Darum gehts
- Stadler Rail verstösst gemäss SRF Investigativ seit Jahren gegen Umweltauflagen in der Schweiz
- VOC-Emissionen, die beim Lackieren der Züge entstehen, überschreiten Grenzwerte massiv
- Das Werk in St. Margrethen SG stösst jährlich fünfmal mehr als erlaubt aus
Für Stadler Rail gibts gerade keine Verschnaufpause. Zuerst vergeben die SBB den teuersten Auftrag in der Unternehmensgeschichte für 116 Doppelstockzüge an den deutschen Konzern Siemens. Stadler geht leer aus, was in der Wirtschaft und Politik für Furore sorgt. Und Stadler-Patron Peter Spuhler (66) macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Er erwägt gar, gegen den SBB-Entscheid Rekurs einzulegen.
Jetzt zeigen Recherchen von SRF Investigativ: Der milliardenschwere Grosskonzern verstösst in der Schweiz seit Jahren gegen Umweltauflagen. Demnach überschreitet Stadler in seinen Werken in den Kantonen St. Gallen und Thurgau die zulässigen Grenzwerte für sogenannte VOC-Emissionen deutlich. Im Werk in St. Margrethen SG betragen sie jährlich beispielsweise das Fünffache.
Aus Sprühkabinen entweichen zu viele Schadstoffe
Konkret verdampfen die kleinen Partikel der chemischen VOC-Verbindungen beim Lackieren der Züge und gelangen so ungefiltert in die Luft. Trotz wiederholter Aufforderungen der Behörden – St. Gallen forderte bereits 2014 eine Reduktion – habe Stadler Rail bisher keine ausreichenden Massnahmen ergriffen, um die Emissionen einzudämmen, schreibt SRF.
Stadler will das nicht auf sich sitzen lassen und sagt gegenüber Blick: «SRF berichtet, dass Stadler zu wenig unternimmt, um den VOC-Ausstoss zu senken. Das ist falsch. Richtig ist, dass Stadler alle Gesetze der Kantone Thurgau und St. Gallen sowie die Fristen zur VOC-Reduktion erfüllt.» Und weiter: «In den letzten zehn Jahren konnte der Ausstoss bei der Zugproduktion in der Schweiz um fast zwei Drittel reduziert werden.» Ausserdem halte der Konzern die Grenzwerte im grössten Werk in Bussnang TG zu 97 Prozent der Zeit ein. Der Sprecher räumt jedoch ein: «In wenigen Fällen kann es zu kurzzeitigen Überschreitungen kommen. Das sind einzelne wenige Stunden pro Jahr.»
Kantone ergriffen Massnahmen
Unbestritten ist: Der Zugbauer befindet sich derzeit in einem Sanierungsverfahren mit den beiden Kantonen. St. Gallen und Thurgau haben Stadler also dazu verpflichtet, die Emissionen innert einer Frist von fünf Jahren zu reduzieren. Etwa mit dem Bau einer Abluftreinigungsanlage, welche die VOC-Emissionen aus der Abluft filtert.
Stadler plant diese in zwei der drei Werke 2026 zu installieren, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber Blick sagt. Interessant: In einigen Stadler-Werken im Ausland betreibt der Zugbauer bereits jetzt solche Anlagen – etwa in Ungarn.