Darum gehts
- Amoklauf an Oberschule in Graz: 11 Tote, darunter der Schütze
- Täter hinterliess Abschiedsbrief, Motiv noch unklar
- Über 300 Einsatzkräfte vor Ort, 40 Schüsse abgegeben
17 Minuten dauerte der Horror von Graz. Etwas mehr als eine Viertelstunde, die Österreich in tiefe Trauer stürzt. Elf Menschen kamen beim Amoklauf an einer Oberschule am Dienstagmorgen ums Leben. Einer davon ist der Schütze Artur A.* (†21). Was über die dramatischen Minuten an der Dreierschützengasse bekannt ist.
Es ist genau 10 Uhr und eine Sekunde, als bei der Landesleitzentrale Steiermark der erste Notruf eines Anwohners eingeht: Am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) Dreierschützengasse sind Schüsse und Schreie zu hören. Um 10.06 Uhr ist die erste Streife der zuständigen Polizeiinspektion vor Ort. Weil die Rede von Schüssen ist, rücken die Sondereinsatzkräfte, darunter die Spezialeinheit Cobra, ebenfalls umgehend aus.
300 Einsatzkräfte, 40 Schüsse
Kurz darauf treffen bereits die ersten Notarztwagen vor der Schule ein. Insgesamt sind mehr als 300 Kräfte im Einsatz, Helikopter kreisen über dem Gebiet. Was genau sich in der Schule abspielt, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Bekannt ist aber: Artur A. befindet sich zu diesem Zeitpunkt mit einer Schrotflinte und einer Faustfeuerwaffe in der Schule, die er selbst besucht und abgebrochen hatte.
Insgesamt 40 Schüsse soll er laut österreichischen Medien abgeben, mindestens die Schrotflinte muss dabei immer wieder nachgeladen werden. Ihre Wirkung ist verheerend, wie Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, später im Interview mit ORF sagt. Auf zwei Stockwerken richtet A. ein Blutbad an, soll dabei auch in jenem Klassenraum um sich schiessen, in dem er selbst unterrichtet worden war. Zuvor hatte er offenbar bereits vor der Schule Menschen angegriffen, beim Eintreffen finden die Einsatzkräfte eine verletzte Person vor.
Schütze hinterlässt Abschiedsbrief
Ob er bei seiner Tat wahllos oder gezielt vorgegangen ist, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Um 10.17 Uhr folgt schliesslich die erlösende Nachricht: Der mutmassliche Schütze ist tot – er hat sich auf dem WC mit einer seiner Waffen selbst das Leben genommen.
Die Situation ist endlich unter Kontrolle, die Notärzte können ins Gebäude, versorgen die Verletzten. Die traurige Bilanz vor Ort: Neun Menschen hat der Schütze getötet, 12 weitere verletzt. Vier davon schwer – ein Erwachsener verliert am frühen Abend im Spital den Kampf ums Überleben.
Am frühen Nachmittag wird der Wohnort von Artur A. im Raum Graz durchsucht. Der Amokläufer lebte noch zu Hause, war arbeitslos. Neben einer nicht funktionstüchtigen Rohrbombe entdecken die Ermittler einen Abschiedsbrief in analoger und digitaler Form. «Er verabschiedet sich darin von den Eltern», sagt Ruf. Hinweise auf ein mögliches Motiv liefere der Brief nicht. Österreichische Medien berichten von Mobbing – diese Gerüchte wurden von der Polizei bisher nicht bestätigt.
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