Darum gehts
- Kanton Zug senkt Krankenkassenprämien für Bevölkerung massiv durch Übernahme von 99 Prozent der Spitalkosten
- Die krasse Prämienreduktion beeinflusst den landesweiten Durchschnitt der Prämienanstiege
- Die Aktion kostet Zug rund 220 Millionen Franken
Am Dienstag klärt Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61) die Schweiz über die Krankenkassenprämien für das kommende Jahr auf. Für die meisten werden es keine erfreulichen Nachrichten: Vergleichsportale prognostizieren einen Prämienanstieg von durchschnittlichen vier bis fünf Prozent. Immerhin: Die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich rechnet damit, dass die Kosten um lediglich 2,7 Prozent steigen werden, wie auch der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Prämienschocks der vergangenen zwei Jahre würden damit zwar ausbleiben. Trotzdem: Teurer wird es wohl abermals.
Nicht aber im Kanton Zug. Dort werden in den Jahren 2026 und 2027 nahezu die gesamten Kosten für stationäre Spitalbehandlungen von Zuger Patienten und Patientinnen übernommen, wie Blick bereits 2024 berichtete. Der Kantonsrat hat einen entsprechenden Vorschlag des Zuger Regierungsrates Anfang 2025 genehmigt.
Zur Einordnung: Kantone müssen per Gesetz mindestens 55 Prozent der Fallkosten bei Spitalbehandlungen übernehmen – die meisten halten sich an das gesetzlich vorgeschriebene Minimum. Der Kanton Zug wird diesen Anteil aber massiv anheben. Konkret auf 99 Prozent. Ein Prozent verbleibt aus verfahrenstechnischen Gründen bei den Krankenversicherern. Als Folge sinken die Gesundheitskosten für die rund 133'000 Zuger und Zugerinnen laut KOF um «rekordhafte» 15,2 Prozent!
Zug weiss nicht wohin mit seinen Millionen
In Zug muss «das Geld zum Tempel raus», wie es SVP-Finanzdirektor Heinz Tännler (64) vor drei Jahren formulierte. Die Übernahme der Gesundheitskosten ist ein Weg, die massiven Gewinne des Kantons auszugeben. Die Aktion wird ihn rund 220 Millionen Franken kosten.
Zug schwimmt im Geld. 2024 spülte dem Kanton 310 Millionen Franken Steuergewinne in die Kasse. Die Stadt Zug machte 144 Millionen Gewinn. Um die Überschüsse loszuwerden, wird der Bevölkerung nicht nur mit massiv tieferen Prämien «etwas zurückgegeben», wie es der frühere Gesundheitsdirektor und heutige Bundesrat Martin Pfister (60) ausdrückte. Die Zuger Stadtregierung erwägt auch, eine 5500 Quadratmetern grosse Villa für 50 Millionen zu kaufen. Um die angrenzende Badi Seeliken zu erweitern. Günstig geht anders.
Die krasse Zuger Prämienreduktion hat sogar Einfluss auf den durchschnittlichen Prämienanstieg in der ganzen Schweiz. Zwar nur begrenzt, da in ganz Zug lediglich 1,5 Prozent der Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner leben. Trotzdem kann die Reduktion gemäss der KOF-Prognose den landesweiten Schnitt um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte drücken.
Verschieben jetzt alle ihre OPs?
Der Entscheid ruft nicht nur Freude hervor. So sagt die Grüne Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt (58) gegenüber Blick: «Der Anreiz, den Zug setzt, ist kontraproduktiv!» Denn Bund und Volk haben entschieden, dass man ambulante Medizin sowie die Pflege stärken wolle, dies tue der jetzige Entscheid keineswegs.
Ähnlich tönt es bei Carina Brüngger (59). Die FDP-Kantonsrätin und Geschäftsführerin Spitex Kanton Zug sagt zu Blick: «Gesundheitspolitisch ist es das falsche Signal.» Die Vorlage sei eine finanzpolitische, bei der es darum gehe, das Portemonnaie der Bürgerinnen und Bürger kurzfristig zu entlasten. «Ich gehe davon aus, dass nun besonders viele planbare Operationen vorgenommen werden – auch solche, die vielleicht noch nicht dringend notwendig wären.» Bedenklich sei zudem, dass Personen im Kanton Zug einen Selbstbehalt leisten müssen, wenn sie sich von der Spitex zu Hause pflegen lassen: «Da bleibt man doch lieber im Spital, wo diese Kosten nicht anfallen», sagt die Zugerin.