Darum gehts
- Tourismus-Krise in beliebten europäischen Urlaubszielen: weniger Gäste und Umsatz
- Mallorca, Gardasee, Santorini und Südfrankreich besonders betroffen
- Buchungsrückgang auf Santorini bis zu 19 Prozent bei internationalen Flugreisen
Nein, der Sommer ist noch nicht zu Ende. Aber die Sommerferien sind für die meisten Schweizerinnen und Schweizer bereits Geschichte. Ab Montag sind fast alle Kinder und Jugendliche wieder in der Schule – und die Eltern auf der Arbeit. Bürostuhl statt Liegestuhl, Schulbank statt Strandbeiz.
Auch für die Touristen-Hotspots gehts auf die Zielgeraden. Und die letzten Wochen im August dürften die Sommerbilanz für viele Orte nicht mehr retten. Denn der Sommer 2025 machte deutlich: In Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland gibts Probleme.
Mallorca, Spanien
Die Touristen sind da – doch sie konsumieren nicht: So lautet die bittere Erkenntnis aus Mallorca. Viele Geschäfte auf der Insel klagten über Gäste, die kaum Geld ausgeben. Die sogenannten «Diesel-Touristen» würden einfach viel herumlaufen, aber nur wenig Geld ausgeben. Die monatelange touristenfeindliche Stimmung der Einheimischen hat negative Folgen für die mallorquinische Wirtschaft.
Bei den Beizern ist gar vom schlechtesten Sommer seit der Corona-Pandemie die Rede. Der Gäste-Rückgang liege im Schnitt bei 6 Prozent. In Orten wie Sóller, ein Städtchen im Nordwesten der Insel, das sehr stark über den Massentourismus klagte, lassen die Touristen sogar bis zu 40 Prozent weniger Geld liegen.
Und: Die Mallorca-Touristen waren auch nicht mehr bereit, für Liegestühle und Sonnenschirme an den Stränden zu bezahlen. Die verantwortliche Vereinigung Adopuma sprach von einer negativen Bilanz im Juli, wie das «Mallorca Magazin» berichtete. Die Umsatzzahlen seien im Vergleich zum Vorjahr um einen Fünftel zurückgegangen. Betroffen: beliebte Hotspots wie die Playa de Muro und Can Picafort im Norden der Ferieninsel.
Gardasee, Italien
In weniger als zwei Stunden ab der Schweizer Grenze erreichen wir den Gardasee – eine der beliebtesten italienischen Ferienregionen im Norden. In diesem Jahr bleiben allerdings viele Gäste aus, wie der «Corriere del Veneto» schreibt. Die italienische Zeitung spricht von einem «bitteren Sommer».
In erster Linie betroffen ist die Hotellerie. «20 Prozent der Zimmer bleiben leer», klagt Virginia Torre, Präsidentin der Hoteliers des Ferienortes Lazise. «Last-Minute-Buchungen und Reservierungen, die eine Woche im Voraus für die folgenden 15 Tage buchen, fehlen völlig», so Torre gegenüber der Zeitung. Ein Blick auf die Buchungsplattform Booking bestätigt: Wer im August zu flexiblen Daten noch ein Hotelzimmer für zwei Personen am Gardasee sucht, bekommt fast 3000 Treffer vorgeschlagen.
Auch die Verkäufer in der Ferienregion verzeichnen weniger Umsatz. «Wir schätzen einen Rückgang von 10 bis 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr», erklärt Tourismus-Unternehmer Fabio Pasqualini zum «Corriere del Veneto». Ihm gehört ein Imperium an Betrieben um den Gardasee. Vor allem deutsche und italienische Urlauber fehlen in diesem Jahr.
Santorini, Griechenland
Überraschend schlecht fällt der Sommer auf der griechischen Ferieninsel Santorini aus. Der bei Instagram-Influencern besonders beliebte Ort erlebt 2025 laut lokalen Medienberichten einen markanten Rückgang der Auslandsbuchungen. Konkret: Die internationalen Flugreisen sind im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent eingebrochen. Auch die Buchungen bei den Fähren, zentrale Transportmittel vom Festland zur Insel, verzeichneten einen Rückgang um 7 Prozent. Insgesamt deuten die Prognosen für die Gesamtbesucherzahlen Santorins im Jahr 2025 auf ein Minus von 10 bis 15 Prozent hin. Das ist ganz schön happig!
Die Gründe sind vielschichtig: Einerseits ist da der Massentourismus – viele Reisende haben in den sozialen Medien die überfüllten Gassen und Stadtstrassen von Santorini gesehen. Aber auch die hohen Preise werden von Touristen bemängelt. Wer 350 Euro pro Nacht bezahlt, erwartet wohl mehr als überlaufene Gassen und 45 Minuten Wartezeit aufs Frühstück. Auch die Erdbebenserie auf Santorini soll einen Einfluss gehabt haben – besonders Touristen aus Grossbritannien und den USA stornierten deshalb teilweise ihre Reise zum griechischen Ferien-Hotspot.
Südfrankreich
Die Grande Nation dürfte im Sommer 2025 letztlich zwar mehr internationale Besucher willkommen geheissen haben, aber: Die Touristen geben weniger Geld aus. Betroffen sind vor allem Küstenregionen ausserhalb der Côte d’Azur.
Das Online-Portal Lesfrancais.press berichtet über das Beispiel Martigues, ein beliebter Strandort zwischen den Städten Marseille und Montpellier. Obwohl die Strände hier voll waren, blieben die Terrassen der Gastronomen teilweise leer. Der Grund: Die Touristen konsumieren weniger. Der Betreiber eines Strandcafés fragt sich: «Wir sollten jetzt Vollbetrieb haben, aber niemand kommt.» Im Touri-Hotspot Nizza rechnet ein Wirt vor, dass er zwar merklich mehr Gäste als im Vorjahr habe, sein Umsatz aber um 5 Prozent rückläufig sei. «Die Gäste geben durchschnittlich deutlich weniger aus», so sein Fazit.
Italien
Teure Liegen und Sonnenschirme, fehlende Gäste: Italiens letzte Sommer-Hoffnung war das aktuelle Wochenende – der «Ferragosto». Das Fest von Mariä Himmelfahrt wird im Land als Höhepunkt der Ferienzeit gefeiert. In den vergangenen Jahren waren Hotels und Campingplätze zu dieser Zeit komplett ausgebucht. Aber an diesem «Ferragosto» beklagen Touristiker und Hoteliers einen Besucherrückgang in den beliebtesten Badeortschaften – von Rimini bis Sizilien. Grund dafür sind laut italienischen Medien die hohen Preise.
Der Tourismusverband Assobalneari Italia spricht für die bisherige Gesamtsaison bereits von einem Rückgang der Gästezahlen um 25 bis 30 Prozent. Nur an Sonntagen sei es noch voll. Als Gründe werden die explodierenden Preise für Liegen, Sonnenschirme und Gastronomie angegeben. Insbesondere an exklusiven Stränden in Regionen wie der Amalfiküste, Sardinien oder Teilen der Toskana sind die Kosten für einen Tagesaufenthalt oft sehr hoch, klagen Konsumentenschutzverbände. Fakt ist: Einige Strandbäder verlangen tatsächlich bis zu 100 Euro für zwei Liegen und Sonnenschirme, dazu kommen weitere Gebühren für Parkplätze oder Verpflegung hinzu.