Darum gehts
- Mallorca-Unternehmer klagen über weniger Gäste und leere Kassen
- Touristenfeindliche Stimmung und neue Gesetze schrecken Besucher ab
- Umsatzrückgang bei Einzelhändlern zwischen 10 und 20 Prozent je nach Lage
Seit Monaten sorgt die touristenfeindliche Stimmung auf Mallorca für Schlagzeilen. Die Einheimischen fordern Massnahmen, um den ausufernden Party- und Massentourismus einzudämmen. Die Regierung reagiert – teils mit drastischen neuen Gesetzen.
Das geht an vielen potenziellen Besuchern nicht spurlos vorbei. Denn es zeigt sich: Die Mallorca-Unternehmer klagen über weniger Gäste und leere Kassen. «Wir haben zu viele Dieseltouristen», bringt es Pepe Tirado, Präsident des mallorquinischen Unternehmerverbands Acotur gegenüber dem «Mallorca Magazin» auf den Punkt. «Sie laufen viel und geben wenig aus.» Die spanische Ferieninsel scheint also genau diese Touristen zu verscheuchen, die man halten wollte. Blick zeigt, was die Einheimischen dazu sagen.
In den Beizen
Der erste Aufschrei kam aus der Gastronomie. «Wir sind sehr um die Einnahmen besorgt», sagte Juan Ferrer, Präsident des Gastroverbands CAEB, Anfang Woche gegenüber der «Mallorca Zeitung». Bei den Beizern ist vom schlechtesten Sommer seit der Corona-Pandemie die Rede. Der Gäste-Rückgang liege im Schnitt bei 6 Prozent. In Orten wie Sóller, ein Städtchen im Nordwesten der Insel, das sehr stark über den Massentourismus klagte, lassen die Touristen sogar bis zu 40 Prozent weniger Geld liegen.
Für einige Lokale könnte das sogar das Ende bedeuten. «Viele Restaurants werden sich nicht halten können», meint Ferrer. Die Beizen jammern vor allem über die «Brötchen-Touristen». So liegen mehrmalige Restaurantbesuche für viele Reisende nicht mehr drin. Die Supermärkte verzeichnen gleichzeitig steigende Umsätze. Ein Sandwich muss für die Mallorca-Gäste also vermehrt reichen.
Die Tour-Organisatoren
Auch die Ausflugsbranche fühlt die Zurückhaltung der Touristen. Gemäss Pedro Oliver, Präsident der offiziellen Fremdenführer, werden ein Fünftel weniger Touren verkauft. Besonders betroffen sind Orte wie Valldemossa, Palma, Sóller und Alcúdia. In gewissen Dörfchen sind die Bushaltestellen weiter vom Zentrum entfernt worden. Auf längere Wege scheinen gewisse Besucher keine Lust zu haben, wie das «Mallorca Magazin» schreibt.
Auch Kreuzfahrtpassagiere, die in Mallorca von Bord stürmen, buchen weniger Touren. Früher waren es rund 30 Touren pro Schiff – heute sind es noch halb so viele.
Die Einzelhändler
Der Umsatzrückgang bei den Einzelhändlern liegt je nach Lage zwischen 10 und 20 Prozent. Vor allem die kleinen Geschäfte kämen dadurch an ihre Grenzen, erzählt Händlerin Carolina Domingo gegenüber dem Magazin. Für sie ist klar: «Die Kritik am Tourismus kommt von einer kleinen Minderheit. Sie hat aber grossen Schaden angerichtet.»
Ein perfektes Beispiel liefert der beliebte Dienstagsmarkt in Artà im Nordosten der Insel. Obwohl das Dorf am Markttag gut gesucht war, berichten Verkäufer von deutlich kleinerem Absatz.
Transport
Der Präsident des Verbands der Transportunternehmer, Rafel Roig, spricht derweil wohl vielen Touristen aus der Seele. «Wo man nicht willkommen ist, da geht man eben nicht hin», meint er. Das spürt auch seine Branche.
Er beobachtet mit Sorge, gemeinsam mit vielen Vertretern der mallorquinischen Wirtschaft, wie immer mehr antitouristische Parolen, Graffitis und Protestaktionen das Bild des Ferienhotspots prägen. Es macht sich die Angst breit, dass Mallorca die Hand, die sie füttert, zu stark gebissen hat.