie
In Karlsdorf, einem unscheinbaren Vorort von Graz, lebte Artur A. seit fünf Jahren gemeinsam mit seiner Mutter. Sein Vater soll Armenier sein, die Eltern lebten getrennt. Gegenüber Blick berichtete der Nachbar Edi (50), dass Artur A. auf dem Trottoir den Blick meist gesenkt gehalten und nicht gegrüsst habe. «Er war in seiner eigenen Welt.» In dem Abschiedsvideo richtete sich der Todesschütze an seine Mutter und betonte, «aus freien Stücken» gehandelt zu haben.
Faszination für Ego-Shooter-Games
Artur A. sei ein sehr introvertierter Mensch gewesen, der ausgesprochen zurückgezogen gelebt habe, heisst es von Lohnegger. Er habe nicht «am realen Leben» teilnehmen wollen. Stattdessen fand er online eine Community. Seinen Online-Freunden soll A. auch von Mobbing an seiner ehemaligen Schule berichtet haben. Vor allem für Ego-Shooter-Spiele hatte der junge Mann eine grosse Leidenschaft. Bis Dezember des vergangenen Jahres war A. Teil des deutschen eSports-Teams «Glacial Guardians». Mit seinen Teamkollegen spielte er das Game «Valorant», in welchem die Spieler mittels einer Handfeuerwaffe, einer Langwaffe und einem Messer ein gegnerisches Team besiegen können. Mit genau solchen Waffen stattete sich Artur A. für seine Tat in Graz aus.
Mögliches Vorbild
Nur wenige Minuten bevor er mit dem Töten begann, postete Artur A. ein Foto auf Social Media, wie die «Salzburger Nachrichten» berichten. Zu sehen: zwei schwarze Stiefel auf beigem Kachelboden, aufgenommen offenbar auf der Schultoilette. Als Profilbild soll A. zudem ein Foto der Columbine-Attentäter genutzt haben. Am 20. April 1999 begingen Eric Harris (†18) und Dylan Klebold (†17) den damals bisher verheerendsten Amoklauf in der US-Geschichte. 12 Schüler und ein Lehrer fielen den Todesschützen zum Opfer, bevor sie sich selbst das Leben nahmen. Die Tat erlangte weltweite Bekanntheit und sorgte dafür, dass sich immer wieder jugendliche Trittbrettfahrer auf Columbine bezogen.
Training im Schützenverein
Vor drei Monaten trat der spätere Amokschütze einem traditionellen Grazer Schützenverein bei, wie mehrere österreichische Medien berichten. Dort soll er alle Trainingsstufen durchlaufen haben. Auch die Tatwaffen erwarb Artur A. auf legalem Weg. Er besass eine sogenannte Waffenbesitzkarte, die in Österreich zum Einkauf und Besitz von bestimmten Waffentypen berechtigt. Dafür bestand er auch einen Test auf die psychische Eignung. Der Sprecher des Bundesheers bestätigte jedoch, dass A. 2021 bei einer Musterung für den Wehrdienst als psychisch untauglich befunden worden war. Eine Weitergabe sei jedoch datenschutzrechtlich nicht möglich gewesen.
*Name bekannt