Darum gehts
- Mallorca: Restaurants wehren sich gegen getrennte Rechnungen für Touristen
- Getrennte Rechnungen erschweren Abrechnung und führen zu Geldmangel in Kassen
- Nur jeder Dritte zahlt bar, Gastgewerbe leidet unter Fachkräftemangel
Mallorca wird im Sommer zu einem Hotspot – im wahrsten Sinne des Wortes. Hunderttausende Gäste verbringen auf der beliebten Ferieninsel ihre Ferien, um dort die heissen Sommertemperaturen zu geniessen. Das führt vermehrt zu Spannungen mit den Einheimischen, die sich keine Wohnungen mehr leisten können. Oder zu Reklamationen über Gäste, die sich komplett daneben benehmen. Die Regierung hat deshalb einen neuen Strafenkatalog verabschiedet. Wer etwa oben ohne durch Palma schlendert, muss 750 Euro bezahlen. Gebracht hat das wenig.
Jetzt sind auch diejenigen hässig, die im Sommer praktisch nur von den Touristen leben: die Restaurant-Besitzer. Kellner und Wirtinnen wehren sich dagegen, dass immer mehr Gäste die Rechnung getrennt bezahlen wollen, wie das «Mallorca Magazin» schreibt. Dazu muss man wissen: Auf Mallorca ist es eigentlich üblich, dass am Ende eines Restaurantbesuchs eine gemeinsame Rechnung pro Tisch ausgestellt wird. Wer welchen Betrag übernimmt, klären die Gäste dann untereinander. Viele Touristen kennen dieses unausgesprochene Gesetz aber nicht, sie verlangen vermehrt getrennte Rechnungen – wie das etwa in Deutschland und in der Schweiz geläufig ist.
«Das macht die Abrechnung kompliziert»
«Einige Gäste wollen nur ihr Gericht oder ihren Wein zahlen. Das macht die Abrechnung kompliziert», sagt Juanmi Ferrer, Präsident des mallorquinischen Gastgewerbeverbands CAEB Restauración, zur deutschsprachigen Zeitung von Mallorca. Die Folge: Kellnerinnen und Kellner verbringen viel Zeit damit, die Rechnungen am Tisch aufzuteilen.
Immer öfter bleiben Beträge offen, weil unklar ist, wer was bezahlt. Den Beizern fehlt am Ende des Tages Geld in der Kasse. Erschwerend kommt hinzu, dass nur noch jeder Dritte bar bezahlt. Die meisten verwenden Karten oder digitale Bezahlservices, was die Abrechnung zusätzlich erschwert, wenn die Rechnungen geteilt werden.
Fachkräftemangel trotz 1700 Euro Lohn
Das sei gerade in Zeiten von Personalmangel ein grosses Problem, gibt Ferrer zu bedenken. «Einzelabrechnungen sind im Alltag vieler Restaurants kaum mehr praktikabel», sagt er zum «Mallorca Magazin». Denn die Gastronomen leiden seit Corona unter dem Fachkräftemangel – trotz eines vergleichsweise hohen Mindestlohns von 1700 Euro netto. Viele Lokale haben ohnehin zu wenig Personal und müssen ihre Öffnungszeiten einschränken.
Ein Blick in die einschlägigen Jobportale zeigt, dass vor allem in saisonalen Betrieben Hunderte Jobs offen sind – und das mitten in der Hochsaison, wo eigentlich jede Stelle besetzt sein müsste! Wenn zum sowieso schon stressigen Job auch noch «Sonderwünsche» der Gäste dazukommen, macht das den Beruf noch weniger attraktiv. Die Gastronomen fordern die Touristen deshalb auf, die Gesamtrechnung zu zahlen – und den Betrag dann später unter sich aufzuteilen.