Was steckt dahinter – und sind jetzt meine Ferien in Gefahr?
4000 Türkei-Hotels schliessen plötzlich ihre Türen

Die Türkei will neue Besucherrekorde knacken. Gleichzeitig macht die Regierung aber plötzlich fast 20 Prozent aller Hotels zu. Was steckt dahinter? Und was sagen Schweizer Reiseveranstalter dazu?
Publiziert: 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 17:36 Uhr
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Badeferien an der Mittelmeerküste Antalyas ...
Foto: IMAGO/SOPA Images

Darum gehts

  • Rund 4000 Hotels in der Türkei müssen schliessen, was etwa 17 Prozent des gesamten Bestandes entspricht.
  • Schweizer Reiseanbieter wie Dertour, Tui und Hotelplan sind laut eigenen Aussagen nicht betroffen.
  • Experten warnen vor Preissteigerungen durch reduzierte Hotelkapazitäten.
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Die Türkei ist als Sommerreiseziel bei Schweizerinnen und Schweizern hoch im Kurs. Damit sind sie nicht allein: Für das Jahr 2025 rechnet das Land mit 65 Millionen Touristen – etwa 3 Millionen mehr als im Vorjahr. Das Land plant mit Einnahmen von rund 64 Milliarden Dollar.

Doch wer dieses Jahr in Istanbul, Antalya oder an der Ägäis Ferien buchen möchte, wird feststellen: Die Hotelauswahl fällt deutlich magerer als in den vergangenen Jahren. Der Grund: Das türkische Ministerium für Kultur und Tourismus veranlasste Anfang Juni kurzfristig die Schliessung von 4000 Hotelbetrieben – dies entspricht etwa 17 Prozent aller Hotels, wie der türkische Nachrichtensender Tele1 berichtete. 

Auslöser der Massnahme war ein verheerender Brand im Hotel Grand Kartal im Ferienort Kartalkaya im Januar, bei dem 78 Menschen ums Leben kamen. Eine anschliessende Untersuchung förderte gravierende Sicherheitsmängel zutage. Daraufhin verschärfte das Ministerium seine Brandschutzvorschriften massiv. Hotels, die die neuen Standards nicht erfüllen, müssten den Betrieb einstellen, bis die Mängel behoben sind. Laut Tele1 schlossen deshalb vor allem kleine Familienbetriebe für immer, statt teure Renovierungsarbeiten vorzunehmen. 

Auswirkungen auf Schweizer Reisende

Was heisst das nun für Schweizer Türkei-Reisende? Dem Reiseveranstalter Dertour Suisse, zu dem auch Marken wie Kuoni und Helvetic Tours gehören, ist die Situation in der Türkei bekannt. Partnerbetriebe von Dertour Suisse seien von den Schliessungen aber nicht betroffen, erklärt ein Sprecher auf Anfrage. «Wir arbeiten mit renommierten Hotelketten zusammen, bei denen die gültige Lizenz stets überprüft wird», so der Sprecher. 

Gleiches gilt für Tui, Hotelplan und Migros Ferien: Hotels und Gäste seien bisher nicht betroffen. «Alle Unterkünfte bleiben wie gewohnt buchbar», beschwichtigt Hotelplan-Sprecherin Muriel Wolf-Landau. 

Werden meine Türkei-Ferien jetzt teurer?

Langfristige Auswirkungen sind aber möglich, vor allem finanzielle: Die Schliessung von fast 20 Prozent aller türkischen Hotels führt zu einer Verknappung des Angebots. Branchenexperten in der Türkei erwarten daher, dass es zu Preissteigerungen kommen wird. 

Auf die Frage nach möglichen Preiserhöhungen erklärte Dertour, dass eine punktuelle Verknappung durchaus Auswirkungen auf die Preise haben könne. Momentan seien jedoch noch keine flächendeckenden Preissteigerungen zu verzeichnen. Auch Tui und Hotelplan melden keine signifikanten Preiserhöhungen.

Serdar Karcilioglu, Präsident der Professional Hotel Managers Association in Bodrum, äusserte gegenüber Tele1 aber eine düstere Prognose: «Von den 4000 Betrieben werden wohl nur 200 eine Lizenz erhalten und wieder öffnen. Die übrigen bleiben entweder geschlossen oder arbeiten illegal weiter.» Damit dürften weniger verfügbare Unterkünfte auf eine unveränderte oder gar steigende Nachfrage treffen. Gut möglich also, dass Schweizerinnen und Schweizer für Türkei-Ferien bald tiefer ins Portemonnaie greifen müssen.

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