Von wegen überfüllte Insel
Mallorca-Touristen geben kein Geld mehr aus – Beizen entlassen Mitarbeiter

Die Strände auf der Ferieninsel Mallorca sind aktuell besonders voll. Trotzdem verzeichnen die Restaurants den schlechtesten Sommer seit der Corona-Pandemie. Sie müssen sogar Mitarbeitende entlassen.
Publiziert: 23.07.2025 um 16:21 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2025 um 17:16 Uhr
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Die Strassen in Mallorca sind momentan vollgestopft.
Foto: imago/Chris Emil Janßen

Darum gehts

  • Mallorca-Restaurants beklagen leere Tische trotz Hochsaison und Touristenmassen
  • Gastronomen machen Kampagnen gegen Massentourismus für Umsatzrückgang verantwortlich
  • In Sóller lassen Touristen bis zu 40 Prozent weniger Geld liegen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

In Mallorca ist zurzeit Hochsaison. Ende Juli heisst der spanische Ferien-Hotspot am meisten Gäste willkommen. Obwohl «willkommen heissen» zuweilen übertrieben ist. Denn seit längerem sträuben sich Einheimische und die Regierung gegen die grossen Touristenmassen. Sie lancieren neue Regeln und Gesetze, um dem nicht nachhaltigen Overtourism ein Ende zu setzen.

Jetzt schlagen allerdings die Restaurantbesitzer Alarm. Gegenüber der «Mallorca Zeitung» jammern sie über freie Stühle und leere Restaurants. «Wir sind sehr um die Einnahmen besorgt. Viele Restaurants werden sich nicht halten können», sagt Juan Ferrer, Präsident des Gastroverbands CAEB. «Mittags ist es bei manchen Lokalen schon regelrecht dramatisch. Abends kommen zwar ein paar mehr Gäste, das ist aber nicht vergleichbar mit den vergangenen Sommern.»

40 Prozent weniger

Bei den Mallorca-Beizern ist vom schlechtesten Sommer seit der Corona-Pandemie die Rede. Die ausbleibenden Gäste seien praktisch in allen Restaurants auf Mallorca spürbar, so Ferrer. Der Rückgang liege im Schnitt bei 6 Prozent. In Orten wie Sóller, ein Städtchen im Nordwesten der Insel, das sehr stark über den Massentourismus klagte, lassen die Touristen sogar bis zu 40 Prozent weniger Geld liegen.

Die Strände und Strassen sind zwar voll mit Touristen, sie haben aber weniger Budget wegen den teuren Flug- und Hotelpreisen zur Verfügung, meint Ferrer. «Sie sparen überall, bestellen weniger Gänge und lassen den Wein weg.» Die Konsequenzen: Die Lokale können ihre Mitarbeitenden nicht beschäftigen. «Früher suchten wir händeringend nach Personal. Heute haben wir zu viele Leute», erklärt Joan Ruiz, Chef der Restaurants Can Joan und Vint in Sóller, gegenüber der mallorquinischen Zeitung.

Übrigens: Nicht nur die Restaurants spüren die knausrigen Touristen. Gemäss dem «Mallorca Magazin» verzeichnen auch andere Geschäfte und touristische Dienstleister weniger Einnahmen. In Gegenden wie der Playa de Palma und Magaluf machen sie bis zu 20 Prozent weniger Umsatz.

«Beissen die Hand, die uns füttert»

In der Gastrobranche werden jetzt Stimmen laut, die die Kampagnen gegen den Massentourismus dafür verantwortlich machen. «Wir dürfen nicht die Hand beissen, die uns füttert», meint Catalina Marroig, Leiterin des Restaurants Camposol, zur «Mallorca Zeitung». Sie sieht aber auch gewisse Lokale in der eigenen Pflicht. Manche hätten mit den Preisanstiegen massiv übertrieben. «Wenn wir die Urlauber abschrecken, hilft uns das nicht.»

Es scheint, als ob die Gastronomen die Schmerzgrenze der Touristen erreicht haben. Der Knatsch zwischen den meist deutschen Gästen und den Wirten bleibt angespannt. Erst letzte Woche wehrten sich Kellner dagegen, dass immer mehr Gäste die Rechnung getrennt bezahlen wollen. Auf Mallorca ist es eigentlich üblich, dass am Ende eines Restaurantbesuchs eine gemeinsame Rechnung pro Tisch ausgestellt wird. Wer welchen Betrag übernimmt, klären die Gäste dann untereinander.

Viele Touristen kennen dieses unausgesprochene Gesetz aber nicht, sie verlangen vermehrt getrennte Rechnungen – wie das etwa in Deutschland und in der Schweiz geläufig ist.

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