Nach Billigbrot prescht Discounter erneut vor
Aldi senkt Preise für Frischfleisch – schon wieder

Das einträgliche Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Dieses lanciert Aldi in der Schweiz nun mit einer Preissenkung. Der Discounter bietet Fleisch um bis ein Viertel günstiger an als bisher. Zur Erinnerung: Erst kürzlich sorgte Aldi schon mit Billigbrot für Aufsehen.
Publiziert: 11:16 Uhr
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Aktualisiert: vor 42 Minuten
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Schon im September 2024 preschte Aldi mit einer grossflächigen Preisreduktion bei Frischfleisch vor.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Aldi senkt erneut Frischfleischpreise für das Weihnachtsgeschäft um durchschnittlich 23 Prozent
  • Die Preissenkung betrifft fünf Fleischprodukte und ein Fischprodukt für die Festtage
  • Das Rindsfilet Black Angus etwa wurde von 6.49 auf 5.49 Franken pro 100 Gramm reduziert
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Immer wieder Aldi: Der Discounter hat schon mehrfach den Schweizer Detailhandel mit neuen Tiefpreisen durchgeschüttelt. Mitte Oktober löste er mit seinem Pfünder für 99 Rappen eine heftige Debatte aus. Die Bäcker gingen auf die Barrikaden. Die Konkurrenz zog aber nach: Migros, Coop, Lidl und Denner senkten ihre Brotpreise ebenfalls. Zur Erinnerung: Per 1. September 2024 reduzierte Aldi schon einmal grossflächig die Preise für Frischfleisch. Das gesamte Sortiment an nicht verarbeitetem Fleisch fürs Kochen war danach bis zu 32 Prozent billiger.

Jetzt will der Discounter seinen damaligen Coup wiederholen: Mit Blick aufs anstehende Weihnachtsgeschäft geht Aldi bei den Preisen von ausgewählten Frischfleischprodukten per sofort weiter runter – im Schnitt um 23 Prozent. Diesmal betrifft die Massnahme aber nicht das ganze Sortiment, sondern fünf Fleisch- und einen Fischartikel. Es handelt sich dabei um Sorten, die in den Schweizer Haushalten über die Festtage gerne auf dem Tisch landen. Konkret:

  • Rindsfilet Black Angus von 6.49 auf 5.49 Franken – 15 Prozent billiger
  • Rindsentrecôte Black Angus von 4.99 auf 3.49 Franken – 30 Prozent billiger
  • Rindshuft Black Angus von 4.99 auf 3.49 Franken – 30 Prozent billiger
  • Lammnierstück von 3.69 auf 2.99 Franken – 18 Prozent billiger
  • Biopouletbrust von 2.69 auf 1.99 Franken – 26 Prozent billiger
  • Biolachsfilet (200g) von 6.89 auf 5.49 Franken – 20 Prozent billiger

Mit dem erneuten Tiefpreisvorstoss will Aldi an den Schritt vor gut einem Jahr anknüpfen. «Unsere Preissenkungen im vergangenen Herbst haben gezeigt, wie gross die Nachfrage nach hochwertigem, bezahlbarem Frischfleisch ist», so Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer (45) in einem Communiqué. Man wolle den Kundinnen und Kunden eine «unbeschwerte Vorweihnachtszeit ohne Kompromisse beim Preis» schenken, heisst es in Werbesprech.

Aldi verspricht, die Preissenkung selber zu tragen

Bei den Metzgerinnen und Fleischproduzenten dürften die neuerlichen Preissenkungen nicht gut ankommen. Schon vor einem Jahr gab es deutliche Kritik. «Es ist schlichtweg unrealistisch, erhebliche Preisnachlässe auf Schweizer Fleisch zu erwarten», sagte damals Markus Roten, Präsident des Zentralschweizer Metzgermeister-Verbandes, zu Blick. Und ein Branchenkenner, der anonym bleiben wollte, meinte: «Die Abschläge von Aldi sind überhaupt nicht marktgerecht.» Die Produzenten und Landwirte würden am Schluss die Leidtragenden sein. Aldi wiederum stellte klar, dass die Lieferanten für ihre Erzeugnisse denselben Preis wie bisher erhalten würden.

Das gleiche Versprechen gibt der Discounter nun erneut ab: «Die Aktionen werden von Aldi selbst getragen, ohne Auswirkungen auf die Produzentenpreise», heisst es im Communiqué weiter.

Ungeachtet der Preisdebatte löste Aldi mit dem Vorpreschen einen Preiskampf bei Fleisch aus: Die Konkurrenz reagierte ebenfalls mit billigerem Frischfleisch – und seither versuchen die Detailhändler, sich gegenseitig zu unterbieten. Manchmal im Hintergrund, ohne grosses Tamtam, manchmal öffentlichkeitswirksam mit flächendeckenden Kampagnen.

Schweizer achten sehr genau auf die Preise

Generell herrscht hierzulande wieder eine gewisse «Geiz ist geil»-Mentalität. Die Schweizer sind deutlich preissensibler geworden. Deshalb mischen im Kampf um die Deutungshoheit, wer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist, längst nicht mehr nur die Discounter Aldi, Denner und Lidl mit. So gab im Oktober 2024 auch die Migros ein deutliches Tiefpreisversprechen ab. Und Coop startete eine Prix-Garantie-Offensive in ihren Filialen an den Bahnhöfen, wo der Detailhändler früher eher höherpreisige Produktlinien mit besseren Margen verkaufte. 

Insbesondere bei den Fleischpreisen schielen die Detailhändler stets aufs Angebot der Konkurrenz. Denn Fleisch gilt als Paradebeispiel für Produkte, für die Schweizer ins nahe Ausland zum Einkaufen fahren, weil es dort billiger ist. Trotz tieferer Freigrenze erlebt der Einkaufstourismus einen Boom. Dem wollen die hiesigen Unternehmen gegensteuern.

Zudem weiss man aus verschiedenen Studien, dass Fleisch sogenannte Verbundeffekte aufweist. Sprich: Wer Fleisch einkauft, braucht meistens noch weitere Produkte. Zum Biopouletbrüstli landen also auch noch eine Packung Nüdeli, etwas Gemüse und der passende Rotwein im Einkaufswagen. Heisst: Fleischkäufer sind wertvolle Kunden. Und diese will jeder Discounter für sich gewinnen – Aldi nun mit einer weiteren Preissenkung.


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