Darum gehts
- Amokläufer postete Foto kurz vor Tat
- Mögliche Verbindung zu Columbine-Amoklauf aufgedeckt
- Zehn Menschen starben durch seine Hand
Zehn Menschen mussten durch seine Hand sterben. Drei Tage nach dem Amoklauf am Bundesoberstufenrealgymnasium Dreierschützengasse in Graz kommen immer mehr Details über den Todesschützen Artur A.* (†21) ans Licht. Nur neun Minuten, bevor er in seiner ehemaligen Schule das Feuer eröffnete, postete er ein Foto auf Social Media, wie die «Salzburger Nachrichten» berichten.
Darauf zu sehen: Zwei schwarze Stiefel auf beigem Kachelboden, aufgenommen offenbar im Schulklo. Datum und Uhrzeit sind eingeblendet – 10. Juni, 9.48 Uhr. Es wirkt wie ein stummes Signal kurz vor der Tat. Die Echtheit wurde laut Zeitung von der Polizei bestätigt.
Columbine als düsteres Vorbild
Als Profilbild soll A. zudem ein Foto der Columbine-Attentäter genutzt haben. Eric Harris (†18) und Dylan Klebold (†17) hatten am 20. April 1999 den damals bisher verheerendsten Amoklauf in der US-Geschichte begangen. An der Columbine High School in Littleton (Colorado) hatten die Jugendlichen 12 Schüler und einen Lehrer erschossen, bevor sie sich selbst das Leben nahmen.
Die Tat wurde weltweit bekannt – und nachgeahmt. Immer wieder berufen sich jugendliche Täter auf den Amoklauf an der Columbine High School. Ob auch Artur A., der einen Faible für Ego-Shooter-Spiele gehabt haben soll, Harris und Klebold als Vorbild sah, muss nun von der Polizei untersucht werden.
Kurz nach dem Amoklauf hatten österreichische Medien über Mobbing als mögliches Motiv berichtet. Dafür gibt es laut Ermittlern bisher allerdings keine Hinweise.
Gaming-Truppe von Arthur A. reagiert bestürzt
Am Freitagvormittag meldete sich sein ehemaliges eSports-Team aus Deutschland auf der Plattform X zu Wort. Die «Glacial Guardians» schreiben: «Artur haben wir als zurückhaltenden und schüchternen jungen Menschen kennengelernt. Dass er zu einer so schrecklichen und unverzeihlichen Tat fähig sein könnte, ist für uns kaum begreiflich und erschüttert uns zutiefst.»
Bis Dezember des vergangenen Jahres war A. Teil der Gaming-Truppe. Die «Glacial Guardians» treffe es als Organisation hart, «dass wir einer Person, die zu einer solchen Tat fähig ist, eine Plattform geboten haben». Und weiter: «Als Esport-Organisation verstehen wir uns als Anlaufstelle für junge Menschen, insbesondere auch für jene, die sich ausgegrenzt fühlen. Wir fördern ein familiäres Umfeld, in dem auch die vermeintlich nicht Verstandenen verstanden werden. Dabei stehen wir klar und unmissverständlich gegen jede Form von Gewalt, Diskriminierung und Extremismus und versuchen unseren Mitgliedern die richtigen Werte mitzugeben.»
A. habe das Team Ende des vergangenen Jahres auf eigenen Wunsch hin verlassen, weil er sich stärker auf seine Ausbildung konzentrieren wollte. Das Team verspricht in den kommenden Tagen über Massnahmen zu beraten, «wie wir künftig noch besser erkennen und verhindern können, dass potenziell gefährdende Persönlichkeiten in unsere Organisation aufgenommen werden.»
A. spielte mit seinen Teamkollegen Valorant, ein Shooter-Game. Dabei treten zwei Teams gegeneinander an, eines davon muss eine Bombe, genannt Spike, an einem bestimmten Ort detonieren lassen. Das andere Team muss die Explosion verhindern und die Bombe entschärfen. Den Mitspielern stehen dabei eine Handfeuerwaffe, eine Langwaffe und ein Messer zur Verfügung. Genau diese Tötungswerkzeuge hatte Arthur A. auch in seinem Rucksack, als er den Amoklauf begann. Bei ihm zu Hause wurde später eine Rohrbombe gefunden. Es erscheint offensichtlich, dass der junge Mann die Gaming-Ballerei fast 1:1 in die Realität umsetzte oder sich davon inspirieren liess.
* Name bekannt