Darum gehts
- Lidl plant Expansion in der Schweiz, Aldi reagiert auf Konkurrenzaussagen
- Aldi senkte als Erster Brotpreise, löste Aufruhr im Detailhandel aus
- Lidl will von 190 auf 300 Filialen wachsen, Aldi hat 247 Filialen
Lidl will bei der Expansion in der Schweiz ein paar Gänge hochschalten. Der Discounter wolle in den kommenden sieben bis zehn Jahren von aktuell 190 auf rund 300 Filialen wachsen, wie Länderchef Nicholas Pennanen (40) gegenüber Blick ankündigte. «Unsere einzige Schwäche ist, dass wir noch nicht nahe genug bei den Kunden sind.»
Einzige Schwäche? Bei diesen Aussagen wird Rivale Aldi hellhörig. Der Discounter ist bereits mit 247 Filialen in der Schweiz vertreten. Das sind fast 60 mehr, als Lidl derzeit eröffnet hat. Näher beim Kunden kann man fast nicht sein. Trotzdem macht Lidl laut Marktforschern von Nielsen deutlich mehr Umsatz als sein Konkurrent. «Unsere Filialen performen offenbar deutlich besser», stichelt Pennanen im Interview. «Wir machen einen guten Job bei der Auswahl der Standorte.»
So stehenlassen will das Aldi nun doch nicht. «Wie exakt solche Branchenschätzungen sind, bleibt dahingestellt», lässt Aldi-Schweiz-Chef Jérôme Meyer (45) ausrichten. «Seit Covid haben wir die Anzahl der Kunden prozentual zweistellig steigern können. Das ist Tatsache.» Das zeige, dass «wir unsere Sache nicht so schlecht machen», so der Discounter. Das Umsatz-Plus der Konkurrenz erklärt Aldi, dass man deutlich weniger Markenprodukte im Regal als die Konkurrenz habe. «Markenware ist teuer, und das zeigt sich am Umsatz.»
Aldi will nicht gross weiter expandieren
Aldi nimmt die Aussagen des Lidl-Chefs sportlich: «Wir finden einen gesunden Wettbewerb im Schweizer Detailhandel super.» Das helfe den Konsumentinnen und Konsumenten. «Wichtig ist für uns aber nicht der Vergleich mit anderen, sondern wir schauen auf unsere Kundschaft», heisst es bei Aldi weiter. Um dann doch noch eine Breitseite gegen die Konkurrenten abzufeuern: «Wir senken als Erster die Preise. Das haben wir schon mit mehreren Preissenkungen wie beim Fleisch, bei Schaumwein und Fisch, bei Obst und Gemüse oder aktuell beim Brot gezeigt.»
Das ist in der Tat so. Die letzte Aldi-Preissenkung beim Brot auf unter einen Franken, über die Blick berichtete, hat im Detailhandel für Aufruhr gesorgt. Bäckereien gingen an die Decke. Sie sehen in den «Dumpingpreisen» der Discounter eine Gefahr für ihr Gewerbe und die lokale Versorgung. «Ein fairer Preis für ein Pfund Brot liegt bei vier Franken.» Und keinesfalls bei 99 Rappen, hiess es.
Weniger als 24 Stunden nach Aldi senkten auch Lidl und andere Detailhändler die Brotpreise.
Im Gegensatz zu Lidl sieht Aldi bei künftig 260 Filialen die Decke erreicht. «In der ganzen Schweiz ist eine Aldi-Filiale innerhalb von 15 Minuten zu finden», so die Pressestelle zu Blick. «Uns geht es nicht um möglichst viele Läden, sondern um die richtigen Standorte. Statt schnell zu wachsen, konzentrieren wir uns deshalb auf eine nachhaltige Expansion und Optimierung bestehender Filialen.»