Darum gehts
- Stadt Zug erwägt Kauf einer 50-Millionen-Villa am Seeufer
- Historisches Gebäude mit emotionalem Wert und einzigartiger Lage
- Zug schrieb 2024 einen Jahresgewinn von 144 Millionen Franken
In der Stadt Zug ist eine 50 Millionen teure Villa direkt am Seeufer ausgeschrieben. Mit ihren 5500 Quadratmetern ist das edle Gebäude das grösste private Seegrundstück der Stadt. Die angestrebte Verkaufssumme ist rekordverdächtig: Nur am Genfersee wird ein Königsschloss für 55 Millionen Franken angepriesen. Kein Wunder sagte Robert Ferfecki (61) von der verantwortlichen Maklerfirma Fine Swiss Properties im Juni zu Blick: «Wer diese Villa kauft, ist der König von Zug.»
Jetzt wird bekannt, dass auch die Stadt gerne der König von Zug sein würde, wie das Onlineportal Zentralplus zuerst berichtete. Stadtrat Urs Raschle (48) bestätigt gegenüber Blick: «Wir werden bis Ende September ein Angebot abgeben.» Die Verkäufer seien bereits im Frühling auf die Stadt zugekommen.
Wo liegt die Schmerzgrenze?
Zum Problem könnte allerdings der Preis werden. Immer wieder kursiert die Zahl von 50 Millionen Franken. «Wir haben ein eigenes Gutachten des Gebäudes machen lassen», erklärt Raschle. Wo genau die Schmerzgrenze der Stadt liegt, will der Vorsteher des Finanzdepartements nicht verraten. Eines ist aber klar: «50 Millionen sind eindeutig zu viel. Wir wollen aber auch nicht einfach ein Alibi-Angebot abgeben, einfach, dass wir mitgemacht haben. Wir geben ein faires Angebot ab.»
Doch wieso erwägt die Stadt Zug den Kauf der Villa überhaupt? «Die Lage ist einmalig», so Raschle. «Zudem hat das historische Gebäude einen gewissen emotionalen Wert.» So hat beispielsweise der ehemalige Bundesrat Philipp Etter (1891 bis 1977) darin gewohnt.
Was mit dem Anwesen genau passieren würde, ist noch nicht klar. Der Stadtrat lässt durchblicken, dass eine Erweiterung des angrenzenden Seebads Seeliken und des Theater Casinos eine Möglichkeit wäre. Bis zu 50 Millionen Franken für eine Badi? Günstig geht anders.
Angst vor Oligarchen?
Aber die Stadt schwimmt auch im Steuergeld. 2023 schrieb Zug einen Jahresgewinn von 94 Millionen Franken, 2024 waren es sogar 144 Millionen! Gleichzeitig wäre es nicht das erste Mal, dass die Stadt Zug ein prunkvolles Gebäude im zweistelligen Millionenbereich kauft. Vor drei Jahren schnappte man sich das Schloss Zurlaubenhof für 65 Millionen Franken. Ist es also wirklich nötig, in einem so kurzen Abstand erneut ein Gebäude in diesem Format zu kaufen?
«Diese Frage haben wir und vor allem ich mir persönlich ebenfalls gestellt», meint Stadtrat Raschle. «Aber wir spüren das Anliegen der Bevölkerung, dass die Öffentlichkeit da mitredet.» Die Zuger Stimmbevölkerung hat das beim Kauf des Zurlaubenhofs bestätigt. 90 Prozent stimmten dem Erwerb damals zu. Bei der Bevölkerung spiele natürlich immer der Gedanke mit, dass ein Anwesen so öffentlich zugänglich wird, so Raschle.
Ganz im Gegenteil zu einem privaten Verkauf. Neben der Stadt gibt es wenige Dutzend Wohlbetuchte, die am historischen Gebäude interessiert sind. Darunter auch ausländische Personen, wie Makler Robert Ferfecki verrät. Gut möglich also, dass Zug die teure Villa direkt am Seeufer nicht an einen Oligarchen oder Scheich verlieren will.