Darum gehts
- Mallorca-Tourismus: Weniger Ausgaben, Traditionsbetriebe schliessen, Immobilienpreise steigen
- Ältestes Geschäft auf Mallorca schliesst nach 340 Jahren
- Immobilienpreise stiegen im letzten Jahr um über 11 Prozent
Mallorca ist und bleibt einer der Touristen-Hotspots Europas. Trotzdem hat die iberische Ferieninsel ein Problem: Die Feriengäste geben deutlich weniger aus als früher. Viele Geschäfte auf der Insel klagten im Sommer über geizige Touristen. Die Einheimischen haben für die knausrigen Gäste wenig schmeichelhafte Bezeichnungen erfunden, etwa «Diesel-Touristen» oder «Brötchen-Touristen». Weil diese nur viel herumlaufen, aber fast kein Geld ausgeben. Und sich über Mittag selbst versorgen, statt in einem Restaurant einzukehren.
Die Folge: Zahlreiche Gastro-Betriebe stehen auf der Kippe. Bereits im letzten Jahr gingen laut verschiedenen Medienberichten 370 mallorquinische Restaurants zu. Dieses Jahr dürften es noch mehr sein, befürchten Branchenkenner.
Ältester Laden von Mallorca ist am Ende
Mittlerweile hat die Krise auch Traditionsbetriebe erreicht. Für grosse Bestürzung in der lokalen Bevölkerung hat der Fall des Warengeschäfts Ca Donya Angela im Zentrum von Palma de Mallorca gesorgt. Das älteste Lädeli der Ferieninsel stellt den Betrieb ein – nach 340 Jahren! Das Geschäft in der Einkaufsmeile Carrer de Jaume II ist ein Treffpunkt für die Einheimischen. Sie kaufen dort Handarbeit und Textilien ein und tauschen sich über den neusten Klatsch und Tratsch aus.
Der aktuelle Inhaber Miquel Aguiló führt den Familienbetrieb in elfter Generation. Jetzt ist aber Schluss. Sein Geschäft habe sich quasi in eine Art Museum verwandelt, sagte er gegenüber der lokalen Zeitung «Diario de Mallorca». Und weiter: Die Strasse habe sich zu sehr verändert. «Wir passen hier nicht mehr her.»
Das Schicksal von Ca Donya Angela ereilt auch weitere Traditionsgeschäfte in der Innenstadt von Palma. Ende Jahr geht auch der Modeschmuckladen Sant Joan zu. Joan Campins, seit 20 Jahren Inhaber des Geschäfts, meinte ebenfalls zum «Diario de Mallorca», es habe sich alles sehr verändert – «und zwar zum Schlechten». Früher sei es völlig anders gewesen. «Es gab einen Tourismus mit einer grösseren Kaufkraft, viel mächtiger».
Immo-Boom treibt seltsame Blüten
Was den traditionsreichen Lädeli ebenfalls zu schaffen macht, sind die steigenden Immobilienpreise, die auch die Mieten klettern lassen. Mallorca gehört mittlerweile zu den teuersten Immobilienmärkten Spaniens. Die Preissteigerung lag im letzten Jahr bei über 11 Prozent! Mittlerweile haben auch Amerikaner die Ferieninsel für sich entdeckt und kaufen dort vermehrt Ferienresidenzen.
Welch seltsame Blüten der Immo-Boom auf Mallorca treibt, zeigt dieses Beispiel: 159 halbfertige Ferienhäuser, die wegen der Finanzkrise 2008 zu einer Geistersiedlung verkommen sind, werden nun neu zum Leben erweckt. Gleichzeitig hat der überhitzte Immobilienmarkt auch seinen Anteil daran, dass jetzt zahlreiche Betriebe mit viel Geschichte sterben.